Eau

[441] Eau (fr., spr. Oh), Wasser, bes. für Parfümerien u. Liqueure gebraucht. I. Als Parfümeriemittel, Eaux de santeur et d'odeur (spr. Oh d' sangtör e d' odör), die hierzu gebrauchten Spiritusarten haben sämmtlich die Eigenschaft, daß sie stark milchig werden, wenn man sie mit Wasser vermischt, indem sich das in ihnen enthaltene ätherische Öl, dem sie ihren Wohlgeruch verdanken, dann ausscheidet. A) Einfache Präparate, wo die genannten Ingredienzien mit Spiritus digerirt unter Wasser verdünnt werden: E. de cedre (spr. Oh d' Sedr), Citronenspiritus; E. de fleur de jasmin (spr. Oh d' flör d' Schasmeng), Jasminspiritus; E. de fleur de jonquille (spr. Oh d' flör d' Schongkill), Jonquillenspiritus, aus Jonquillenblüthen u. florentinischer Veichenwurzel; E. de fleur d'oeillet (spr. Oh d' flör d' ölljeh), Nelkenspiritus; E. de fleur d'orange (spr. Oh d' flör d' Orangsch), Orangenblüthenspiritus; E. de fleur de roses (spr. Oh d' flör d' Rohs), Rosenspiritus; E. de fleur de violette (spr. Oh d' flör d' Wiolett), Veilchenspiritus, Veilchenblüthen u. florentinische Veilchenwurzel; E. de melisse (spr. Oh d' Meliß), Melissenspiritus: E. de rosmarin (spr. Oh d' Rosmareng), Rosmarinspiritus. B) Zusammengesetzte Präparate: a) i,. de bouquet (spr. Oh d' Bukeh), aus Nelkenspiritus, Nelken-, Bergamott- u. Thymianöl, Benzoë-, Moschus- u. Ambratinctur-, sowie Jonquillen-, Jasmin-, Zimmt-, Reseda-, Orangenblüthen, Tuberosen- u. Veilchenspiritus; b) E. de Cologne (spr. Oh d'Kolonj, Kölnisches Wasser), aus Weingeist mit aromatischen Substanzen bereitet. Ungeachtet es keine Vorzüge vor ähnlichen als Parfümerie zum Waschen u. Anstreichen in Schwächezuständen, auch wohl innerlich tropfenweise als analeptisches Mittel gebräuchlichen Wassern, wie Ungarisches Wasser, Lavendelgeist, Karmeliterwasser, Imperialwasser u.a. hat, so hat es doch Verbreitung fast durch ganz Europa erlangt u. ist im Allgemeinen Hausbedarf geworden. Über die eigentliche Art der Verfertigung in der Fabrik von, Johann Maria Farina am Jülichplatze in Köln wird ein Geheimniß gehalten, indeß üben jetzt, nachdem J. M. Farina am Jülichplatze gestorben ist, mehrere, J. M. Farina das Geheimniß aus u. fertigen ein stärkeres u. besseres Fabrikat als E. de Cologne double (spr. Oh d' Kolonj duwl), welches in kurzen dicken u. eckigen Flaschen mit Golddruck versendet wird, während das frühere in langen dünnen runden Flaschen versendet wurde. Auch andere Fabriken, wie die von Zanoli, hatten sich schon seit Jahren die öffentliche Meinung für die Echtheit ihrer Fabrikate gewonnen. Zur Bereitung eines guten E. de C. nimmt man in den Weingeist entweder Ol. neroli, de cedro, de cedrat, Cort. aurantiorum, citri, bergamotiae, roris marini, kleine Cardamomen u. destillirt das Ganze im Marienbade; od. Rosmarin- u. Melissenspiritus, Bergamottenöl, Citronenöl, Cedernöl, Rosmarinöl u. Neroliessenz; c) E. de lavande (spr. Oh d' Lawangd), Lavendelgeist, entweder aus Lavendel-, Rosmarin- u. frischen Orangenblüthen, od. aus getrockneten Lavendelblüthen, die mit Vitriolöl ausgezogen werden, mit Beigabe von Bergamott-, Zimmt-, Lavendel- od. Citronenöl; d) E. de mille fleurs (spr. Oh d' mill flör), Tausendblumengeist, entweder aus Vanillenessenz, E. de bouquet od. E. de Cologne, Neroliöl, Rosenwasser, Orangeblüthenwasser, Ambra-, Benzoë- u. Moschustinctur, od. aus gesalzenen od. frischen Rosen, Pomeranzenschalen, Lavendelblumen, Melissenkraut u. Citronenschalen, Melilotenblumen, Zimmtblumen mit etwas Vanillentinctur, Thymianöl, Moschus u. peruvianischen Balsam; e) E. de la Reine d'Hongrie (spr. Oh de la Rähn d' Hongrie, Ungarisches Wasser), aus Lavendelblüthen u. frischen Rosmarinspitzen; f) E. de perle (spr. Oh d' Perl), aus destillirtem Essig, Bleizucker, Pomeranzenblüthen- u. Rosenwasser; g) E. de Princesse (spr. Oh d' Prängseß), entweder aus Rosenwasser, Bleiweiß, mit einer Auflösung von Weingeist u. Campher, od. aus Rosenwasser, Wismuthweiß mit einer Auflösung von Campher in Weingeist vermischt; h) E. de serail (spr. Oh d' Seralj), aus Angelika-, Galganth-, Calmuswurzel, Cascarillenrinde, frischem Brasilien-, Majoran- u Melissenkraut, Muscatblüthe, frischen Citronenschalen, Thymian- u. Salbeikraut, Zimmtblüthen, Safran, frischen Lavendelblüthen, bitteren gestoßenen [441] Mandeln, Vanille, Muscatennuß, Gewürznelken, Cubeben, Ambra, Storax in Körnern, mit einer Mischung von Franzbranntwein, Himbeer- u. Orangeblüthenwasser. Dieses E. bedienen sich die Damen im Serail des Sultans; i) E. des dames (spr. Oh d'Dahm, Diptamspiritus), aus Spitzen vom Diptam, Erdbeeren, blassen Rosen u. Provinzrosen, Benzoë, Storax, Gewürznelken, peruvianischem Balsam u. Zimmt mit Rosenwasser; k) E. de Sultan (spr. Oh d'Sültang), aus Tolubalsam- u. Nelkentinctur, Reseda-, Hyacinthen u. Jonquillenspiritus, Storax-, Perubalsam-, Ambra-, Moschustinctur mit Orangeblüthen u. Rosenspiritus; l) E. sans pareil (spr. Oh sang parellj), aus Orangeblüthenspiritus, Citronenöl, Bergamottöl u. Ambratinctur. II. Als Liqueur, Eaux spiriteuses (spr. Oh spiritüös), die Ingredienzen werden ebenfalls mit Spiritus destillirt, das Destillat dann abgezogen u. mit Zucker versetzt u. gefärbt: a) E. d'argent (spr. Oh d'Arschang), frische Citronenschalen, Zimmt, Nelken u. florentinische Veilchenwurzel, Sternanis; b) E. de Barbados (spr. Oh d'Barbadoh), Citronen-, Pomeranzen-, Apfelsinenschalen, Muscatnüsse, Gewürznelken, Zimmtrinde, Rumspiritus mit Zusatz von Wasser, wird zusammen in die Destillirblase gethan, der Geist abgezogen, dieser mit Rosenwasser, worin Zucker a. aufgelöst worden, vermischt, gelb gefärbt u. filtrirt; c) E. de berger (spr. Oh d'Berscheh), Orangeschalen, Zimmt, Melisse, Cardamomen u. Muscatblüthen, mit Spiritus destillirt u. abgezogen, dann mit Zucker, in Wasser aufgelöst, versüßt u. blaßroth mit Cochenille gefärbt; d) E. de cacao (spr. Oh d' Kakao), gestoßene Margnac-Cacao, Gewürznelken u. Zimmtblumen wird über Rumspiritus bei gelindem Feuer abgezogen, der Geist mit Cacao u. Vanille einige Tage lang digerirt u. ihm dann Zucker, in Wasser aufgelöst, beigemischt; e) E. de caffé, guter gebrannter Kaffee, peruvianinischer Balsam, Gewürznelken u. Zimmtblumen wird über Rumspiritus mit Zusatz von etwas Wasser abgezogen, dem Destillate Zucker, in Wasser aufgelöst, beigemischt, dasselbe bräunlich gefärbt u. filtrirt; f) E. de chasseur (spr. Oh d'Schassör): aa) Citronen- u. Pomeranzenschalen, Pfefferminze, Ingwerwurzel, Anissamen u. Krauseminze wird über Rumspiritus abgezogen, das Destillat mit Zuckerwasser auf Liqueur gestellt, dunkelgrün gefärbt u. filtrirt; bb) Angelica- u. florentinische Veilchenwurzel, Ingwer u. Muscatblumen, mit Weingeist digerirt, darauf Pfefferminzwasser u. in Wasser gelösten Zucker hinzugethan u. grün gefärbt; g) E. de Curassao, Rumspiritus, Zucker u. Curassao-Pomeranzenschalen, digerirt in einer gut verbundenen Flasche in der Wärme, der Rückstand ausgepreßt u. der Liqueur filtrirt; h) E. de fleurs de roses (spr. Oh d'flör d'Rohs), Pomeranzen- u. Muscatblüthen, Gewürznelken, Zimmtrinde, Citronenschalen, Lavendelblüthe, Sternanis u. gesalzene Rosen, werden über Rumspiritus abgezogen, das Destillat mit Zuckerwasser versetzt, filtrirt u. roth gefärbt; i) E. cordiale (spr. Oh'kordial), von frischen Citronen wird die gelbe Schale abgenommen u. darüber Rumspiritus abgezogen, den Saft der Citronen vermischt man nebst dem nöthigen Zuckerwasser mit dem Destillate; k) E. Créole, Liqueur auf Martinique, aus den Blumen der Mammea durch Destillation mit Weingeist bereitet; l) E. de Florence (spr. Oh d'Florangs), frische Citronenschalen, Zimmt, florentinische Veilchenwurzel, Sternanis, Nelken u. Cardamomen, mit Spiritus destillirt u. abgezogen, das Destillat wird mit aufgelöstem Zucker versüßt, u. Melissenwasser u. Citronenöl hinzugethan; m) E. de Lyon (spr. Oh d'Lyong), Rosmarin- u. Lavendelblüthen, Wachholderbeeren, Angelicawurzel, Sternanis u. Coriandersamen, Myrrhenharz, Zimmtrinde u. Safran wird mit Rumspiritus in die Abziehblase gethan, der Geist bei gelindem Feuer abgezogen, mit Zuckerwasser versetzt u. blaßgelb gefärbt; n) E. de Macarone, Citronenschalen, bittere u. süße Mandeln, Zimmt u. Coriander, mit Spiritus u. Wasser destillirt u. abgezogen; o) E. de Madras, Schalen von Citronen, Zimmtrinde, Muscatblüthe, Cubeben, Vanille wird über Rumspiritus abgezogen, das Destillat mit Zuckerwasser versetzt, filtrirt u. violett gefärbt; p) E. de Monbijou (spr. Oh d'Mongbischu), Muscat- u. Pomeranzenblüthe, Ingwer- u. Angelicawurzel, Violenwurzel, Pfefferminze wird bei gelindem Feuer über Rumspiritus abgezogen, mit Zuckerwasser versetzt, filtrirt u. dunkelgrün gefärbt; q) E. de Montpellier (spr. Oh d'Mongtpelliëh), florentinische Veilchenwurzel u. Nelken, Cardamomen u. Muscatblüthen, wie E. de Macarone behandelt, Citronenöl hinzugefügt u. himmelblau gefärbt; r) E. de Neron (spr. Oh d'Nerong), Zimmtrinde, Maiblumen, Majoran, Lavendel- u. Rosmarinblüthe, Melissenkraut, Pomeranzenschalen, Citronenschalen, Myrrhenharz u. Paradieskörner wird über Rumspiritus abgezogen, Zuckerwasser zugesetzt, filtrirt u. röthlich gefärbt; s) E. de