Ural

[273] Ural (d.i. Gürtel, russ. Semlännii- od. Kammenoi-Pojas), 1) Gebirg in Rußland, erstreckt sich vom Karischen Meerbusen am Nördlichen Eismeer od. vom 67o an, die Grenze zwischen Europa u. Asien bildend, nach Süden, tritt in das Gouvernement Perm, wo er sich in mehre Zweige theilt, geht durch das von Orenburg, wieder nahe an der Grenze von Asien hinstreichend, u. läuft etwa bei dem 50° gegen den Aralsee aus. Die Länge des U-s wird auf 600 Meilen gerechnet. Man unterscheidet: a) den Nördlichen U. (Nordural), welcher bis fast zur Nordgrenze des Gouvernements Archangel reicht, meist unbewohnt, zum Theil noch unbekannt ist, an einigen Orten nur Moos u. Torf, an andern niedriges Gesträuch u. südlicher erst Nadelholz trägt; b) den Werchoturischen(Erzreichen) U., welcher bis zum 571/2 Grade nördl. Breite reicht; c) den Jekaterinburgischen, u. Baschkirischen, od. Kirgisischen U., den südlichsten. Von ihm gehen die Zweige: Guberlinskisches Gebirg (Ulutau), Kitschik-Karatscha (östlich abfallend) u. Obtschei-Syrt (Gemeingebirg), westlich streichend, ab. Ein Nebengebirg sind die Alpinskischen Berge, zwischen der Quelle des Ural (Jaik) u. dem Kaspischen Meer, reich an Alabaster u. Eisen. Höchste Spitzen: der Pawdinskoe Kamen (im Werchoturischen U., doch nur 5–6000 F.), Konshakowskoi Kamen, 8000 F. (doch ohne ewigen Schnee), Katschanar, Schaitan, Blagodat, Wetlan Kamen, Imentau, Iremeltau, Irentik, Jaman, Dshigilga, Taganai, Kossotur, Wostroi Kamen, den kahlen Karatau, wo der Uralfluß entsteht, u.a., welche meist alle wegen ihrer nördlichen Lage ewigen Schnee tragen. Oft ist der U. Hochebene, sinkt anderwärts bis zu niedrigen Hügeln herab, darum leichte Communication. Das höhere Gebirge hat Granit, das niedrige Glimmer- u. Thonschiefer, Wacke, Kalk, Gneis, Porphyr, Sand u.a. Ein Theil, namentlich der b) u. c) (das Uralische Erzgebirge), bes. am Ostabhang, ist ungemein reich an Erz, bes. an Eisen u. Kupfer, seit einigen Jahrzehnten hat man sehr ergiebige Goldadern u. Platina entdeckt u. die jährliche Ausbeute hiervon beträgt 7–800 Pud, d.i. an Werth 10–12 Mill. Silberrubel Gold, während Platina gegenwärtig nur in geringen Quantitäten gewonnen wird, doch ist gegenwärtig noch nicht 1/3 des U-s dem Bergbau erschlossen. Die Ausbeute an Eisen rechnet man 20, an Kupfer 6–8 Mill. Silberrubel. Auch reiche Diamantengruben finden sich. Im I. 1859 fand man auf Privatbetrieben 8 Diamanten im Gewicht von 41/2 Karat. Der Mittelpunkt des Baues auf Diamanten u. Gold ist bei Slatoust u. Miaßky Sawod im Gouvernement Orenburg, im Quellgebiete der Miaß u. des Ai. Neuerlich hat man auch bedeutende Steinkohlenlager entdeckt u. im Jahre 1859 u.a. 363,000 Pud in Kron- u. 129,000 Pud Steinkohlen in Privatbergwerken gebrochen. Die Gründer des uralschen Bergbaues waren, nachdem derselbe schon zur Zeit des Biarmischen Reiches in Betrieb gewesen, später aber wieder eingegangen war, um 1722 Hennin u. später Tatischtschew; Jekaterinburg war der Mittelpunkt desselben. Zu den ersten hüttenbesitzenden Privaten gehörte Nikita, Demidow u. Strogonow Vom U. kommen die Flüsse: Usa, Petschora, Tschussowa, Silwa, Ufa, Ural, Sakmara (alle westlich), Soswa, Tawda, Ui u.a. (östlich). Vgl. Graf v. Holmessen, Reise nach dem U u. der Kirgisensteppe, St.Petersb. 1841; Gregor Schtschurowskij, Uralskij Chrebet etc. (Das Uralgebirge in phys.-geographischer, geognostischer u. mineralogischer Beziehung), Mosk. 1841; Kowalski u. von Hofmann, Der Nördliche U., Petersb. u. Lpz. 1853–56, 2 Bde. 2) (Früher Jaik, nach der Empörung des Pugatschew, welcher hier hauste, U.), fischreicher Fluß, entspringt auf dem Baschkirischen U. am Karatau, geht durch das Ulutaugebirg, macht meist die Grenze zwischen Orenburg gegen die Kirgisen, nimmt den Kisil, Tanalik, Sakmara, Or, Ilek u.a. Flüsse auf, bildet bei seiner Mündung ein Deltaland, hat einen Lauf von 300 Meilen, fließt bei der Stadt Gurjew in das Kaspische Meer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 273.
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