[368] Varro, Familienname der römischen Terentia gens 1) Cajus Terentius V., unterstützte Anfangs seinen Vater in dessen Fleischergeschäft, wurde dann Prätor u. 216 v. Chr. Consul; als solcher verlor er mit seinem Collegen L. Ämilius Paulus die Schlacht bei Cannä gegen Hannibal u. entkam mit nur Wenigen. 215 u. 214 wurde ihm das Commando in Picenum übertragen, aber er konnte nichts ausrichten. 2) Marcus Terentius V., geb. 116 v. Chr. zu Reate im Sabinischen; er widmete sich früh den Wissenschaften, wurde dann Volkstribun u. befehligte 67 im Seeräuberkriege unter Pompejus einen Theil der Flotte; im Bürgerkriege ergriff er die Partei des Pompejus, dessen Legat er 49 m Spanien war u. den er nachher nach Griechenland begleitete; zur Zeit der Schlacht bei Pharsalos verweilte er mit Cicero in Dyrrhachium u. trat nach der Niederlage des Pompejus auf die Seite Cäsar S, welcher ihm die Errichtung einer öffentlichen Bibliothek übertrug. Als nach Cäsars Ermordung Antonius die Oberhand bekam, wurde V. mit seinem Freunde Cicero verbannt, kehrte jedoch unter Augustus zurück u. st. 28 v. Chr. V. zeichnete sich als Kritiker, Historiker, Sprachforscher u. Kenner der Ökonomie aus. Von seinen Schriften sind wenig erhalten; man sagt, Gregorius VII. habe sie, weil Augustin viel aus ihnen in seine Schriften übergetragen habe, verbrennen lassen. Er schr.: De cultu deorum (Fragmente herausgegeben von Krahner, Friedl. 1851); Antiquitates rerum humanarum et divinarum, 41 Bücher; De vita populi romani, De gente populi rom.; Aetia (historische Erklärung von Sitten u. Gebräuchen), De originibus scenicis, De actionibus scenicis, Quaestiones plautinae, De poematis, De poetis, Imagines od. Hebdomades (700 Bildnisse berühmter Griechen u. Römer mit erläuterndem Text u. epigrammatischen Unterschriften in 7 Abtheilungen); Disciplinae (eine Encyklopädie der Wissenschaften); Logistorici (populäre Abhandlungen historischen u. philosophischen Inhalts); Saturae Menippeae (von denen A. Popma, Franeker 1591, u. Öhler, Quedlinb. 1844, Fragmente herausgegeben haben). Zum Theil erhalten sind De lingua Romana (ursprünglich 24 Bücher, von denen jetzt nur noch das 4.9. übrig sind), herausgegeben Rom 1471; Spengel, Berl. 1826, O. Müller, Lpz. 1833, Egger, Par. 1837, u. in den Sammlungen römischer Grammatiker; ganz erhalten ist die Schrift De re rustica, zuerst Venedig 1472, Fol., auch in den Sammlungen der Scriptores rei rusticae von Geßner, Lpz. 1735, u. Schneider, ebd. 1794; deutsch von Mayer, Nürnb. 1774, u. von G. Grosse, Halle 1788; Werke: Par. 1569 (3. Ausg. 1581), Leyden 1601, Dortrecht 1619 Amsterd. 1623); Sententiae Varronis, herausgegeben von Devit, Pad. 1843, von Chappuis, Par. 1856; die Fragmente aus Augustinus De civitate dei herausgegeben von Francken, Leyden 1836; vgl. W. Pape, Lectiones Varronianae, Berl. 1829; Schleicher, Meletemata Varroniana, Bonn 1847; Roth, Über das Leben des V., Basel 1857. 3) Publius Terentius V. Atacinus, römischer Dichter aus Gallien, geb. um 80 v. Chr.; lebte zur Zeit des Julius Cäsar; er schr.: De bello sequanico, Über die Argonautenfahrt; Iter Varronis (ein astronomisches Gedicht); Bruchstücke seiner Gedichte in der Sammlung von Stephanus, in Wernsdorf's Poetae latini minores (Bd. 5) u. in H. Meyer's Poetae minores; vgl. Wüllner, De Varronis Atacini vita et scriptis, Münster 1829.