Lachner

[16] Lachner, Musikerfamilie, sechs Kinder eines Organisten zu Rain in Oberbayern, von denen der älteste Sohn, Theodor (1798–1877), Organist und zuletzt Rezitator an der Hofoper in München war, und zwei Töchter, Thekla und Christiane, ebenfalls als Organistinnen (in Augsburg und Rain) wirkten. Bekannter wurden die folgenden: 1) Franz, Komponist, geb. 2. April 1803 in Rain, gest. 20. Jan. 1890 in München, besuchte das Gymnasium in Neuburg an der Donau, machte (1820–21) als Musiklehrer in München Kompositionsstudien unter Eck, die er dann in Wien im Umgange mit Franz Schubert, Abt Stadler und Sechter fortsetzte. 1824 wurde er Organist an der evangelischen Kirche in Wien, 1826 Kapellmeister am Kärntnertor-Theater, wurde 1834 als Hofkapellmeister nach Mannheim berufen und erhielt schon auf der Reise dorthin das Engagement als Hofkapellmeister in München, das er 1836 antrat. Er wirkte nun in ausgezeichneter Weise als Dirigent der Hofoper, der Hofsängerkapelle und der Akademiekonzerte, seit 1852 mit dem Titel eines Generalmusikdirektors, bis der Beginn der Wagner-Ära ihn 1865 veranlaßte, seine Pensionierung zu erbitten, die ihm 1868[16] gewährt wurde. 1872 ernannte ihn die Universität München zum Ehrendoktor der Philosophie. L. ist ohne Zweifel einer der angesehensten Vokal- und Instrumentalkomponisten der neuern Zeit, besonders ein Meister des Kontrapunkts. Der glücklichen Idee, die nach Bach in Vergessenheit geratene Form der Orchestersuite wieder zu beleben, dankte er mit seinen sieben Suiten für großes Orchester noch in vorgerücktem Alter die glänzendsten Komponistenerfolge. Von seinen übrigen größern Kompositionen sind zu nennen: das Requiem Op. 146, zwei Stabat mater, Op. 154 und 168, eine solenne Messe, die Oratorien »Moses« und »Die vier Menschenalter«, acht SymphonienSymphonia appassinata«, Op. 52; 1835 von der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde preisgekrönt), fünf Streichquartette und zahlreiche andre Kammermusikwerke sowie die Opern: »Alidia«, »Die Bürgschaft«, »Katharina Cornaro« und »Benvenuto Cellini« (1849), Männerchöre mit Orchester (»Sturmesmythe«) u.a. Vgl. Kronseder, Franz L. (Leipz. 1903).

2) Ignaz, Komponist, geb. 11. Sept. 1807 in Rain, gest. 24. Febr. 1895 in Hannover, wirkte zuerst als Violinist im Orchester des Isartortheaters in München, von wo ihn sein Bruder nach Wien zog, wurde 1826 dessen Nachfolger als Organist und daneben zweiter Kapellmeister am Kärntnertortheater, 1831 Hofmusikdirektor in Stuttgart, 1836 zweiter Kapellmeister in München, 1853 Kapellmeister am Stadttheater in Hamburg, 1858 Hofkapellmeister in Stockholm und 1861 Kapellmeister am Stadttheater in Frankfurt a. M. 1875 trat er in Ruhestand. Von seinen zahlreichen Kompositionen (Opern, Sonaten, Streichquartette, Lieder etc.) sind drei Klaviertrios mit Violine und Viola hervorzuheben.

3) Vinzenz, geb. 19. Juli 1811 in Rain, gest. 22. Jan. 1893 in Karlsruhe, wurde 1831 der Nachfolger seines Bruders Ignaz in Wien und 1836 in Mannheim, wo er bis zu seiner Pensionierung 1873 als Hofkapellmeister blieb. 1884–91 war er Kompositionslehrer am Konservatorium in Karlsruhe. Von seinen Kompositionen wurden eine Festouvertüre und ein Klavierquartett mit Preisen gekrönt. Außerdem schrieb er Symphonien, Ouvertüren (»Turandot«, »Demetrius«), ein Streichquintett, Klavierstücke sowie ein- und mehrstimmige Gesänge, darunter beliebte komische Männerchöre.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 16-17.
Lizenz:
Faksimiles:
16 | 17
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika