Klapka

[91] Klapka, Georg, General im ungar. Revolutionskrieg, geb. 7. April 1820 in Temesvár, gest. 17. Mai 1892 in Budapest, trat 1838 in die österreichische Armee und 1842 in die adlige ungarische Leibgarde, von der er 1847 als Oberleutnant in ein Grenzregiment versetzt wurde, nahm aber 1848 seinen Abschied. Nach Ausbruch der Insurrektion stellte er sich der neuen ungarischen Regierung zur Verfügung, ward zuerst nach Siebenbürgen gesandt, um den Szekler Landsturm aufzubieten und zu organisieren, im September mit fortifikatorischen Arbeiten in Komorn und Preßburg beschäftigt, endlich Chef des Generalstabs bei der Südarmee unter Vetter und, nachdem die Zurückwerfung der Serben erfolgt war, Chef der Generalstabssektion im Kriegsministerium. Nach der Niederlage des Generals Mészáros bei Kaschau (4. Jan. 1849) trat K. an die Spitze von dessen Korps, drängte Schlick zurück, bewirkte bei Kaschau seine Vereinigung mit Görgei, zeichnete sich in der Schlacht bei Kápolna (26.–28. Febr.) aus und entschied in der Schlacht von Izsaszeg (6. April) den Sieg. Nach dem Sieg bei Waitzen, den Görgei und K. vereint errangen, überschritt letzterer, dessen Korps jetzt die Vorhut bildete, den Granfluß und schlug mit Damjanich die entscheidende Schlacht bei Nagy Sarló (19. April), durch die Komorn befreit wurde. In der Schlacht vor Komorn (26. April) befehligte er den linken Flügel. Hierauf ward er in Debreczin mit dem Portefeuille[91] des Kriegsministers betraut, welche Stellung er während des Mai bekleidete. Nachdem er vergeblich zwischen Kossuth und Görgei zu vermitteln versucht hatte, übernahm er im Juni das Kommando von Komorn und der auf dem rechten Donauufer operierenden Truppen; hier leitete er 13. Juni den glänzenden Überfall bei Csorna, durch den die Brigade Wyß in die Flucht geschlagen wurde. In den nun folgenden heftigen Kämpfen an der Waag und vor Komorn, 16. und 21. Juni, 2. und 11. Juli, die mit dem Abzug Görgeis nach der Theiß endeten, zeichnete sich K. durch Tapferkeit und Feldherrngeschick aus. Am 30. Juli brach er auf, um das linke Donauufer zu säubern, trieb die Feinde bis hinter die Neutra und Waag. Hierauf ging er über die Donau und zog 5. Aug. in Raab ein. Eben hatte K. seine Vorbereitungen zu einem Einfall in Nieder-Österreich getroffen, als ihn die Kunde von der Katastrophe von Világos (13. Aug.) erreichte. Dennoch gab er die Verteidigung Komorns nicht auf. Durch die Zuzüge der entlassenen Honvéds wuchs die Besatzung auf 24,000 Mann, während Vorräte auf zwei Jahre da waren. So hielt sich die Festung, während das ganze übrige Ungarn schon überwältigt war, bis 27. Sept. 1849 K. die ehrenvollste Kapitulation gewährt wurde. K. begab sich nach London, später nach Genua und in die Schweiz. Beim Ausbruch des russisch-türkischen Krieges ging er nach Konstantinopel, fand aber keine seinen Erwartungen entsprechende Anstellung und kehrte nach der Schweiz zurück, wo er in Genf 1855 das Bürgerrecht erhielt. Später war er bei der Organisation der in Konstantinopel zu errichtenden Bank tätig. 1859 bildete er in Italien, 1866 in Schlesien eine ungarische Legion, mit der er auf Geheiß Bismarcks bei Oderberg in Österreichisch-Schlesien einfiel, um dann im Trencsiner Komitat vorzurücken. Doch mißlang der Einfall; auf Bismarcks Intervention hin ließen die Österreicher die Legion wieder ziehen. Beim Ausgleich 1867 amnestiert und mit der Regierung ausgesöhnt, kehrte er nach Ungarn zurück und ward im Oktober 1867 in Illava zum Reichstagsmitglied erwählt, in welcher Eigenschaft er zur Deákpartei gehörte. In Komorn wurde ihm 1896 ein Denkmal (von Róna) errichtet. Er schrieb: »Memoiren« (Leipz. 1850); »Der Nationalkrieg in Ungarn und Siebenbürgen 1848 u. 1849« (das. 1851, 2 Bde.); »Der Krieg im Orient in den Jahren 1853 und 1854 bis Ende Juli 1855« (Genf 1855) und »Aus meinen Erinnerungen« (auch deutsch, Zürich 1887). Vgl. Kienast, Die Legion K. Episode aus dem Jahr 1866 (Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 91-92.
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