Platinfeuerzeug

[193] Platinfeuerzeug, von Döbereiner erfundenes Feuerzeug, dessen Wirkung auf der von ihm 1824 gemachten Entdeckung beruht, daß Platinschwamm einen Strom von Wasserstoffgas entzündet, indem es in seinen Poren Sauerstoff condensirt u. dadurch die Verbindung des Wasserstoffs mit dem Sauerstoff veranlaßt. Es besteht aus einem verdeckten cylindrischen, mit verdünnter Schwefelsäure gefüllten Glasgefäß, an dessen Deckel eine Glocke von Glas angebracht ist, welche in die Flüssigkeit eintaucht u. in deren Inneren ein Stück Zink hängt Beim Öffnen eines auf dem Deckel des Apparats angebrachten Hahnes, welcher mit dem Inneren der Glocke in Verbindung steht, tritt die Schwefelsäure in die Glocke u. entwickelt in Berührung mit dem Zink Wasserstoffgas, welches durch den Hahn austritt u. in einem seinen Strahl auf einen Platinschwamm strömt, wo es sich entzündet. Wird der Hahn geschlossen, so kann der Wasserstoff nicht mehr aus dem Apparat treten, er füllt die Glocke an u. verdrängt die Schwefelsäure, diese kommt außer Berührung mit dem Zink u. die Gasentwickelung hört auf; sie tritt erst bei neuem Öffnen des Hahnes wieder ein. Ist nach längerem Gebrauch der Maschine das Zinkstück aufgelöst, so ersetzt man es durch ein neues, ist die Schwefelsäure abgestumpft, so daß sie das Zink nicht mehr angreift, so gießt man die Flüssigkeit ab, wäscht das Glasgefäß aus u. füllt es bis über die Hälfte voll Wasser, qu welchem man 4 bis 5 Loth Englische Schwefelsäure langsam zugießt. Ist der Apparat längere Zeit außer Gebrauch gewesen, so hat der Platinschwamm nicht selten die Fähigkeit, den Wasserstoff zu entzünden, verloren, erhält dieselbe aber häufig wieder durch Ausglühen in dem angezündeten Gasstrom. Schwefelwasserstoffgas[193] u. Arsenikwasserstoffgas zerstören die zündende Kraft des Platinschwamms, daher ist zur Füllung des Apparats reine Schwefelsäure anzuwenden; auch Ammoniak vernichtet die Zündkraft des Platins, daher bleibt dasselbe nicht lange wirksam in einem Zimmer, wo Tabak geraucht wird; durch das eben genannte Mittel läßt sich in den meisten Fällen die Wirksamkeit wieder herstellen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 193-194.
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