Angenehm

1. Was angenehm dem Kragen (Gaumen), dient nicht stets dem Magen.


2. Was angenehm dem Mund, ist nicht immer gesund.

Lat.: Ciborum varietas una est morborum causa.


3. Was dem einen angenehm, ist dem andern unbequem.

Die Alten sagten dagegen: Si tibi amicum, nec mihi inimicum. (Erasm., 80.)


*4. Er ist so angenehm wie der Topf Elisa's.


*5. Er ist so angenehm wie die thörichten Jungfrauen mit den leeren Lampen.


*6. Er ist so angenehm wie ein Hund beim Kegelspiel.


*7. Es ist angenehm, die Füsse unter eines andern Tisch zu strecken.


*8. Es ist so angenehm als ein freies Bett. (Altröm.)

Unter freiem Bett ist hier eheloses Leben zu verstehen.

*9. Es ist so angenehm wie Abtrittputzen.


*10. Es ist so angenehm wie ein Kaufmann dem Krämer.


*11. Es ist so angenehm wie eine Bratwurst dem Hunde.


*12. Es ist so angenehm wie Essig den Zähnen und Rauch den Augen.


*13. Es ist so angenehm wie Wildpret in eines armen Mannes Haus.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu6.

Holl.: Hij is er zoo aangenaam als een hond in een Kegelspel. (Harrebomée, I, 319b.)


14. Besser angenehm sein, als den Angenehmen spielen.

Span.: Mas vale caer en gracia, que ser gracioso. (Cahier, 3445.)


15. Es ist doppelt angenehm, was in Nöthen geschiht.Lehmann, II, 140, 127.


16. Mir ist das grade sehr angenehm, sagte der Hofnarr, und ging auf die linke Seite, als ein Hofmann zu ihm sagte, er könne es nicht leiden, dass ihm ein Narr zur rechten Hand gehe.


17. Was dir angenehm, ist mir nicht unangenehm.

Ausdruck der Höflichkeit, womit man sich dem Willen oder der Ansicht eines andern anschliesst.

Lat.: Si tibi amicum, nec mihi inimicum. (Faselius, 237.)


18. Wer Angenehmes haben will, muss Liebes schenken.

Lat.: Donet amorosa, qui vult desiderosa. (Reuterdahl, 221.)

Schwed.: Hwilkin koerth wil hawa han, skal liwffth late. (Reuterdahl, 221.)


19. Wo das Angenehme, da sind die Augen, wo das Unbequeme (Weh), da sind die Hände.


*20. Es ist so angenehm wie das Kämmen der Stiefmutter.

Böhm.: Příjem no, co macešino česání. (Čelakovský, 401.)


*21. So angenehm als der Hund in der Küche. Wirth, I, 9.


*22. So angenehm als der Rauch im Auge.


*23. So angenehm als die Sau im Judenhaus.


*24. So angenehm als ein Floh im Ohr.


*25. So angenehm als ein Stein im Schuh.


*26. So angenehm wie ein Aufpasser zwischen zweien Liebenden.Günsburg, 116, 34.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 767.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Jean Paul

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch

Als »Komischer Anhang« 1801 seinem Roman »Titan« beigegeben, beschreibt Jean Paul die vierzehn Fahrten seines Luftschiffers Giannozzos, die er mit folgenden Worten einleitet: »Trefft ihr einen Schwarzkopf in grünem Mantel einmal auf der Erde, und zwar so, daß er den Hals gebrochen: so tragt ihn in eure Kirchenbücher unter dem Namen Giannozzo ein; und gebt dieses Luft-Schiffs-Journal von ihm unter dem Titel ›Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten‹ heraus.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon