Hubförderer

[306] Hubförderer für Hochbauten. Wie bei umfangreichen Bauingenieurarbeiten, wie Brücken-Ab- und Neubauten, Talsperrenbauten, Ufer-, Hafen-, Dock-, Schleusen- und Leuchtturmbauten u. dgl. [1], wird neuerdings vielfach der Bau »von oben«, d.h. durch Baukrane (Pfostenschwenkkrane, Turmkräne, Kabelkräne u.s.w.), auch bei Häuserbauten bevorzugt, und zwar im allgemeinen weniger wegen der verhältnismäßiggeringen Höhe der Anlage- bezw. Mietkosten für die Baumaschinen als vielmehr wegen der Ersparnis von Arbeitern bei größerer Leistungsfähigkeit [2]. Gerüste sind namentlich für Vollendungs- und Ausbesserungsarbeiten nach wie vor für Maurer, Putzer, Fuger, Maler, Gipser, Klempner, Dachdecker u.s.w. unentbehrlich; aber diese Gerüste können alsdann ungleich viel leichter sein bei gleicher oder gar größerer Unfallsicherheit, als wenn sie für große Bautenaufführungen dienen müssen.

Einfache Hochbaukrane, wie Pfostenschwenkkrane mit 1,5 m Ausladung und 2000 kg Höchsttragkraft, wurden früher bei seltener Benutzung (Balken, Träger u.s.w.) mit untenstehenden Handwinden, später für den Betrieb mit besonderen Motorbauwinden hergestellt. Neuerdings wird, zumal wenn es sich bei der Errichtung des Gebäudes auch um die Bereitung größerer Mengen von Mörtel oder Beton handelt, die Hebemaschine gleich mit der fahrbaren Mischmaschine verbunden. Bei der Maschine von Gauhe, Gockel & Co., G.m.b.H. in Oberlahnstein (Rhein), können auch andere Baumaschinen, wie Kreissägen, Pumpen u.s.w., von dem Elektromotor oder Benzinmotor angetrieben werden. Die Förderung erfolgt mit Pausen, in Abständen, absatzweise. Im Gegensatz dazu stellt der in Fig. 1 veranschaulichte Gauhesche Bauelevator einen stetigen oder Dauerförderer dar, und zwar für Handbetrieb. Die Tagesleistung beträgt bei Ketten von 16 bis 20 mm Stärke mit Steingliedern für je einen Ziegelstein – es werden auch Hubwerke für je zwei Steine gebaut – bis zu 16000 Ziegelsteinen oder 12000 Steinen nebst Mörtel. Die Steine rutschen oben auf eine Schurre oder werden mit der Hand abgenommen. Mörtel und halbe Steine werden in Schulterkasten oder Handkästen gefördert. Die leer abwärtsgehenden Kalten hängen sich selbsttätig aus. Drehkrane mit großem Arbeitsfeld ohne Wechsel der Aufstellung, die namentlich in England und Nordamerika vorzugsweise für Versatzarbeiten angewendet werden, sind bei uns selten bei Hochbauten zu finden, werden jedoch viel, sowohl in Holz- als auch in eiserner Gitterausführung, in Steinbrüchen gebraucht [3]. Unter den fahrbaren Drehkranen nehmen die zum[306] erstenmal von der Gesellschaft für elektrische Industrie in Karlsruhe zum Bau einer 23 m hohen und etwa 200 m langen Kaserne in Brüssel benutzten Turmdrehkrane heutzutage den ersten Rang ein. Bei einer Belastung von 10 t war bei jener Erstausführung der Stromverbrauch des Hubmotors bei einem Hub von 25 m gleich 1420 Watt; der Preis des Kranes betrug einschließlich Aufteilung rund 24000 ℳ. Zur Bedienung genügte ein Mann [4]. Die Turmkräne haben sich wegen ihrer großen technischen, wirtschaftlichen und sozialen Vorteile schnell große Beliebtheit erworben. Da die Höhe dieser Krane verhältnismäßig groß ist, hängt die Standsicherheit in der Hauptsache von der Windfläche und dem der örtlichen Lage entsprechenden größten Winddruck ab. Nach den preußischen Vorschriften dürfen 1400 kg/qcm Beanspruchung bei 150 kg/qm Wind und voller Belastung nicht überschritten werden.

Im Verlauf von wenigen Jahren haben vornehmlich auch die Krane von Voß & Wolter, Berlin-Reinickendorf, eine ausgedehnte Verbreitung gefunden (Fig. 2) [5]. Den wichtigsten Kranken bildet ein senkrechter Gittermast von quadratischem Querschnitt (Seitenlänge 1,2 m), der mittels einer Fußrolle auf einem in 2 bis 3 m Abstand vom Gebäude verlegten Schienengleis ruht und an seinem oberen Ende einen Dreharm (Ausladung 3,1 m) mit Kopfrolle trägt. Zur Sicherung des Mastes gegen Umstürzen in Richtung der Hausfront und in einer dazu senkrechten Ebene dient ein 10 m hohes Eisengerüst (Feldweite etwa 12 m [10 bis 13]; Stiele Hubförderer NP 18), dessen Obergurt ein Grey-Träger (Hubförderer NP 20) ist. Die Standsicherheit dieses Gerüstes wird mit Hilfe einiger Streben erzeugt, die durch mehrere Tor- oder Fensteröffnungen treten, und deren Enden mittels Verankerung oder durch Gewichtsbelastung am Boden gehalten werden. Die Kransäule umschließt in Höhe der Führungsbahn ein Hubförderer-förmiger Winkeleisenbügel; seine Arme sind an der Mastrückseite in Zapfen gelagert, und seine Ecken tragen zwei Rollen, die sich zwischen die Flanschen des Grey-Trägers legen. Diese Anordnung gewährt dem Mast bei zufälligen Senkungen der Schiene unter dem Kran eine senkrechte Nachgiebigkeit. Einen Halt in seitlicher Richtung findet die Säule an zwei 12,5-mm-Drahtseilen, die von den Enden des Führungsträgers über zwei Rollen in mittlerer Kranhöhe und zwei Rollen am Kranfuß zum entgegengesetzten Ende der Fahrbahn gespannt sind (r s u v und o x u z). Eine besondere Sicherheitsvorrichtung sorgt dafür, daß der Mast auch bei etwaigem Seilbruch nicht umschlagen kann und sich schon bei geringer Schiefstellung auf die Grundschiene setzt, bezw. am Grey-Träger fängt. Zur Aufstellung der Winde und als Standort des Führers ist in 8 m Höhe über dem Erdboden eine Bühne angeordnet. Das Hubwerk kann entweder durch Arbeiter oder von einem Elektromotor angetrieben werden. Die gewöhnliche Nutzlast beträgt 3000 kg; doch lassen sich auch Hausteine vom doppelten Gewicht mittels einer zweirolligen Flasche und Ausgleichrolle bei Verkleinerung der Ausladung emporschaffen. Das gehobene Gut wird nach Einschwenkung des Auslegers von Hand auf die Gebäudekante abgesetzt; Die Kranverschiebung vor der Gebäudefront erfolgt entweder durch Antrieb mittels Handkurbeln, welche die Seilrollen umdrehen, oder auch durch Ableitung der Bewegung vom Elektromotor her unter Zwischenschaltung von Rädervorgelegen.[307]

Als Vorzüge des nicht nur zum Versetzen der Bausteine sondern auch zur Förderung jeglicher Baustoffe, namentlich von Sperrgut, verwendbaren Voßschen Kraus ergeben sich: geringe Eigengewichte des ganzen Eisenbaues, niedrige Herstellungs- und Verkaufskosten, Befreiung des Gebäudes von Hilfsteilen, mäßiger Breitenbedarf für den Kranfuß, keine Behinderung durch Bäume oder Bahnmaste, unwesentliche Einengung der Straße durch den Bauzaun. Die Baustoffe der unteren Stockwerke müssen bei ihrer Anlieferung zwischen Gerüst und Hausfront gestapelt werden, damit sie bis zu 10 m Arbeitshöhe nicht über das Führungsgerüst fortgehoben zu werden brauchen. Einige Schwierigkeiten entstehen bei starker Fassadengliederung infolge der geringen Ausladung von nur 3,1 m, die aber für Lasten bis zu 2000 kg auf 7 m vergrößert werden kann.


Hubförderer

Auch das Verwendungsgebiet der Turmkräne von K. Peschke in Zweibrücken (Fig. 3) ist ein fast unbeschränktes, da die Krane unabhängig vom Gebäude vollkommen frei aufgeteilt werden können. Es entfällt hierdurch die Notwendigkeit, irgendwelche Gerüste zu errichten oder Verstrebungen an der Front und im Innern anzubringen. Die Peschke-Turmkrane sind derartig ausgeführt, daß unterhalb der Fahrbühne ein freier Durchgang verbleibt, der es ermöglicht, auf der ganzen Länge der Fahrbühne Baustoffe aufzustapeln. Das oberhalb der Fahrbahn errichtete Windwerk wird von einem Elektromotor mittels eines gefrästen Zahnradpaares unmittelbar angetrieben. Alle Bewegungsvorgänge erfolgen von einem Steuerrad aus, das vier Schilde mit der Bezeichnung »Schwerlast«, »Leichtlast«, »Fahren«, »Schwenken« trägt. Man ist imstande, die Last ohne Stromverbrauch mittels der sicher wirkenden Bandbremse zu senken. Das Senken kann bis auf Millimeter genau geschehen, was beim Versetzen schwerer Steine von großem Vorteil ist. Für sehr schnelles Senken des leeren Lasthakens werden Motor und Windwerk ausgeschaltet. Die Bewegungsvorgänge zum Heben der Leichtlast, zum Fahren und Schwenken sind die gleichen wie beim Heben der Schwerlast. Das Schwenken des Auslegers kann elektrisch oder von Hand vorgenommen werden. Zur Erhöhung der Standsicherheit wird der unter der Fahrbühne befindliche Behälter mit Masseln (eisernen Rohgußstücken, die jederzeit leicht zu beschaffen sind) gefüllt. Auch Ziegelsteine oder dergleichen können als Ballast Anwendung finden. Der turmartige Aufbau ist bis zur Spitze mit einer Leiter versehen; der Ausleger trägt ein Sicherheitsgeländer (vgl. Fig. 3). Die aus bestem Stahlguß hergestellten Fahrräder sind durch Radbruchstützen, die im Falle eines Bruches ein Umstürzen verhindern, gesichert. Der Kran ist derartig gebaut, daß eine leichte Aufstellung und Niederlegung bezw. Zerlegung möglich ist; der torartige Unterbau bildet einen Bestandteil für sich. Die Aufstellung nimmt etwa zwei bis drei Tage in Anspruch.

Die Peschke-Turmdrehkrane werden gewöhnlich für eine höchste Tragkraft von 3000 kg gebaut; hierbei beträgt die [308] Ausladung 5 m. Jeder Kran erhält einen – meist auf drei Längen verstellbaren – Ausleger, und zwar beträgt die Ausladung 5 m bei 3000 kg Tragkraft, 7 m bei 2000 kg und 9 m bei 1500 kg. Entsprechend der Ausladung verändert sich die Hakenhöhe, von Oberkante Fahrschiene aus gemessen, von rund 22,5 bis auf etwa 27 m. Die Veränderung der Ausladung wird mit Hilfe des Windwerks derart vorgenommen, daß der Kranhaken in höchster Stellung den Auslegerarm in die Höhe mit- bezw. herabnimmt, worauf das den Auslegerarm tragende Zugseil in eine andere Lage verhängt wird. Diese Arbeit nimmt höchstens 15 Minuten in Anspruch und kann durch einen Mann ausgeführt werden. Die Krane können auch bis zu 30 m Höhe und bis zu 15 m Ausladung gebaut werden.

Das Windwerk ist für zwei Hubgeschwindigkeiten gebaut: für 3000 kg Tragkraft beträgt sie rund 9 m/Min., für 1500 kg etwa 20 m/Min. Der erforderliche Elektromotor, der in gekapselter Ausführung oder in ein Blechhaus eingebaut geliefert wird, leistet rund 8 PS. Die Fahrgeschwindigkeit ist mit 25 bis 30 m/Min, zu bemessen. Die Stärke des Elektromotors erlaubt jedoch, den Kran für Geschwindigkeiten bis zu 45 m/Min, zu bauen. Die Spurweite der elektrischen Peschke-Turmkrane ist 2,8 m. Zum Verlegen des Gleises können alte Eisenbahnschienen der üblichen Bauart verwendet werden; die Fahrbahn muß vollkommen wagrecht liegen. Soll ein einziger Kran für verschiedene Baufronten benutzt werden, so werden entsprechende Drehscheiben bezw. Schiebebühnen mitgeliefert.

Ueber die wichtige Frage der Aufteilung solcher Turmdrehkrane ermöglichen die Fig. 47 eine gute Vorstellung; sie beziehen sich auf Ausführungen von J. Wolff & Co. in Heilbronn. Schließlich sei noch angeführt die um einen in der Mitte stehenden Turm im Kreise fahrbare (Karussel-) Kabelkrananlage für den Bau der mächtigen Eisenbetonfest- und Ausstellungshalle in Breslau, bei der ausschließlich von dieser Anlage für die Förderung der gesamten Baustoffe Gebrauch gemacht worden ist [6]. Eine derartige Ausführungsweise bedingt natürlich eine entsprechende regelmäßige Grundrißform des Baues. Im vorliegenden Fall bestand die Halle aus einem »zentralen« Kuppelbau von[309] 65 m Durchmesser, der sich einschließlich Laterne bis zu 41 m Höhe erhob und durch einen Kranz von Apsidenbauten ringförmig umgeben war, so daß der äußere Durchmesser etwa 95 m beträgt. Der Bau erforderte etwa 13600 cbm Beton, 6001 Eiseneinlagen und für die Lehrgerüste etwa 3000 cbm Holz. Der Mittelturm der Kabelkrananlage besaß 52 m Höhe. An ihm waren zwei Kabelkräne befestigt, die an ihrem anderen Ende von 14 m hohen Türmen gestützt wurden, die auf einem Gleis von 100 m Halbmesser im Vollkreis verfahren werden konnten. Auf diese Weise war es möglich, mit den Laufkatzen der Krane, die meist 1600 kg hoben, im Höchstfall 2500 kg Last heben konnten und eine Laufgeschwindigkeit von 90 m/Min., eine Hubgeschwindigkeit. von 30 m/Min, besaßen, jede Stelle des Bauwerkes zu erreichen. Ohne diese Einrichtung, die von A. Bleichert & Co. in Leipzig und der den Bau ausführenden Unternehmung Dyckerhof & Widmann, A.-G. in Dresden, in gemeinschaftlicher Arbeit geschaffen worden ist, wäre es nicht möglich gewesen, den Rohbau in der kurzen Bauzeit zu vollenden, die nur zur Verfügung stand. Die Lieferzeit für die Krane betrug nur 12 Wochen.


Literatur: [1] Buhle, Deutsche Bauztg. 1906, S. 251 ff., und 1913, S. 716 ff.; ders., Massentransport (Stuttgart 1908), S. 166 ff. – [2] Ders., Fördertechnik 1916, S. 145 ff. – [3] Ders., Industriebauten 1915, S. 344 ff. – [4] Ders., Massentransport, Stuttgart 1908, S. 135 ff. – [5] Handbuch der Ingenieurwissenschaften, IV. Teil, 3. Bd., 2. Aufl., Leipzig 1908, S. 109 ff. – [6] Buhle, Deutsche Bauztg. 1913, S. 74 ff.; ders., Glasers Ann. 1915, I, S. 88 ff.; ferner Dietrich, Deutsche Bauztg. 1916, S. 105 ff.

M. Buhle.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
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Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
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Fig. 7.
Fig. 7.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 306-310.
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Faksimiles:
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