1. Bricht ein Ziegel, so stösst man einen andern. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 57.
Niemand ist ganz unersetzlich, geht einer ab, tritt ein anderer an seinen Platz. Nur sind eben auch nicht alle Ziegel gleich gut.
2. Den Ziegel und den bösen Mann niemand rein waschen kann. – Simrock, 12103.
Mhd.: Den zigel und den boesen man nieman volle waschen kan. (Freidank.) (Zingerle, 182.)
3. Der eine brennt die Ziegel, der andere deckt sein Haus damit.
4. Der Ziegel straft den Rubin, dass er roth ist.
5. Die Ziegel, welche vor dem Regen schützen, sind bei schönem Wetter gemacht worden. – Cibot, 157.
[576] 6. Ein Ziegel weiss waschen, ledig Stro dreschen, dem Wind das wehen verbieten, einer vnkeuschen Frawen hüten, vnnd ein fliessend Wasser verstopffen, ist alles verlohren arbeit. (S. ⇒ Hopfen 14.) – Petri, II, 238.
»Wer einen zigel weiss will wäschen, das lere stroh in tenne dreschen, den windt das wehen will verbieten vnd eine vnkeuschen frawen hüten, ein fliessend wasser wil verstopffen, derselb verlusst beid, maltz vnd hopffen.« (Waldis, II, 88, 35.)
Holl.: Hij wil den tigchelen hunne roodheid afwasschen. (Harrebomée, II, 330a.)
7. Je mehr man den Ziegel wäscht, desto röther (trüber) wird das Wasser. – Klosterspiegel, 4, 10.
Holl.: Hoe een tigchel meer gewreven wordt, hoe hij rooder wordt. (Harrebomée, II, 330a.)
8. Ungebrannter Ziegel zerfliesst im Bach, gebrannter nicht. – Eiselein, 658.
9. Wann einer so viel Ziegel hätte, als Lügen in einem Jahre gedruckt werden, so könnte er einen Thurm, zwey Gaden höher, als den babylonischen, bauen. – Chaos, 561.
10. Wenn die Ziegel dem Volk verdoppelt werden, kommt Moses. – Zinkgref.
Holl.: Als de steenen verdubbeld worden, dan komt Mozes, om te verlossen. (Harrebomée, II, 36b.)
11. Wer keine Ziegel zum Dache hat, fange nicht mit Marmor zu bauen an.
12. Wer vor dem Ziegel die rothe Farbe des Edelsteins lobt, macht einen Dulder zum Prahler.
13. Ziegel und Mohren lassen sich schwer weiss waschen.
*14. D' Ziegel uf em Dach wissets. – Michel, 262.
Es ist kein Geheimniss mehr, alle Welt weiss es.
*15. Den letzten Ziegel ein- oder auflegen.
Die Mauer fertig machen, den Bau oder das Werk vollenden.
Lat.: Summum fastigium imponere. (Faselius, 42.)
*16. Die Ziegel auf den Dächern waschen. – Fabricius, 85.
*17. Einem einen Ziegel von der Kirche aufs Dach fluchen.
»Vor zeiten, wenn man einem waz böses hat wünschen wollen, hat man jhm einen Ziegel von der Kirche oder Gottes Hause auffs Dach gefluchet, der meinung, wer nur ein wenig von Geistlichen Sachen vnter das seine mengete, der brawete ihm selbst ein Vuglück.« (Mathesius, Sarepta, 142.)
*18. Einen Ziegel weiss waschen. – Körte, 7126b.
*19. Es ist ihm ein Ziegel auf den Kopf gefallen.
Es hat ihn ein unerwartetes Unglück betroffen.
Frz.: C'est une tuile qui lui est tombée sur la tête. (Lendroy, 1446.)
*20. Es ist ihm ein Ziegel gerutscht. – Scharfenberg, Historie, S. 139.
In seinem Oberstübchen ist's nicht richtig.
*21. Es ist noch keinem ein Ziegel vom Himmel uff den Kopff gefallen.
»Das ist mit vrlaub zu reden, aller huren trost.« (Herberger, II, 439.)
*22. Es sind Ziegel, wie thorner Pfefferkuchen.
Gute, vortreffliche, gut ausgebrannte.
Poln.: Cegła, jak toruński piernik. (Lipinski, 21.)
*23. 'S is kê Zîgel uf 'm Dache, dar de seine wäre. (Schles.) – Frommann, III, 416, 610.
Sein Haus, seine Wirthschaft ist ganz verschuldet.
*24. Ungebrannte Ziegel waschen. – Fabricius, 85; Herberger, II, 326.
Eine vergebliche, tolle Arbeit unternehmen.
Lat.: Laterem lavare. (Terenz.) (Philippi, I, 221; Hauer, 95; Hanzely, 133; Froberg, 410.)
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