Marmont

[64] Marmont (Auguste Frédéric Louis Viesse de), Herzog von Ragusa und Marschall von Frankreich, geb. 1774 zu Chatillon an der Seine, betrat frühzeitig die militairische Laufbahn und zeichnete sich bei der franz. Artillerie während der Revolutionskriege am Rhein und in Italien aus, sodaß ihn Bonaparte, der schon bei der Belagerung von Toulon 1793 mit ihm bekannt geworden war, zu seinem Adjutanten ernannte. Er wohnte 1798 der Expedition nach Ägypten bei, wurde Brigadegeneral und gehörte zur kleinen Zahl Derjenigen, welche das Geheimniß der Rückkehr Bonaparte's kannten und die Ereignisse des 18. Brumaire (s.d.) befördern halfen. Zum Staatsrath und Divisionsgeneral ernannt, erwarb er sich 1800 beim Übergang über den St.-Bernhard als Befehlshaber der Reserveartillerie und in der Schlacht bei Marengo neue Verdienste, befehligte 1803 die in Holland zur Abwehr einer Landung der Engländer aufgestellten Truppen, sowie im Feldzug von 1805 gegen Östreich das zweite Corps der großen Armee, mit dem er zur Übergabe von Ulm mitwirkte und später nach Steiermark ging. Sodann commandirte er in Dalmatien, wo er Ragusa einnahm, drang im franz.-östr. Kriege 1809 aus Italien nach Östreich vor, vereinigte sich am Tage (4. Juli) vor der Schlacht bei Wagram mit Napoleon und gewann am 12. Juli die Schlacht bei Znaim, wofür er zum Marschall befördert und später zum Herzog von Ragusa ernannt wurde. Nach dem wiener Frieden (14. Oct.) ward M. Statthalter der illyrischen Provinzen, erhielt 1811 den Oberbefehl der Armee in Portugal und wurde 1812 in der Schlacht bei Salamanca schwer verwundet und von Wellington besiegt. Im J. 1813 commandirte er ein franz. Corps gegen die Verbündeten in Deutschland, focht in den Schlachten bei Lützen, Bautzen, Dresden und Leipzig, wo er die Stellung von Möckern am 16. Oct. gegen Blücher verlor und verwundet wurde, dessenungeachtet aber an den folgenden Tagen noch die Vorstädte vertheidigte. Nach dem Eindringen der Verbündeten in Frankreich wurde M. 1814 bei Fère Champenoise von Blücher und Schwarzenberg geschlagen, befehligte am 30. März die zur Vertheidigung von Paris bestimmten Truppen und bildete nach der Übergabe der Hauptstadt mit 12,000 M. die Vorhut Napoleon's, den er aber verließ und sich am 4. Apr. unter die Befehle der provisorischen Regierung stellte. Von Ludwig XVIII. hierauf zum Capitain der kön. Leibwache ernannt, begleitete ihn M. 1815 auf der Flucht vor dem zurückgekehrten Napoleon nach Gent und erhielt später die Pairswürde. Der Krönung des russ. Kaisers Nikolaus wohnte er 1826 als außerordentlicher [64] Botschafter bei, befehligte bei der Juliusrevolution 1830 die Truppen gegen das pariser Volk und ging mit dem vertriebenen König Karl X. nach England. Von da begab er sich nach Wien, wo er bis 1834 verweilte und im Apr. eine Reise durch Ungarn, Siebenbürgen, die Länder am asowschen und schwarzen Meere nach Konstantinopel, von da durch Kleinasien, Syrien, Ägypten unternahm, 1835 nach Italien zurückkehrte und die Herausgabe der gemachten Beobachtungen 1837 begonnen hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 64-65.
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