[721] Naundorf, Karl Wilhelm, geb. 1785 in der Niederlansitz, lebte längere Zeit als Uhrmachergehülfe in Brandenburg u. in Krossen. Da er in seinem Gesicht eine bedeutende bourbonsche Familienähnlichkeit zeigte, so wurde er bewogen, sich seit der Restauration der Bourbons für den Sohn Ludwigs XVI. von Frankreich auszugeben, welcher in Paris laut Todtenschein u. Zeugen 1795 verstorben war, vgl. Ludwig 31). Nachdem er schon früher mehre Schritte gethan hatte, sich von den älteren Bourbous Anerkennung zu verschaffen, aber immer von diesen, bes. von dem Herzog von Angoulème, zurückgewiesen worden war, ging er 1833 nach Paris u. richtete eine Bittschrift an die Kammern in welcher er sich erbot, gegen eine Geldsumme zu Gunsten Louis Philipps auf seine Succession zu verzichten, gründete auch ein Journal La justice, um seine Ansprüche zu vertheidigen. Die Kammer nahm nicht auf ihn Rücksicht, u. in Schulden gerathen, kam er vor das Zuchtpolizeigericht, welches ihn aber freisprach. Unter dem französischen Adel fand er mehre Anhänger, u. eine Madame Rambant, einst Erzieherin des Dauphins, soll ihn anerkannt haben. Seitdem lebte N., bald als Duc de Normandie, bald als Graf Gustav N., erst in Belgien u. dann in London u. erhielt bedeutende Unterstützungen von Franzosen, die noch an ihn glaubten, welches Geld er aber zu nutzlosen Maschinenbauten, bes. zu Errichtung von Kriegsmaschinen, durch die ein Schiff eine ganze Flotte sollte vernichten können, verwendete, welche jedoch die britische Regierung, der er diese Erfindungen vorlegte, aus, chlug. 1844 bei der Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux in London verlangte er in einem Schreiben von diesem, er solle zu ihm ins Schuldgefängniß kommen (in welches er wieder gerathen war) u. ihn als seinen Onkel besuchen. Er starb Ende der vierziger Jahre in Delft. Die 1856 wieder über ihn auftauchenden Gerüchte, als lebe er noch, waren eine Verwechselung der Person. Vgl. Ludwig XVII. lebt! Lpz. 1835.