1. Bô hei nit kratzen konnte, do hâkelde hei. (Waldeck.) – Curtze, 359.
2. Es kratzt sich keiner, wenn's den Nachbar juckt.
3. Es kratzt sich mancher hinter den Ohren und juckt ihn nicht.
Lat.: Scalpitur interdum caput ex prurigine nulla. (Sutor, 165.)
4. Kratze mich, ich kratze dich. – Reinsberg III, 56.
Lat.: Fricantem refrica. (Gaal, 1042; Eiselein, 394.)
5. Kratzen hilft nicht, aber Kämmen.
6. Kratzen thut wol vnd thut auch wehe. – Lehmann, 795, 22; Eiselein, 395; Simrock, 5923.
Dän.: Efter sød kløe kommer suur svie. (Bohn I, 365.)
7. Kratzen un Borgen dêt 'ne Tîd lang wôl, segt de Krämer. – Hoefer, 640.
[1588] 8. Kratzen und auf Borg nehmen thut nur auf eine Weile wohl. – Blass, 15.
9. Kratzen und Essen (Reden) darf man nur anfangen.
10. Kratzen und Scharren mehren die Sparren.
11. Kratzt euch nicht, ihr macht euch's ärger. – Blass, 15.
12. Man kratzt einen gern, wo's ihn juckt.
Man pflegt den Leuten gern etwas Angenehmes zu sagen oder zu erweisen.
Frz.: On gratte un homme où il lui démange. (Lendroy, 575.)
13. Man kratzt oft, wo es nicht juckt.
Dän.: Man river hvor det ikke kløer. (Prov. dan., 478.)
Schwed.: Man klår offta, dher intet klijar.
14. Man kratzt sich am besten mit eigenen Nägeln.
Auf die Selbstrecensenten gemünzt.
15. Man muss an dem ort kratzen, da es juckt, sonst hilffts nicht. – Lehmann, 374, 6.
Die Russen: Kratze mich nicht, so es dich juckt. (Altmann VI, 399.)
Frz.: Trop gratter cuict, trop parler y nuict. (Cahier, 827; Lendroy, 551; Bovill, II, 41; Gaal, 1445; Körte, 3535.)
Lat.: Nimium scabere nocet. (Bovill, II, 41.)
16. Man soll nicht eher kratzen, bis es juckt. – Altmann VI, 475.
17. Man soll nicht kratzen, wo es einen nicht juckt.
Dän.: Man skal ei klaa der som man ei køer. (Prov. dan., 346.)
18. Thut dir das kratzen wohl, so lass dich hernach das Beissen nicht verdriessen. – Lehmann, II, 624, 10; Simrock, 5924; Körte, 3535; Braun, 1989.
Schwed.: Effter sööt kläda kommer sur sweda. (Grubb, 175.)
19. Was soll ich mich kratzen, wenn's meinen Nachbar juckt.
Die Russen: Es kratzt sich keiner bei fremdem Jucken. (Altmann V, 130.)
20. Wenn man lange genug kratzt, hört das Jucken wol auf.
Frz.: Qui assez grate ne démange plus. (Leroux, 77, 290.)
21. Wer andere kratzt, den wird man wieder kratzen.
22. Wer dich kratzt, den kraw wieder. – Lehmann, II, 840, 252; Petri, II, 696; Schottel, 1142; Gaal, 1042; Blum, 537; Eiselein, 394; Simrock, 5922; Körte, 6760.
23. Wer will kratzen auf den Reihen1 der muss Geld in der Kisten haben leien2. (Eifel.)
1) Auf dem Unterschenkel der Beine.
2) Liegen haben.
24. Wer zu kratzen anfängt, kann nicht gut davon lassen.
Span.: Comer y rascar, todo es empezar. (Bohn I, 209.)
25. Wie er mich kratzt, so will ich ihn beissen.
Frz.: Je lui ai rendu la monnaie de sa pièce. (Lendroy, 1204.)
26. Zu viel kratzen macht schmertzen. – Lehmann, 935, 23.
Dän.: Klaae dig naar du kløer. (Prov. dan., 350.)
*27. Dä kratz sich, wo et en net biess. (Bedburg.)
*28. Doat kratzt mich net. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 152.
*29. Er kratzt den Ochsen, wo er ihn todtschlagen will.
Von einem Schmeichler, der seinem Opfer die schwache Seite ablauert, ihm schmeichelt, um sein Ziel zu erreichen.
*30. Er kratzt hinter den Ohren. – Mayer, II, 177.
*31. Er kratzt mich, wo mich's juckt.
Frz.: Tu me grattes ou il me demengeuat. (Bovill, II, 3.)
Lat.: Scalpis vbi prurio. (Bovill, II, 3.)
*32. Er kratzt öfter hinter den Ohren als ein Hund im Juli.
Hat viel Sorge.
*33. Er kratzt sich hinter den Ohren, als ein Fuhrmann, der umgeworfen hat.
*34. Er kratzt sich, wo es ihm nicht juckt. – Frischbier, 418; Frischbier2, 2177.
*35. Er will kratzen, weiss aber nicht wo.
*36. Si a n' Emm chretza. – Tobler, 118.
Sich an jemand kratzen, d.h. sich wehe an ihm thun, Uebles von ihm empfangen.
37. Man kratzt sich, wenn es Einem juckt, und nicht nachher.
Man soll überlegen, was man thut, und nicht erst, wenn es geschehen ist.
Span.: Otravez vasque se quando le coma, y no despues.
Buchempfehlung
In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro