XCVI BERTHAS AUGEN Verachten dürft ihr der herrlichsten augen gefunkel · Schöne kindesaugen darinnen wacht Ein etwas unsäglich gut und sanft wie die nacht · Ihr augen · giesst über mich euer reizendes dunkel! Grosse kindesaugen · geliebte verstecke · Ihr ähnelt sehr den palästen ...
XCVII Gleich einem winter war mir meine ferne Von dir · entzücken du vom flüchtigen jahr! Wie fühlt ich frost! verdunkelt sahn die sterne · Und überall dezember alt und bar! Doch waren sommers zeiten die entlegnen: Der trächtige herbst · mit reicher ...
XCVII DER SPRINGBRUNNEN Arm liebchen! dein auge ist feucht Und müd · halt es lang noch geschlossen! In ruhe bleib hingegossen Daraus das vergnügen dich scheucht! Im hofe das wasserspiel während Der nacht und des tages singt Die süsse verzückung nährend ...
XCVIII Von dir war ich entfernt im vorfrühling Als stolz April im bunten schmucke schritt Und geist der jugend goss in jedes ding – Der schwere Saturn lief und lachte mit. Doch gab mir vogellied und süsser hauch Von blumen reich ...
Xenien 1 Fouqué Freundlich sei mir gegrüßt, polarischer Feuerländer, Immer reizend und neu, singend dein alt Pescheräh! 2 Tieck Dir auch töne mein Gruß, du herrlicher Maler-Torso, Brust und Auge wie schön, weh, ob der fehlenden Hand! 3 Goethe ...
Xenien 1 Wähnst du denn ungestraft mich zu schlagen, zorniger Streiter, Mit dem gewaffneten Fuß? Bin doch nicht alt und nicht krank. 2 Eigne Gedanken sprichst du mir ab, und es sind auch nicht eigne, In der Weihe Moment gab ...
Xenion An Friedrich Grafen von Kalckreuth. Meine Muse liebt das Reisen, Kehret gern bei Freunden ein: Neue Wirthe, neue Weisen, Und die neuesten sind dein. In dem grünen Felsenthale Hinter dem Forellenbach Saß sie jüngst an deinem Mahle, Unter deinem ...
Xerxes Ich hör' am Hellespont noch Xerxes Ketten klingen, Und seine Wuth ergötzet mich; Der ungeheure Thor kann nicht das Feu'r in sich Und will die Fluth in jenem zwingen.
Xerxes verliess sich auf sein Heer , drum war er geschlagen sehr.
XI So schnell als du verwelkst so schnell gedeihst Im Deinen du durch das was du entsendest. Das frische blut dann was du jung verleihst Heisst dein wenn du dich von der jugend wendest. Darinn liegt wissen schönheit fruchtbarkeit Daraussen ...
XI UNSTERN Um solche lasten zu heben Braucht es des Sisyphus mut · Und wär unser wille auch gut: Lang ist die kunst · kurz das leben. Fern von ruhmreichen malen Nach einsamem totenwall Zieht meine seele in qualen Zu trauernder trommel ...
XI Ihr bangt der Obern pracht nie mehr zu nennen Wenn nicht auf schwerer stirn ihr blitz euch zückt Der sich nicht rufen lässt .. die kinder flennen Um selige stunde die so kurz nur schmückt. Dann fleckt auf jedem wort ...
XII Zähl ich im glockenschlag den schritt der zeit · Seh ich in grausige nacht den heitren tag Versenkt · und veilchen wenn der frühling weit · Und silbrig weiss wo dunkle locke lag .. Seh ich den stolzen baum dess blätter starben · Der ...
XII VORLEBEN Ich wohnte lang in weiten säulengängen Die in der meeressonnen feuerbad Des abends sich erheben stolz und grad Und wie basaltne grotten überhängen · Der wellen die des himmels bilder wiegeln Musik in mystisch feierlicher art Sich mächtig tönend ...
XII Wir die als fürsten wählen und verschmähn Und welten heben aus den alten angeln Wir sollen siech und todesmüde spähn Und denken dass des höchsten wir ermangeln – Dass wir der liebe treuste priester wol Sie suchen müssen in verhülltem ...
XIII O wärest du dir selbst! Doch Lieb du bist So lange nur dir selber als hier lebend. Du musst dich rüsten zum verlauf der frist · Dein süsses äussre einem andren gebend. So würde schönheit die du hältst als lehn ...
XIII ZIGEUNER AUF DER REISE Das volk der zaubrer deren augen blitzen Zieht weiter – auf der mütter rücken sitzen Die kleinen oder stillen ihr gelüste Am immer offnen schatz der langen brüste. Zu fuss die männer die in waffen starren ...
XIII O dass ich hassen muss und nicht vergessen! O dass ich lieben muss und nicht vergehn! Ach Lieb-in-hass muss ich mich selber heissen · Keins kann in mir das andere bestehn. In trüben wünschen war ich hingesessen Um ...
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Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
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