1. Jeder hat einen Sparren und, wer's nicht glaubt, hat zwei. – Eiselein, 572; Simrock, 9653; Braun, I, 4152.
Engl.: Every body has his whim.
Frz.: Il a bien des chambres vides dans sa tête. (Lendroy, 292.) – Il a un petit coup de marteau. – Il lui manque un clou. – Il n'a pas la tête bien cuite. (Körte, 5620a.)
It.: Tutti abbiamo il nostro rametto, e chi crede esser savio, è più matto degli altri.
2. Vêr Spêrs stât (stehen) der all, sach de Voss, dä en Hûs buggen (bauen) woll, da lach (legte) he sik oppen Rüggen un holl sîne Schuoken (Beine) in de Locht (Luft). (Iserlohn.) – Woeste, 64, 44; Firmenich, III, 185, 25; Hoefer, 358.
Wenn jemand etwas mit unzureichenden Mitteln unternimmt und sich dadurch lächerlich macht. Der kurzsichtige Speculant.
3. Wo die Sparren faulen aus, fällt zuletzt das ganze Haus. – Simrock, 9654.
4. Wo die Sparren faulen, stürzen bald die Säulen. – Eiselein, 572; Braun, I, 4153.
Lat.: Ubi partes labant, summa turbantur. (Curtius.) (Philippi, II, 230.)
*5. A hot en Sporn zu viel. – Robinson, 282.
*6. Er hat die Sparren nicht alle.
»Petrus Martyr keret die wort gar vmb, vnd spricht: Das ist mein Leib, nemlich ein Geistlich Speise. Ich halt, das dieser Pater die Sparren nicht alle gehabt.« (J. Schütz, Serpens Antiguus, 266b.)
[660] *7. Er hat einen Sparren (zu viel). (S. ⇒ Hut 77 und Raspeln 2.) – Allerlei, 1797, 903; Körte, 5620a; Seybold, 369; Braun, I, 4151; Frischbier2, 3547.
Er ist nicht recht bei Verstande. Die Frankfurter Zeitung vom 6. Juni 1874 enthält unter der Ueberschrift Sprachmünzen eine Erklärung über verschiedene sprichwörtliche Ausdrücke. Zu den nicht bereits bekannten gehört die obige Redensart, welche aus den Trinkgelagen der Vorzeit entlehnt wird, und die auch in: Einen Sparren haben, oder: Einen zu viel haben, verkürzt wird. Es heisst dort: »In den Humpen unserer Altvordern stand eine Leiter. Zunftmässig trank man von Sprosse zu Sprosse, von Sparren zu Sparren, wobei es leicht geschah, das man einen Sparren zu viel nahm.« In Schlesien: A hot egen an Sporn zu viel. (Gomolcke, 63.) »Die Unvernunft, die einen Sparren zu viel in ihrem Kopffe hat, mischt sich zwar offt ins Spiel, jedoch kommt es zur That, sieht man bey ihr die Zunfft von denen, die sich nicht das Maul verbrennen.« (Keller, 130a.)
Frz.: Avoir été à la guerre des Polonois. (Kritzinger, 364a.) – Avoir le cerveau blessé. – Avoir l'esprit malade. (Kritzinger, 73b u. 432a.) – Avoir un grain de folie. (Kritzinger, 355b.) – Cet homme a un coup de giblet. (Kritzinger, 348b.) – Être brouillé avec le bon sens avec la raison. (Kritzinger, 96a.) – Être leger d'un grain. – Il a bien des chambres vides dans sa tête. (Lendroy, 292.) – Il a la tête mal faite. (Kritzinger, 301b.) – Il a un coup de hache. (Kritzinger, 179a.) – Il a un petit coup de marteau. – Il lui manque un clou. – Il n'a pas la tête bien cuite. (Körte, 6620b.) – La memoire lui est quelquefois infidele. (Kritzinger, 448b.) – N'avoir pas l'esprit bien arrêté. (Kritzinger, 286b.) – Voilà un plaisant Celestin. (Kritzinger, 114.)
*8. Er hat einen Sparren im Kopf. – Frischbier2, 3547.
'R hot'n Sporn (Sparren, Stück Holz) im Kopf, ist überspannt. (Sartorius, 182; Schmeller, III, 575.)
*9. Er hat einen Sparren zu wenig. – Mathesy, 137b; Frischbier2, 3547.
»Einen Sparren zu viel oder zu wenig.« (Breuning, Orient. Reyss, 64.)
*10. Er hat eins Sparn zu weng im heupt. – Eyering, II, 282.
*11. Es ist ihm kein Sparren im Halse stecken geblieben.
Von einem, der all das Seine vergeudet hat. Die Mutter zu ihrem leichtsinnigen Sohne: »Das Erbtheil deines Vaters, welches zum Theil aus etlichen Häusern bestund, hastu ziemlich durch, die Gurgel gejagt; und es ist wunder, dass dir kein Sparren im Halse stecken blieben.« (Keller, 146a.)
*12. Sparren nach Norwegen führen.
Engl.: Coals to Newcastle. (Kritzinger, 254a.)
13. Wohl unter dem Sparren, wohl über den Berg, das ist die Festung Ravensberg. – Daheim, 1874, S. 258b.
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