1. Am Evangelio verleurt man nichts. – Henisch, 953.
2. Das Euangelium ist die beste newe Zeitung. – Henisch, 953.
3. Das Euangelium ist nicht der Welt Müntz. – Henisch, 953.
4. Das Euangelium muss nach brot gehen. – Petri, II, 831; Henisch, 518; Graf, 544, 62.
Ursprünglich wurden die kirchlichen Handlungen unentgeltlich verrichtet, man begnügte sich mit freiwilligen Gaben; die Kirchenversammlungen des 10. Jahrhunderts erklärten sogar das Sportelnehmen für solche als grosses Unrecht. Da die freiwilligen Gaben aber immer spärlicher flossen, so wurden sie später nur gegen Bezahlung verrichtet. Das Evangelium ging nach Brot.
5. Es ist nicht alles Evangelium, was die Leute reden.
Dän.: Det er ei Evangelium alt det han siger. (Prov. dan., 147.)
Frz.: Ce n'est pas tout évangile ce qu'on dit parmi la ville. (Leroux, I, 17.)
6. Es ist nicht alles Evangelium, was man auf der Kanzel sagt. – Winckler, XIX, 14.
Lat.: Regulae ejus non sunt praetoris edicta. (Binder II, 2946; Faselius, 223; Wiegand, 264.)
7. Mit dem Euangelio steigen vnd fallen alle guten künste. – Henisch, 953; Petri, II, 474.
8. 'T sünd all gên Euangelien, der lôpen ôk Epistels under. (Ostfries.) – Bueren, 1100; Hauskalender, II.
Auf der nordfriesischen Insel Amrum: 'S hat es ek aldtimaal Eebenjille, wat hi ferteld. (Haupt, VIII, 361, 159.)
9. Wer sich bey dem Evangelio wermen will, der muss auch den rauch in sich gehn vnd die flamme an sich schlagen lassen. – Henisch, 953; Petri, II, 757.
10. Wo das Euangelium hinkompt, da muss es rumoren. – Henisch, 953.
*11. Alles für Evangelium nehmen.
Von Leichtgläubigen, Prüfungsscheuen.
*12. Das Evangelium den Wölfen predigen.
Unverbesserliche verbessern wollen.
*13. Die Evangelien von Holz lesen.
Bret- und dergleichen Spiele treiben.
[907] *14. Er bleibt bei seinem Evangelium. – Murner, Vom luth. Narren.
»Bleiben steiff vff euwerm ewangelium, was nit darin stat geben nichtz darum.« (Kloster, X, 77.)
*15. Es ist aus dem Evangelium vom Spinnrocken.
Gehört in die Klasse von Geschichten, die beim Spinnen erzählt werden.
Holl.: Dat is het evangelie van het spinrokken. (Harrebomée, I, 187.)
*16. Es ist kein Euangelion. – Agricola I, 367; Latendorf, 141; Eiselein, 156; Kirchhofer, 132; niederdeutsch bei Eichwald, 459.
Man darf das, wag er sagt oder erzählt, nicht unbedingt oder ungeprüft glauben.
Frz.: Tout ce qu'il dit n'est pas mot d'évangile.
Holl.: Het is geen evangelie. (Harrebomée, I, 187.)
Lat.: Si credere fas (dignum) est. (Virgil.) (Binder I, 1631; II, 3106; Philippi, II, 183; Schonheim, S, 17; Seybold, 558.)
*17. Etwas aufs Evangelium beschwören.
Lat.: Jovem lapidem jurare. (Cicero.) (Binder II, 1588.)
*18. Hier gilt das Evangelium vom Palmsonntage: der Herr braucht sie selber.
Holl.: Het is 't evangelie van Palmzondag: de Heer heeft het zelf noodig. (Harrebomée, I, 187.)
*19. Und wenn's auch das Evangelium sagte. – Eiselein, 156.
Lat.: Istud incredibile est etiam si dicat. (Cato; Plutarch.)
20. Es sind nicht lauter Evangelien, was man durchs ganze Jahr redet.
21. Man muss das Evangelium mit dem Evangelium vertheidigen, sagte jener und schlug es dem Gegner an den Kopf.
Von Erasmus wird erzählt, dass er einen halsstarrigen Schüler gehabt habe, mit dem er in ähnlicher Weise verfahren sein soll. (Vgl. Harssdörffer, 113.)
22. Mancher hat das Evangelium im Munde und den Teufel im Herzen. – Opel, 394.
Buchempfehlung
Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.
64 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro