Czerny

[400] Czerny (spr. tscher-), 1) Georg Petrović, genannt Karageorg (»schwarzer Georg«), Anführer der Serben im Freiheitskampfe, geb. 21. Dez. 1766 in Wischewatz bei Kragujewatz von armen Eltern, gest. 1817, nahm schon 1787 an der ersten Erhebung des serbischen Volkes gegen die türkische Herrschaft teil, mußte aber fliehen, wobei er, ehe er über die Save ging, seinen Vater erschoß, der ihm zu folgen sich weigerte, den er aber nicht in die Hände der Türken fallen lassen wollte, und trat in das serbische Freikorps, das mit den Österreichern gegen die Türken kämpfte. Nach dem Frieden von Sistowa (1791) wandte er sich wieder nach Österreich und wurde Waldhüter eines Klosters. Später kehrte er nach Topola in Serbien zurück und ward Viehhändler. Als aber die Janitscharen in Belgrad den milden Pascha Hadschi Mustafa 1801 und alle angesehenen Männer ermordeten, auch das Volk hart bedrückten, stellte sich C. 12. Febr. 1804 in Sibnitza an die Spitze der Erhebung, und eine Versammlung in Semendria ernannte ihn zum Befehlshaber der serbischen Streitmacht. 1804 und 1805 säuberte er das ganze Land von den Türken, denen nur Belgrad verblieb. Da aber C. mit den serbischen Aristokraten zerfiel, die durch ihn ihre Macht gefährdet glaubten und der Skupschtina, mit der C. zu regieren gedachte, 1805 unter russischem Einfluß einen zwölfgliederigen Senat entgegenstellten, so drangen Ende 1806 die Türken von neuem ins Land und schlugen das Heer der Aristokraten. C. wurde durch seinen Sieg am Mischarsko-Polje und die Eroberung Belgrads zum zweitenmal der Befreier seines Vaterlandes und 1810 auch von den Russen als »Oberfeldherr von Serbien« anerkannt sowie 1811 auf einer Volksversammlung zum alleinigen Kriegsherrn ernannt, während der Senat die Leitung der Zivilangelegenheiten erhielt. Er lebte nun auf seinem Bauerngut zu Topola zwei Jahre lang als Gebieter Serbiens, während die Pforte im Bukarester Frieden Serbien eine gewisse Unabhängigkeit zugestand. Als aber im Kampf gegen Frankreich 1813 der Zar Serbien der Pforte preisgab, schwächte C. durch Teilung seine Streitmacht, trat im Oktober nach Österreich über und wurde dann zu Chotin in Bessarabien interniert. Erst 1817 kehrte er mit neuen Befreiungsplänen nach Serbien zurück, wurde aber auf des Fürsten Milosch Veranstaltung in Adzagna bei Semendria ermordet (vgl. Ranke, Die serbische Revolution, Hamb. 1829). – Über seinen Sohn s. Alexander 23).

2) Karl, Klavierspieler und Komponist, geb. 20. Febr. 1791 in Wien, wo sein Vater, Wenzel C., ein geborner Böhme, Klavierlehrer war, gest. daselbst[400] 15. Juli 1857, machte seine Studien unter Beethoven und zählte bald selbst zu den angesehensten Künstlern Wiens. Neben Hummel wurde er später als das Haupt der von Mozart begründeten Wiener Klavierschule allgemein anerkannt. Namentlich von 1818 an entfaltete er eine höchst erfolgreiche Lehrtätigkeit, der unter andern Liszt, Döhler und Th. Kullak ihre Ausbildung verdanken, zugleich aber eine erstaunliche Fruchtbarkeit als Komponist. Seine Arbeiten auf diesem Gebiet, über 1000 Werke, meist für Klavier sind aber der Vergessenheit anheimgefallen und gehören z. T. der inhaltlosen Salonmusik an. Dauernd geschätzt sind aber einige seiner Etüdenwerke: »die Schule der Geläufigkeit«, »der Fingerfertigkeit«, »der Verzierungen«, »des Virtuosen«, die »40 täglichen Studien« etc. Er hinterließ ein ansehnliches Vermögen, das er testamentarisch zu Zwecken der edelsten Art bestimmte.

3) Vinzenz, Chirurg, geb. 19. Nov. 1842 in Trautenau, studierte in Wien, wurde Assistent an Billroths Klinik und ging 1871 als Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik nach Freiburg i. Br. und 1877 in gleicher Eigenschaft nach Heidelberg. Hochverdient um die moderne Chirurgie, förderte er namentlich die Operationen am Kehlkopf, der Speiseröhre, am Magen und Darm, an Niere und Gebärmutter sowie die Radikaloperationen der Eingeweidebrüche. Er schrieb: »Über die Beziehungen der Chirurgie zu den Naturwissenschaften« (Freiburg 1872); »Beiträge zur operativen Chirurgie« (Stuttg. 1878); auch ist er Mitherausgeber der »Beiträge zur klinischen Chirurgie« (Tübing., seit 1884) und der »Mitteilungen aus dem Grenzgebiete der Medizin und Chirurgie« (Jena, seit 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 400-401.
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