Arĕtin

[683] Arĕtin, 1) Joh. Bapt. Christoph, aus hochfürstlichem Geschlecht entsprossen u. 1706 in Constantinopel geboren, wurde als Kind nach Venedig u. dann nach München gebracht u. daselbst von der verwittweten Kurfürstin Therese Kunigunde, geb. Prinzeß von Polen, 2. Gemahlin des Kurfürsten Max Emanuel von Baiern, erzogen; er wurde baierischer Hofkammerrath u. 1769 in den Freiherrnstand erhoben. Sein Enkel 2) Adam, Freiherr v. A., geb. 1769 zu Ingolstadt, leistete 33 Jahre lang Baiern in verschiedenen Ämtern wichtige Dienste u. st. als Bundestagsgesandter 1822. Über seine bedeudeutenden Kupferstichsammlungen vgl. Brulliot, Catalogue des estampes du cabinet d'Aretin, München 1827, 3 Bde. 3) Georg, Freiherr v. A., Bruder des Vor., geb. 1771, widmete sich den Cameralwissenschaften, war königl. baierischer Kämmerer u. 1809–10 Generalcommissär in Baiern; st. 1845. Er schr.: Zeitbedürfnisse, Regensb. 1817–1821, 4 Bde.; Versuch eines Defensionssystems von Baiern, 1820; Stoff zum Nachdenken für Staatsmänner, ebd. 1822, 2 Bde. 4) Christoph, Freiherr v. A., Bruder der Vor., geb. 1773 in Ingolstadt; wurde 1799 Landesdirectionsrath, 1803 Regierungscommissar zu Durchsuchung der Klosterbibliotheken u. 1806 Oberbibliothekar ander Centralbibliothek in München. Wegen eines literarischen Streites, bes. mit Thiersch u. anderen nach Baiern gerufenen Protestanten, legte er seine Stellen nieder u. kam 1811 als Director u. 1813 als Vicepräsident zu dem Appellationsgericht nach Neuburg; er ward 1819 Landtagsabgeordneter u. Präsident des Appellationsgerichts zu Amberg u. st. in München 1824. A. gab in Verbindung mit Babo die Zeitschrift Aurora, mit Eschenburg den Neuen literarischen Anzeiger, u. allein: Beiträge zur Geschichte u. Literatur (54 Hefte, 9 Bde.) u. als Landtagsabgeordneter die Landtagszeitung (1819f., 20 Hefte), heraus. Bereits seit 1800 bei dem Streite der baierischen Stände mit der Regierung betheiligt, erregten ihm die Schriften: Die Plane Napoleons u. seiner Gegner 1809, u.: Sachsen u. Preußen 1815, vielfache Anfechtung. Er schr. außerdem: Über die westfälischen Friedensacten, München 1802; Jahrbücher der Gerechtigkeitspflege in Baiern, Neub. 1811–18, 2 Bde.; Instruction, die Criminalgeschäftstabellen betreffend, Münch. 1823; Über Staatsverfassung u. Verwaltung, ebd. 1826; Über die baierische Verfassungsurkunde, ebd. 1828; Grundherrliche Rechte, eine Hauptstütze des Wohlstandes, Regensb. 1829; Baierischer Verfassungskatechismus, ebd. 1819; Literarische Monatsschrift für baierische Staats- u. Geschäftsmänner, ebd 1818f.; die Schauspiele: Ludwig der Baier 1821, u. Das Mädchen aus Zante, Bamb. 1822; Des großen Kurfürsten Maximilian I. Anleitung zur Regierungskunst, Bamb. 1823; Darstellung der baierischen Creditvereinsanstalt, Münch. 1824; Staatsrecht der constitutionellen Monarchie, Altenb. 1824, 3 Bde. (von Rotteck beendet), n. A. 1838f. 5) Karl Maria, ältester Sohn des Vor., geb. 4. Juli 1796, machte im baierischen Heere die Freiheitskriege von 1813 u. den folgenden Jahren mit, wurde 1834 Legationsrath im Ministerium des Äußeren zu München, später Geh. Haus- u. Staatsarchivar u. war seit März 1847 Legationssecretär bei der baierischen Gesandtschaft in Berlin. Er schr.: Darstellung der auswärtigen Verhältnisse Baierns, Passau 1839; Geschichte des Kurfürsten Maximilian I., ebd. 1842, u. eine Abhandlung über Wallenstein, Regensb. 1846.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 683.
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