Dominicaner

[238] Dominicaner (Predigermönche, Fratres praedicatores), Mönchsorden, gestiftet 1215 von Dominicus de Guzman nach St. Augustins Regel u. den Satzungen der Prämonstratenser, zum Predigen u. für Missionen zu Bekehrung der Ketzer, bes. der Albigenser; vom Papst 1216 bestätigt. Sie entsagten 1220 auf ihrem Generalcapitel in Bologna allem Güterbesitz u. bestimmten, daß keins ihrer Klöster je einen Laienbruder aufnehmen sollte. Schon 1221 hatten sie außer Frankreich u. Italien in Spanien, Deutschland, Ungarn u. England Klöster (1278 417). Durch die ihnen vom Papste 1233 übertragene Inquisition erhielten sie nach u. nach in Italien, Spanien u. Portugal mit der ausschließlichen Criminalgerichtsbarkeit über alle Ketzer u. Ungläubige eine furchtbare Macht u. wegen ihres Eifers im Aufspüren von Ketzern zogen sie sich die spöttische Deutung ihres Namens als Dominicanes (Hunde des Herrn) zu. Obwohl 1272 mit allen Privilegien der Bettelorden begabt, ließen sie das Betteln doch bald, erwarben, da ihnen 1425 Annahme von Schenkungen erlaubt wurde, große Reichthümer u. unterschieden sich von den Franziskanern durch strengere Auswahl bei der Aufnahme u. geringere Zahl ihrer Glieder, Anstand u. Gelehrsamkeit. In gelehrten Streitigkeiten ließen sie, als Nominalisten, Augustinianer, Thomisten u. Gegner der unbefleckten Empfängniß Mariä, ihre Eifersucht u. Verachtung gegen die Franziskaner aus. Durch das Ansehen von Gelehrten, wie Albert der Große u. Thomas von Aquino, durch Antheil an den Universitäten u. durch die dem Magister sacri palatii in Rom, der stets ein D. ist, übertragene Büchercensur erhielten sie Einfluß auf die Literatur. Das Volk zogen sie durch ihr Predigen, durch ihre Tertiarier (s. Brüder der Buße des St. Dominicus) u. durch Verbreitung ihres mit großen Ablässen begnadigten Rosenkranzes u. die daraus entstehenden Brüderschaften an sich. Schon im 13. Jahrh. unternahmen die D. Missionen im Orient u. bekehrten namentlich in Armenien viele Schismatiker zur Römischen Kirche, schützten bei der Besitznahme Amerikas durch die Spanier die Eingeborenen vor der Sklaverei u. übertrafen in Amerika, West- u. Ostindien an Macht, Zahl u. Reichthum alle anderen Orden. Dagegen sank ihr Ansehen in Europa, theils durch das Ärgerniß in Bern, wo der von ihnen als Visionär gemißbrauchte Schneidergesell Jetzer 1506 die D. als Betrüger verrieth u. diese 1509 verbannt wurden; theils durch die Ungeschicktheit ihrer Sprecher gegen die Protestanten, in deren Ländern sie über 400 Klöster verloren, bes. aber durch die Jesuiten, welche ihre Stellen als Beichtväter der Höfe u. als akademische Lehrer einnahmen u. sie selbst auf Inquisition u. Predigen beschränkten. Reformen im 15. u. 16. Jahrh. führten wohl Theilung in 12 besondere Congregationen ein, doch nicht die alte Strenge u. Einfalt zurück. Im[238] 18. Jahrh. zählten sie noch über 1000 Mönchs- u. Nonnenklöster in 45 Provinzen, worunter 11 außer Europa. Durch die Französische Revolution verloren sie alle Klöster in Frankreich u. Belgien, die meisten in Deutschland u. viele in Italien u. durch die neueren Ereignisse in Spanien, Portugal u. Sardinien; in Sicilien blieben sie ganz, in Ungarn u. der Schweiz ziemlich im alten Besitz, doch verloren sie mit der Inquisition ihre Macht. In Ostindien u. Südamerika nimmt der Orden ab, in Nordamerika zu. Die Verfassung war stets die streng monarchische der Bettelorden unter einem General, dem alle Congregationen u. Provinzen gehorchen; die Klosterobern heißen Prioren. Tracht: Rock u. Scapulier mit Käppchen weiß; Mantel u. spitze Kapuze schwarz.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 238-239.
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