1. Alles Fleisch ist Heu. – Psalm 101, 12; Schulze, 38.
Frz.: Tout ce qui est chair, est périssable. (Gaal, 467; Starschedel, 395.)
2. Alt Fleisch gibt fette Suppen. – Winckler, II, 95; Henisch, 1135; Petri, II, 13; Simrock, 2508; Körte, 1417.
Frz.: Vieille chair fait bon potage. (Kritzinger, 117.)
Holl.: Oud vleesch maakt goede (vette) soppen. (Harrebomée, II, 390.)
3. Alt Fleisch will sich laben.
D.i. alte Leute trinken gern.
[1051] 4. Alt fleisch will Wasser haben. – Henisch, 1135, 23.
D.i. »alte Leut wollen gern im nassen sein vnd trincken«.
5. Altes Fleisch gibt gute Brühe.
6. Altes und junges Fleisch ist nicht gut beisammen. – Kirchhofer, 199.
7. An stinckendem (faulem) Fleisch ists saltz verlohren. – Lehmann, 727, 21.
8. An verlegenem Fleisch kauft man allzeit zu theuer. – Winckler, III, 70.
9. Auch das schlechteste Fleisch findet einen Käufer.
Holl.: Nimmer blijft er vleesch in het vleeschhuis, hoe slecht het ook is. (Harrebomée, II, 390.)
10. Auf das schönste Fleisch setzen sich gern Schmeissfliegen. – Simrock., 2504; Eiselein, 174.
Holl.: Het schoonste vleesch is 't kwaadst voor de vliegen te bewaren. (Harrebomée, I, 389.)
11. Auf stinkend Fleisch kommt gäler Pfeffer. – Geiler, Nsch., 4.
»Also ist es auch mit alten runtzelechten weibern die da gäle schleier tragen, die sehen herauss, als ein gereucht stuck fleisch auss einer gälen brüen.« (Geiler; Kloster, I, 250.)
12. Aufgewärmtes Fleisch, das zäh, behüt' uns Gott vor solchem Weh'.
13. Bös Fleisch ist auch geschenkt zu theuer.
Holl.: Mal vleesch is ook te geef te duur. (Harrebomée, II, 389.)
14. Böses Fleisch gibt schwerlich gute Suppen. – Winckler, IV, 91.
15. Da ist das Fleisch, wo bleibt die Katze? – Tendlau, 1067.
Als spöttische Entgegnung, wenn jemand sich bei einer Verkürzung, Unterschlagung u.s.w. auf eine offenbar unwahre Weise vertheidigen will. Nach einer Anekdote.
16. Das Fleisch, dess man viel kriegt für wenig Geld, ist selten gut. – Petri, II, 832; Henisch, 1136, 43.
17. Das Fleisch essen die Herren, die Knechte müssen die Knochen nagen. – Henisch, 1136, 44; Petri, II, 60.
18. Das Fleisch ist gut (für die Dauer), sagte Neumann, und ass die Sauce.
Holl.: Dat is lekkere peen, zei Lubbert, en hij at al het vleesch op. (Harrebomée, II, 388.)
19. Das Fleisch ist zu zähe, sagte der hungernde Schusterbub, als ihn die Meisterin ins Gesicht schlug.
Engl.: That's a bad pas, as the man said, when he saw a dancing master kicking his son. (Hagen, VI, 103, 3.)
20. Das Fleisch können alle essen, aber die Haut nicht alle tragen. – Wullschlägel.
Was für den einen passt, passt darum nicht für alle. Es schickt sich nicht alles für alle.
21. Das Fleisch muss hoch stehen, wenn's der Hund nicht erlangen soll.
Dän.: Flesket hænger ikke saa høit, at hunden ei agter sig beenet. (Prov. dan., 169.)
Engl.: Flesh never stands so high, but a dog will venture his legs. (Bohn II, 93.)
22. Das Fleisch sei auf dem Markte noch so schlecht, es findet seinen Knecht.
Der Appetit darauf hat. Trost für weibliche Personen, die sich nicht durch vorzügliche Eigenschaften auszeichnen.
23. Das Fleisch verlieren, um die Knochen zu behalten, ist thöricht.
Lat.: Stultitia perdere carnes propter ossa.
24. Das Fleisch wird wohlfeil werden, die Kälber sind gerathen.
Lat.: Vili pretio carnes ementur, multi enim vituli humi jacent. (Henisch, 1137, 40.)
25. Das geweyhet fleisch schmeckt wol. – Henisch, 1135, 63; Brandt. Nsch., 72; Eiselein, 174.
Neigung zum Priesterstande.
26. Das ist Fleisch in mein Töpflein, sagte die Frau, – Eiselein, 174.
Carnem in carnarium meum, sprach die Frau, dass der Mann ihr beiwohne. (Eiselein, 174; Hoefer, 292.)
27. Das ist nicht Fleisch von meinem Fleische, sagte der Klostervogt (jener), als ihm seine Frau ein Kind geboren. – Klosterspiegel, 31, 16.
28. Das schlimmste Fleisch ist am übelsten vor Fliegen zu bewahren. – Winckler, IV, 24.
[1052] 29. Das Stücklein Fleisch, was hinter den Zähnen steckt, thut dem Reiche Gottes mehr Schaden als alle Tyrannen. – Sailer, 242; Henisch, 1136, 46.
Misbrauch der Zunge und seine Folgen.
30. Das süsseste Fleisch wird zuerst madig. – Parömiakon, 2345.
31. De roh Flesk kaut, den dot de Kinnbacken weh. – Eichwald, 525.
32. Der eine das Fleisch, der andere die Knochen.
33. Die das Fleisch am meisten schelten, von je die gröbsten Stücke wählten. – Eiselein, 175.
34. Die das Fleisch zusammen verzehrt, können auch die Knochen abklauben.
35. Einerlei fleisch macht verdruss. – Henisch, 1137.
Lat.: Ejusdem generis carnes fastidium creant.
36. Es gibt Fleisch für jede Schneide und für jedes Messer.
Die Hässlichen werden geheirathet wie die Schönen.
37. Es gibt kein Fleisch in den (Fleisch-)Bänken, welches ein Hund oder Kater nicht wegschleppte.
Trost für Frauenzimmer, die nicht gerade das vorzüglichste Ehefleisch besitzen.
38. Es hat nicht ein jeder lust zum Fleisch, darauff schmeiss Mucken gesessen. – Lehmann, 399, 11.
39. Es hat nicht jeder Fleisch gegessen, der in den Zähnen stochert. – Riehl, Novellen.
40. Es ist nicht alles Fleisch von einer Güte.
Frz.: En toute viande il y a du gras et du maigre. (Cahier, 1790.)
41. Es passt nicht alles Fleisch für jedes Maul.
Engl.: The flesh of every bird cannot be eaten.
42. Es steckt jr im fleysch vnd nit im har, mann schöre es sonst ab. – Franck, II, 36 b; Simrock, 2509; Eiselein, 174; Sutor, 541.
Engl.: That which is bred in the bone, will never out of the flesh.
Holl.: Het steekt hem in het vleesch en niet in het haar, anders zou men het afscheren. (Harrebomée, II, 389.)
43. Es weiss mancher vber ein schlecht stück fleisch ein geferbte Brü zu machen. – Lehmann, 132, 21.
44. Es will aus dem Fleische nicht, was in den Beinen eingewurzelt ist.
45. Faul Fleisch ist dess Studirens bald müde. – Lehmann, 11, 171, 4.
46. Faul Fleisch stinkt.
Lat.: In molli carne vermes nascuntur. (Binder II, 1450.)
47. Faul Fleisch und Schelmenbein sind sehr gemein. – Murner, Nb., 24.
»Das faul fleisch vnd das schelmenbein ist leider worden also gemein, das yeder tragen will im rucken, niemandts zu arbeit sich will bucken.« (Kloster, IV, 698.)
48. Faul fleisch wechst gern. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 174, 2.
49. Faul fleysch muss man mit etzen ergetzen. – Franck, II, 11b; Simrock, 2510; Körte, 1420.
50. Fettes Fleisch gibt fette Brühe.
Engl.: Fat drops fall from fat flesh. (Bohn II, 92.)
51. Fettes Fleisch lockt.
Einer Frau mit Fülle wird der Vorzug vor einer hagern gegeben. Die Italiener sagen aber auch: Das zu fette Fleisch widersteht. (Magazin, 1863, 604.)
52. Fleesch wat, 't änner satt. (Seehausen in der Altmark.) – Firmenich, III, 122. 6; Goldschmidt, II, 46.
Fleisch etwas, das andere aber, die Zukost, satt. Wird gebraucht um zu sagen, dass gute, theuere Kost, auch das Schöne und Angenehme nur als Würze genossen werden dürfe, damit nicht Ueberdruss entstehe.
53. Fleisch gibt Fleisch. – Petri, II, 311.
Frz.: La chair nourrit la chair. (Recueil, 1; Kritzinger, 117.)
54. Fleisch ist die beste Speis'.
55. Fleisch ist Fleisch vnd Blut ist Blut. – Petri, I, 40.
56. Fleisch ist keine Fastenspeise.
Holl.: Vleesch in de vasten of droog brood. (Harrebomée, II, 361.)
57. Fleisch kann man ohne Saltz nicht lange erhalten. – Lehmann, 131, 40.
58. Fleisch kann man ohne Salz nicht lange erhalten und die Jugend nicht ohne Zucht.
59. Fleisch macht Fleisch, Suppe macht Ranzen und Wein zum Tanzen.
Aehnlich der Italiener, nur dass bei ihm das »Brot Bauch macht«. (Magazin, 1863, 604.)
[1053] 60. Fleisch macht Fleisch, Wein macht Blut, Brot ist für Leib und Seele gut.
61. Fleisch macht Fleisch, Wein macht Blut und Brot erhält beides. – Winckler, XII, es. 68.
62. Fleisch macht wieder Fleisch, Fisch macht nisch. – Kirchhofer, 258.
Die Sprichwörter 53-54 und 59-62 betonen den Werth der Fleischkost. »Wer kennt nicht die Vorzüge des englischen Arbeiters, den sein Roastbeef kräftigt, vor dem italienischen Lazzarone, dessen vorherrschende Pflanzenkost einen grossen Theil seines Hanges zur Faulheit erklärt. Und ist nicht die geringere Kraft der Lappen und Samojeden, der Grönländer und Kamtschadalen, die sich ausschliesslich von Fischen nähren, in welchen kaum mehr als drei Viertel des Faserstoffgehalts von Vögeln und Säugethieren zu finden ist, ein neuer Beweis für die Richtigkeit des Worts: Fleisch macht Fleisch u.s.w.« (Vgl. J. Moleschott, Lehre von den Nahrungsmitteln, Erlangen 1850, S. 101.)
Holl.: Eet vleesch, zoo maakt gij vleesch; visch is maar slijm. (Harrebomée, II, 388.) – Vleesch maakt vleesch, visch maakt visch. (Harrebomée, II, 386.)
63. Fleisch nicht frisch, macht gute Suppen. – Henisch, 1137, 51.
Lat.: Caro minus recens bonum jusculum reddit. (Henisch, 1137, 52.)
64. Fleisch ohne Bein ist nie allein. – Assmann von Abschatz, Sprichwörter, Ausgabe 1704.
65. Fleisch ohne Salz und Haus ohne Mann nicht lang' bestehen kann.
Dän.: Kiød uden salt, en barn uden tugt bliver snart fordærven. (Prov. dan., 344.)
66. Fleisch, Teufel und Welt ziehen wider uns zu Feld.
67. Fleisch und Geist zanken sich wie Eheleute und sind doch gegen die Scheidung.
Holl.: Vleesch en geest hebben wel met elkander verschil, gelijk twistzieke echtgenooten, en toch zijn ze onwillig, om to scheiden. (Harrebomée, II, 390.)
68. Fleisch, was man zu billig kauft, fressen die Hunde.
Von denen, die faules Fleisch und schlecht Gemüse kaufen, um nicht viel Geld ausgeben zu müssen; da es aber dann nicht genossen werden kann, bleibt's für die Hunde.
69. Fleisch, Wein und Brot sind gut vor Hungersnoth. – Henisch, 1137.
70. Fleisch, Wein und Brot vertreiben Durst, Hunger und Noth.
Frz.: Chair, pain et vin chassent la soif et la faim. – Chair, vin et pain font perdre la faim. (Kritzinger, 117.)
71. Flêsch öss de beste Läpel(Löffel-)kost. (Ostpreuss.)
72. Frisch Fleisch braucht keine gelbe Brühe.
73. Frisch Fleisch darff nicht viel farbe vnd würtze. – Mathesy, 258b.
74. Frisch Fleisch ist alzeit besser als gewermtes. – Lehmann, 143, 59; Eiselein, 189.
Witwen heirathen.
