Gewild

* Er hat vom Gewild gegessen.

Satirisch verschönernd von jemand, der faul ist, weil man im Mittelalter glaubte, dass vom »G'wild Fleisch« essen Faulheit erzeuge. Das vorstehende gehört zu den Sprichwörtern, welche die Faulheit mehr humoristisch als ernst behandeln. Riehl in seiner Schrift Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861) sagt in dem Abschnitt Der Humor der Faulheit hierher gehörend: »Das Volk spottet und scherzt mehr über die Faulheit, als dass es dieselbe strafe: Wer nicht gern arbeitet, der findet leicht einen Feiertag im Kalender. Er gähnt vom frühen Morgen und spricht: es will nicht Nacht werden. Er liebt, was kurz und gut, nämlich kurze Predigt und lange Bratwürste. Gott gibt's den Seinen im Schlafe. Dem Arbeiter gehört ein Brot, dem Faulen zwei. Wirft er einen Kreuzer aufs Dach, so fällt ihm ein Batzen wieder herunter. Hat man ihm die Kuh vergantet, so kalbt ihm auch der Ochs. Wer früh aufsteht, der viel verthut, wer lange schläft, den nimmt Gott in Hut. Faule Knechte sind gute Propheten.« – Das Sprichwort versteckt auch das geiselnde Wort »Faulheit« satirisch hinter schönen Phrasen. Im Mittelalter sagte man: Er bohrt nicht gern dicke Breter. Ein Pfaff steckt ihm in den Händen. Er wird keinen Hasen erlaufen. Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt. (S. die Artikel Faul, Faulheit und Langsam.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1654.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika