Harnisch

1. Auch wenn man Harnisch sicht hertragen, soll man am frid noch nicht verzagen. –Aus Loci communes proverb. in Nopitsch, 205, u. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1854, Sp. 270.

Holl.: Onder den helmdach vaert men door loghe. (Fallersleben, 579.)

Lat.: Impositis galeis tractantur foedera pacis. (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1854, Sp. 270.)


2. Der Harnisch ist gut, wer jhn weiss zu brauchen.Heuseler, 444; Petri, II, 92; Simrock, 4346; Körte, 2618.

Frz.: Harnois ne vaut rien s'il n'est deffendu. (Leroux, II, 121.)


3. Der Harnisch macht den Ritter nicht.


4. Der Harnisch muss nach dem Manne und der Rücken nach dem Packet sein.


5. Der zuerst den Harnisch anthut, der würd für den stercksten gehalten.Lehmann, 442, 103.


6. Ein Harnisch ist leichter an- als ausgezogen.

Dän.: Harnisk er ikke saa snart afklædt som iklædt. (Prov. dan., 274.)

Lat.: Omne bellum sumitur facile, ceterum aegerrime desinit. (Sallust.) (Philippi, II, 65.)


7. Ein Harnisch zieht den Blitz mehr an als ein Kittel.


8. Einen in Harnisch bringen ist leichter, als wieder heraus.Körte, 2619.


9. Es hilfft kein harnisch für den galgen.Henisch, 1337, 27.


10. Es ist besser einer inn harnasch zu bringen, dann drauss.Franck, I, 82b; Lehmann, II, 128, 147.


11. Es soll einer den Harnisch nicht ablegen, ehe er gewunnen hat.Petri, II, 297; Henisch, 1609, 67.


12. Harnisch, Buch und Weiber müssen im Gange bleiben.Körte, 2617.

Sie werden sonst rostig, staubig, liederlich.


13. Harnisch dient nicht vor die Kält, Beltz den Schuss nicht auffhelt.Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 10.

Alles wirkt wohlthätig, wenn es an seinem Platze ist.


14. Harnisch, Frauen und Buch bedürfen täglich Versuch.


15. Harnisch kan man nicht so bald auss als anziehen.Lehmann, 443, 111.


16. Harnisch vnd Bücher sol man offt gebrauchen.Petri, II, 371.


17. Kein Harnisch schützt wider den Tod.Simrock, 4347; Körte, 2616; Braun, I, 1133.


18. Sieder das han Harnisch getragen die Pfaffen, ist Vnfried in allen Landen geschaffen. Peter, II.


19. Wer den Harnisch angelegt, der sol sich nicht rühmen, als der jhn hat abgelegt.Petri, II, 691; 1, Kön. 20, 11.


20. Wer den Harnisch auf den Rücken hängt, fürchtet den Feind und will lauffen.Lehmann, II, 53, 5.


[362] 21. Wer einen strohernen Harnisch gegen Hauen und Stechen anlegt, mit dem steht's übel.

Dagegen soll, wie die Russen behaupten, ein goldener um so besser schützen, durch den kein Pfeil dringen soll. (Altmann VI, 481.)


22. Wer in Harnisch kommt, verliert (hat Unrecht).

Lat.: Altercator bonus vitio iracundiae careat. (Philippi, I, 22.)


23. Wessen Harnisch von Spinnweben ist, der darf das Maul nicht zu voll nehmen.


24. Wo kein Harnisch ist, da ist auch kein Ritter.Graf, 32, 56.

Holl.: Waar geen harnas is, daar is geen ridder. (Harrebomée, I, 286.)


*25. Den Harnisch anlegen.

Holl.: Hij trekt het harnas aan. (Harrebomée, I, 285.)


*26. Der mag harnasch leyden.

Wol um auszudrücken, dass jemand irgendetwas (Widerwärtiges) gewohnt ist. Hauer (M2) gebraucht die Redensart zur Verdeutschung des lateinischen Sprichworts: Incus maxima non metuit strepitus.


*27. Einem den Harnisch fegen.Murner, Nb., 94.


*28. Einen in Harnisch bringen (jagen).Mayer, II, 217; Braun, I, 1134; Lohrengel, II, 335.

Ihn zornig machen, in Kampfverfassung setzen. Von den Rittern entlehnt.

Frz.: On l'a fait sortir des gonds.

Holl.: Iemand in het harnas jagen. (Harrebomée, I, 286.)


*29. Er ist bald im harnasch (Harnisch). Franck, II, 72; Tappius, 86a; Egenolff, 65b; Eiselein, 282.

Franck gebraucht die Redensart für die lateinische: In fermento iacere; wofür er auch noch folgende verwandte beifügt: Er fert leicht daher, wie ein zerbrochen Schiff. Er ist ein wenig zu heyss gebadt. Er keilt wie ein dürr dornheck. Der dreck lîgt jhm nahend bei dem hertzen. Er hat den pifpfig. Und zwar von dem, »der leicht seudt vnnd zu bewegen ist inn zorn«.

Lat.: In fermento jacet. (Plautus.) (Binder II, 1429; Sutor, 37; Egenolff, 65b.)


*30. Er ist bald in Harnisch g'schloffen, man hat jm die Zornader troffen.Eyering, I, 131; II, 218.


*31. Er reucht vom Harnisch.Schottel, 1116a.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 362-363.
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