75. Frisch Fleisch ist besser als gewärmtes, sagte das Mädchen, und gab dem Witwer den Korb.
76. Frisch Fleisch und gut Geld machen die zweiten Ehen in der Welt.
77. Geschmuggelt Fleisch ist theuer Fleisch.
Kann wenigstens durch die Steuerstrafen sehr theuer werden.
Holl.: Gesmokkeld vleesch brengt geen' zegen aan. (Harrebomée, II, 389.)
78. Gut Fleisch ist wol ein Gericht Kohl werth.
Frz.: Belle chère vaut bien un mets. (Leroux, I, 138.)
79. Gut Fleisch verkauft sich selbst.
Frs.: La viande prie les gens. (Cahier, 1791.)
80. Ham feit egh lacht an Stak Fleask (Mêt) sanner Knaak. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 26; Johansen, 72.
Man bekommt nicht leicht ein Stück Fleisch ohne Knochen.
81. Ich kreuzige mein Fleisch, sagte der Mönch (Pfaff), da legte er Schinken und Wildpret kreuzweis aufs Butterbrot.
82. Ich nehme das Fleisch, wo ich's finde, sagte die Katze zur Köchin, als sie sich eine Taube aus der Pfanne geholt.
83. Ist das Fleisch der Schildkröte verzehrt, so liefert ihre Schale noch Stoff zu Kämmen (Russ.) – Altmann V.
[1054] 84. Ist kein Fleisch vorhanden, so nimmt man mit gesalzenen Fischen fürlieb.
85. Je mehr Fleisch, je besser die Brühe.
86. Je näher das Fleisch bei den Beinen, je schmackhafter ist es. – Winckler, VII, 56.
Daher sagen die Italiener: Dem Herrn gib das Obere vom Braten und vom gesottenen Fleisch das nahe am Knochen. (Magazin, 1863, 604.)
Dän.: Det kiød er sødest, so msidder næst beenet. (Prov. dan., 344 u. 356.)
87. Je stärker Fleisch, je schwächer Geist. – Scheidemünze, II, 70.
88. Jeder hat gern das fleisch mit guter Brüe. – Lehmann, 147, 107.
89. Jedes Fleisch hat seine Knochen (oder: seinen Schaum). – Winckler, X, 53; Scheidemünze, II, 176.
90. Jung Fleisch schwellt im Topf.
Von Kindern, von deren Entwickelung man die beste Hoffnung hat.
Holl.: Jong vleesch zwelt in den pot. (Harrebomée, II, 389.)
91. Jung Fleisch zu kochen mag man leicht ein wenig dürr Holz haben.
92. Junges Fleisch quillt auf der Gabel.
93. Junges Fleisch und alte Fische sind am besten auf dem Tische. (S. dagegen 94.)
Auch die Italiener sind der Ansicht. (Magazin, 1863, 603.)
Frz.: Jeune chair et vieux poissons. (Bohn II, 30; Cahier, 1419; Kritzinger, 117.)
Holl.: Prijs ouden visch en jeugdig vleesch. (Harrebomée, II, 390.)
94. Junges Fleisch und alter Fisch taugen wenig auf den Tisch.
Dän.: Bedre noget harskt end altfor færskt. (Prov. dan., 53.)
Frz.: Il n'est que jeune chair et vieil poisson. (Leroux, I, 126.)
95. Kein Fleisch, es schäumet, wenn es kocht.
It.: Ogni carne bollendo fa la sua schiuma. (Pazzaglia, 64, 1.)
96. Kein Fleisch ohne Beilage, sagte die Magd und schlug auf den Allerwerthesten.
Holl.: Her op bemind, vleisch, zei goedige Trijntje, en zij klopte op haar' aars. (Harrebomée, II, 389.)
97. Kein Fleisch ohne Bein, kein Fisch ohne Grät.
Wer eins will, der muss das andere auch nehmen.
Holl.: Er is geen vleesch zonder been. (Harrebomée. II, 338.)
It.: Non fù mai farina senza semola, nè nocella senza scorza, nè grano senza paglia, nè uomo senza coglia.
98. Kein Fleisch ohne Knochen. – Mayer, II, 45.
Frz.: Il n'y a point de viande sans os. (Cahier, 1789.)
99. Kein theuerer Fleisch, als Ross- und ⇒ Weiberfleisch (s.d.). – Steiger, 463; Reinsberg I, 41.
Holl.: Geen erger vleesch, dan menschenvleesch. (Harrebomée, II, 388.)
Lat.: Carnes carnifices, carnes vendunt meretrices. (Binder II, 446; Eiselein, 174.)
100. Kranck fleisch, kranck geyst. – Franck, I, 26b; Henisch, 1136, 1; Gruter, I, 53; Simrock, 2511 u. 5913; Schottel, 1134a; Eiselein, 174; Sailer, 66; Körte, 1419.
Holl.: Krank vleesch, kranke geest. (Harrebomée, II, 389.)
101. Lebhafft fleisch, lebhafft Geist. – Gruter, III, 62; Lehmann, 191, 26; Lehmann, II, 378, 24.
102. Man bekommt kein Fleisch ohne Beilage. – Simrock, 2506; Gaal, 466; Körte, 1421.
103. Man isset lieber frisches Fleisch als altes (faules).
104. Man kan kein Fleisch ohne Bein haben. – Lehmann, 504, 9.
105. Man muss das Fleisch bekämpfen, sagte der Matrose, da hatte er drei Pfund Rindfleisch verzehrt.
106. Man muss das Fleisch nicht aus dem Topfe essen, ehe es geheiligt (geopfert) worden ist. (Altgr.)
107. Man muss das Fleisch nicht wegen der Knochen aufgeben.
108. Man muss nicht zu viel Fleisch an den Spiess stecken.
109. Mancher isst kein Fleisch, aber er stirbt an Fischen. – Scheidemünze, I, 2604.
110. Mancher rühmt sich des Fleisches vnd hat die Brüh noch nicht gesehn. – Lehmann, 394, 34.
111. Nach dem Fleische nimmt (wetzt) man das Messer.
Holl.: Zulk vleesch, zulk mes. (Harrebomée, II, 390.)
[1055] 112. Nach süssem Fleische kommt oft sauere Sauce.
113. Nachdem das Fleisch ist, wird es gepökelt (geklopft, gesalzen, gebraten).
Holl.: Als men weet, wat vleesch men in de kuip heeft, kan men er pekel naar maken. (Harrebomée, II, 388.)
114. Nicht alles Fleisch ist Wildpret.
Frz.: Toute chair n'est pas venaison. (Bohn I, 59.)
115. Nu hewt wî doch Fleisch in'n sûren Kohl, sä de Frûe, da fell 'ne Lûs herint. (Hildesheim.) – Hoefer, 288.
116. Olde Flêsch wil Woes hebben. – Petri, II, 13.
»Alte Leute wollen gern im Nassen sein vnd drincken.«
117. Sawer Fleisch in schwartzer brühe macht auch ein lust zum Trunck. – Lehmann, 497, 9.
118. Schlecht Fleisch gibt keine gute Brühe.
Holl.: Kwaad vleesch gaf nooit goede zode. (Harrebomée, II, 389.)
119. Schön fleisch ist schwerlich vor schmeiss Mücken (Fliegen) zu bewahren. – Lehmann, 149, 142; Simrock, 2504 a.
120. Schönes Fleisch fressen die Würmer auch.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viel Fleisch, viel Würmer. (Cahier, 2498.)
Holl.: Het beste vleesch ist der wormen spijs. (Harrebomée, II, 389.)
It.: La miglior carne è la miglior vivanda de vermini. (Pazzaglia, 49, 3.)
121. Sonniges Fleisch und schattiger Fisch ist gesunder Tisch.
Damit empfiehlt man in Toscana von den Thieren, die auf dem Lande leben, den Theil, welcher von der Sonne beschienen wird, von den Thieren des Wassers den entgegengesetzten. (Magazin, 1863, 604.)
122. Süsses Fleisch muss sauere Sauce haben.
Jedes Angenehme hat sein Unangenehmes.
123. Ueber frisch Fleisch macht man keinen gelben Pfeffer. – Kirchhofer, 253.
124. Veber schwartz stinckend Fleisch macht man gern ein gelbes Brülein. – Gruter, III, 86; Lehmann. II, 795, 10.
»Vngestalt muss man mit Gelt verkauffen.« (Lehmann, 706, 28.)
Dän.: Over sort kiød giør mau ofte hvid saus. (Prov. dan., 344.)
125. Viel rühmen sich dess Fleisches, da jhnen kaum die Brühe gebühret. – Lehmann, II, 798, 54.
126. Warumb sol einer das Fleisch schlan, damit er muss zu bette gahn! – Petri, II, 586.
127. Was das fleysch nit mag, sol man die fisch auch verbieten. – Franck, II, 119a.
128. Was im Fleisch vnnd Blut steckt, das kan man nicht ausschwitzen (auswischen, ausziehen). – Lehmann, 542, 79.
129. Wegen eines Stücks Fleisch geben die Hunde die Freundschaft auf. – Simrock, 2512.
130. Weil das Fleisch der Auster so weich ist, hat Gott ihr eine so harte Schale gegeben. (Russ.) – Altmann V.
131. Wenn das gereuchert Fleisch vnnd Speck inn den Kammern trieffen, so fellt weich Wetter ein. – Henisch, 1137.
132. Wenn ich das fleisch soll mit einer fliegen betriefflen, so esse jchs so mehr eitel1 (oder: ohn Brot vnd Schmaltz). – Henisch, 1147; Petri, II, 659.
1) D.h. lieber ohne Schmalz.
133. Wenn man dess Fleisches satt ist, muss man den Keess bringen. – Lehmann, 934, 9; Eiselein, 174.
134. Wenn's Fleisch räuchelt, so hat's kein Geschmack. – Lehmann, 504, 15.
135. Wenn't Flêsch up is, bît'n sick de Hunn' um d' Knoak'n. – Danneil, 275b.
Wird von Verschwendern gebraucht.
136. Wer das Fleisch der Schildkröte als (Schild-) Patt brauchen will, der mag die Schale als Fleisch essen. (Russ.) – Altmann V.
137. Wer das Fleisch gefressen, benagt hernach die Knochen. – Winckler, XVIII, 54.
[1056] 138. Wer das Fleisch gibt um das Bein, muss ein grosser Narre sein.
Holl.: Het is een sot, die het vleesch laat om het been. (Harrebomée, II, 389.)
139. Wer das Fleisch nicht zu kosten bekommt, hält sich an die Lungen. – Burckhardt, 673.
Der Arme muss mit dem fürliebnehmen, was der Reiche verachtet. Die Lungen werden in Aegypten nur von den Armen gegessen.
140. Wer das Fleisch pökelt, muss es gut salzen. – Scheidemünze, I, 1108.
141. Wer das Fleisch versucht hatt, der weiss wie es schmackt. – Lehmann, 800, 4.
142. Wer das Fleisch verzehrt hat, mag auch die Knochen benagen.
Span.: Quien come la carne que roa el hueso. (Bohn I, 247.)
143. Wer dem Fleisch zu viel nachsetzt, wird bald kein Brot zu beissen haben. – Parömiakon, 707.
Wer nicht verarmen will, gehe nicht Buhlschaften nach.
144. Wer ein stuck stinckend Fleisch im hauss hat, da gibts viel schmeiss Mucken. – Lehmann, 400, 49.
145. Wer Fleisch essen will, salzt es zuvor.
Die Rede soll mit Weisheit gewürzt sein.
146. Wer Fleisch hat, Brot und Wein, lässt (lasse) das andere willig sein.
147. Wer Fleisch hat, dem beut man Brot. – Henisch, 1137, 31; Lehmann, 378, 79.
148. Wer Fleisch kauft, muss die Knochen mit bezahlen. – Scheidemünze, II, 187.
149. Wer gebraten Fleisch jsset, der soll auch die Beiner essen. – Henisch, 1135, 40.
Lat.: Assas quisquis edit carnes, is rodat et ossa. (Henisch, 1135, 42.)
150. Wer kein Fleisch (zu) essen kann (hat), der lobt das Fasten.
Frz.: Amoureux de carême, qui a peur de toucher à la chair. (Leroux, I, 3.)
151. Wer nach dem Fleische lebt in der Welt, muss gar bald räumen das Feld.
152. Wer nit fleysch hat, der ess zwibelfisch. – Franck, II, 124 b.
153. Wer vil faul fleisch an jhm hat, wirdt dess studirens (der Arbeit) bald müde. – Henisch, 1135; Sutor, 578.
154. Wer vom Fleisch verkostet hat, der weiss wie es schmeckt. – Eiselein, 174.
155. Wer wenig Fleisch hat, beklaubt die Knochen.
Der Italiener gibt folgende Anweisung für den Fall, dass wenig von etwas da ist: Wenig Brot – halt's in der Hand, wenig Wein – trink oft, wenig Fleisch – halt dich an die Knochen, wenig Betten – leg dich in die Mitte und geh früh schlafen. (Magazin, 1863, S. 604.)
156. Wer wird das Fleisch, wer die Knochen essen (bekommen)?
Wenn zwei zusammen gearbeitet haben, so kommt bei der Theilung des Ertrags das Bessere oft dem einen, das Schlechtere dem andern zu.
157. Wie das Fleisch ist, so ist der Pfeffer. – A. Gryphius, Horribil.; Weinhold, 69.
158. Wie das Fleisch, so die Brühe (Suppe).
Frz.: Telle chair, telle sauce. (Kritzinger, 117.)
159. Wo das Fleisch verliert, wird der Geist geziert.
Sieg der Vernunft über die Begierdenherrschaft.
160. Wo Fleisch ist, da sind auch Knochen.
Engl.: He that buys flesh, buys many bones; he that buys land, buys many stones. (Gaal, 466.)
It.: Non si può avere carne senza osso. (Gaal, 466.)
161. Wo man Fleisch kocht, da findet auch der Hund seine Knochen. – Scheidemünze, II, 89.
162. Wo mehr Flaasch is als Baan, is kaan Segen dran. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 543.
163. Wohlfeiles Fleisch fressen die Hunde.
Holl.: Goedkoop vleesch krijgt de hond. – Goedkoop vleesch wil niemand hebben. (Harrebomée, II, 389.)
Ruth.: Tanoje mjaso psy jidjat. (Wurzbach I, 434.)
164. Wohlfeiles Fleisch gibt wenig (schlechte) Brühe.
Engl.: Broth made of cheap meat is insipid.
165. Zwischen Fleisch und Nagel muss sich niemand zwängen.
Man muss sich nicht in den Streit zwischen Schwägern und Verwandten mischen.
[1057] *166. Bald Fleisch, bald Fisch sein.
Holl.: Nu visch en dan weder vleesch zijn. (Harrebomée, II, 390.)
*167. Das Fleisch vom Bratspiesse wegessen.
*168. Das Fleisch von der Katze kaufen.
Dän.: Kiød af katten kiøbe. (Prov. dan., 342.)
*169. Das ist Fleisch so zähe wie Sehnen im Fleisch.
*170. Das ist kein Fleisch für seinen Vogel.
Nicht für ihn, er wird davon nichts schmecken.
*171. Das ist nicht Fleisch von meinem Fleisch. – Reinsberg VII, 27.
Wenn der Vater an der Echtheit eines ihm geborenen Kindes zweifelt.
*172. Das ist zähes Fleisch.
Von jemand, der schwer für etwas zu gewinnen ist, oder von einer Sache, die sich nur mit Mühe bearbeiten lässt. Die Griechen sagten in solchem Falle ähnlich: Es ist Fleisch vom Hintern des Saturn; brauchten die Redensart aber auch von alten, abgestumpften Personen.
*173. Das sitzt ihm im Fleisch.
Dän.: Det er ham i kiødet baaret, og eii klæder skaaret. (Prov. dan., 344.)
*174. Dat ess Fleisch esu frîd, dat môss wâl vun er âl Koh ov vun em drüggen Bäuet1 sin. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 222.
*175. Dat ess Fleisch esu frîd we gääl Hoar. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 222.
*176. Dat Fleisch ess esu frîd, do kammer de Zäng op schliefe. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 222.
Das Fleisch ist so zähe, man kann die Zähne darauf schleifen.
*177. En Stück Flêsch dat de Katt êr Möm (Mutter) nig günnt. – Schütze, IV, 216.
Ein sehr schlechtes Stück Fleisch.
*178. Er greift es mit Fleisch (d.i. mit Kraft) an. (Lit.)
*179. Er hat auch Fleisch und Bein.
Er ist ebenso wol Mensch wie andere.
Frz.: Ils sont do chair et d'os comme les autres. (Kritzinger, 117.)
*180. Er hat viel faul Fleisch. – Murner, Nb.
*181. Er ist auch von Fleisch und Blut wie des Löwenwirths Gickel.
*182. Er ist Fleisch und Fisch.
Die französische Redensart: Il est chair et poisson, hat nach Kritzinger (117) die Bedeutung: Er ist Hahnrei und Kuppler zugleich.
*183. Er ist weder fleysch noch fisch. – Tappius, 210a; Eyering, II, 345; Latendorf I, 196; Sailer, 303.
Weder kalt noch warm, weder gehauen noch gestochen, weder zu sieden noch zu braten. Eyering hat auch die Form: »Er Isset weder Fleisch noch Fisch«, erklärt sie aber in demselben Sinne. »Vnd ist mit jhm hinten vnd forn alles vergeblich vnd verlorn.«
Frz.: Il n'est ni chair ni poisson. (Kritzinger, 117; Starschedel, 395.)
Lat.: Neque caro, neque piscis. (Binder I, 1101; II, 2060; Buchler, 153.)
*184. Er leidet an faulem Fleisch.
*185. Es ist halb Fleisch, halb Fisch.
Auch von Personen, aus denen man nicht klug werden kann, die kein entschiedenes Gepräge haben.
Frz.: Il est moitié chair, moitié poisson. (Kritzinger, 117.)
Holl.: Het is half vleesch, half visch. (Harrebomée, II, 389.)
*186. Et äs a licht Stäck Flîsch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 33.
Ein leichtes Stück Fleisch.
*187. Fleesch und Suppe, all's in enem Tuppe.
So antwortet die Hausfrau in Breslau auf die Frage, was gekocht werde, um den sehr einfachen Tisch oder die Aermlichkeit ihrer Haushaltung zu bezeichnen.
*188. Fleisch und Blut haben ihm das nicht geoffenbart.
Er hat es nicht von sich selbst, sondern durch Mittheilung von andern.
*189. Flêsch wie an Daumakuppe un Putter wie a Mickadreck. (Schles.) – Weinhold, 15.
*190. Frisch flaisch verkauffen. – Agricola II, 90.
*191. Man weiss nicht, ob er Fleisch kocht oder Fische siedet.
Er kann sehr an sich halten, er ist nicht zu ergründen; man weiss nicht, was er im Schilde führt.
Frz.: On ne sait s'il est chair ou poisson. (Kritzinger, 117.)
*192. Nach dem Stück Fleisch schnappen, da man nur den schatten sihet. – Mathesy, 297b.
*193. Sein Fleisch im Zaume halten.
[1058] *194. Sein Fleisch kreuzigen.
Selbstbeherrschung.
*195. Sich ins eigene Fleisch schneiden.
Lat.: Asciam ipse sibi in crus impingit. (Binder II, 251; Petron., 74, 481.)
*196. Sie hat ungeweiht Fleisch gekostet.
Von Mädchen, die vor der kirchlichen Einsegnung ehelich gelebt.
*197. Wer sein Fleisch in einer Pastete ässe, kaute Schelmenfleisch.
198. Das Fleisch kauft man nach Pfunden, aber die Weiber nach der Hand. – Wirth, I, 107.
199. Es kauft mancher ein Stück Fleisch, das kein Wolf im kalten Winter frässe.
In Bezug auf die Misgriffe, die so Mancher in der Wahl einer Gattin macht. – »Daher kommts, dass mancher junge Cumpan ein Stück Fleisch kaufft u.s.w. und muss es dennoch darnach haben.« (Schaltjahr, II, 652.)
200. Fleisch ist doch zu ungesund, sagte der arme Mann, und kochte sich Maisbrei. – Neue Freie Presse, 4581.
Gutmüthiger Spott armer Rumänen.
201. Junges Fleisch will dürr Holz haben, sagte jener alte Mann, als man ihn neckte, dass er ein junges Mägdlein geheirathet habe. – Wirth, I, 207.
202. Mag das Fleisch noch so hoch hängen, der Hund wartet auf die Knochen.
203. Schönes Fleisch auf hohen Stangen bleibt nicht lange hangen.
204. Verbrennt das Fleisch, so ist das schlecht; verbrennt der Bratspiess, auch nicht recht. – Schuller, 28.
205. Wä roh Flêsch frött, dem dôn de Kinnbacken weh. – Schlingmann, 427.
206. Wohlfeiles Fleisch verschlucken die Hunde mit Entzücken. – Wenzig, 84.
*207. Dem wurt das Fleisch und mir die brue. – Zimmerische Chronik.
*208. Is der ôk Flêsk in 't Hunnenüst? – Kern, 653.
[1266] *209. Solch Fleisch haben wir hier selber genug, sagte der Eiländer. – Kern, 20a.
Ein wangerooger Insulaner ging in der Dämmerung am Strande und meinte einen Spiess mit Fleisch erbeutet zu haben. Als er aber das Fleisch vom Spiesse nehmen wollte, da war es ein umgewehter Galgen mit einem Diebe. Da sprach er: »Nah, sülk Fliesk hebb wy hier sülfst genog.«
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