noyaux de Pfalzbourg (spr. Oh d'nojoh d'Pfalzbuhr), ausgemachte Aprikosenkerne, frische od. eingesalzene Orangenblüthen, Pfirsichkerne u. ausgemachte Kirschkerne, behandelt wie bei E. de Macarone; t) E. d'épice (spr. Oh d'Epihs), Zimmt, florentinische Veilchenwurzel, Muscatnüsse, Nelken u. Muscatblüthen, behandelt wie bei E. de Macarone; u) E. de paradis, frische Citronenschalen, Muscatblüthen u. Angelicawurzel, Cardamomen u. Calmuswurzel, Sternanis, behandelt wie E. de Macarone u. blau gefärbt; v) E. de Quilon (spr. Oh d'Kilong), Rosenholz, Spicke, Lavendel-, Zimmt-, Nelken- u. Muscatblüthe, Muscatnüsse, Citronenschalen u. bittere Mandeln, wird über Rumspiritus abgezogen, der Geist mit Zuckerwasser versetzt, filtrirt, hellblau gefärbt u. ihm ein Buch Gold- u. Silberblättchen zugesetzt; w) E. de Tubingue, Calmuswurzel, Gewürznelken, Angelicawurzel, Anissamen, Krauseminze, Zimmtrinde, Wachholderbeeren u. Pomeranzenschalen, wird über Rumspiritus abgezogen, mit Zuckerwasser versetzt, filtrirt u. bräunlich gefärbt; x) E. de vie d'Osquedade (spr. Oh d'wi d'Oskedahd), Zimmtrinde, Gewürznelken, Süßholz, Coriandersamen, Muscatblüthe u. Saffran, wird mit Rumspiritus einige Tage in der Wärme digerirt, dann dem ausgepreßten Geiste Zucker, Pomeranzenblüthenwasser aufgelöst, beigemischt u. der Liqueur filtrirt; y) E. divine (spr. Oh diwihn), Rumspiritus, Nelken-, Citronen- u. Zimmtöl vermischt man, setzt Pomeranzenblüthenwasser, in Zucker aufgelöst, hinzu, filtrirt den Liqueur, färbt ihn blau u. wirft Goldblättchen hinein; z) E. du fameux Martin (spr. Oh dü samöh Marteng), Rumspiritus, Quittensaft, Zimmt, Pfirsichkerne u. Gewürznelken läßt man einige Tage in[442] der Wärme digeriren, löst in dem ausgepreßten Geiste weißen Zucker auf u. filtrirt den Liqueur; aa) E. d'alpa, Feuchelsamen, Sternanis, Zimmtrinde, Thymian, Majoran, Ingwerwurzel, bittere Mandeln, Cardamomen, Melissenkraut, Pomeranzenschalen u. Myrrhenharz, wird über Rumspiritus abgezogen, mit Zuckerwasser versetzt u. filtrirt; bb) E. precieuse (spr. Oh presiös), Tormentillwurzel, Sassafrasholz, Violenwurzel, Cascarillrinde, Muscatblüthen, Cubeben, Cardamomen, Gewürznelken, Paradieskörner u. Rosenholz, wird über Rumspiritus abgezogen, mit Zuckerwasser versetzt, filtrirt, hellblau gefärbt u. Gold- u. Silberblättchen zugesetzt; cc) E. romaine (spr. Oh romähn), Citronen- u. Pomeranzenschalen, Rosenholz, Sternanis u. Muscatblüthen, wird über Rumspiritus abgezogen, das Destillat mit Zuckerwasser gemischt, filtrirt u. bräunlich gefärbt; dd) E. royale (spr. Oh rojahl), frische Citronen- u. Pomeranzenschalen, Jasminblüthen, Zimmt, florentinische Veilchenwurzel, Nelken, behandelt wie E. de Macarone, u. Vanillenessenz, Himbeerwasser u. Orangenblüthenwasser zugesetzt; ee) E. de vie (spr. Oh d'wih), so v.w. Lebenswasser u. Branntwein; ff) E. de Carmes (spr. Oh d'Karm), so v.w. Karmeliterwasser. 3) Andere Arten, dienen a) zum medicinischen Gebrauch, wie: E. d'arquebusade, so v.w. Schuß- u. Wundwasser; E. de Mantes (s.u. Croton), als schmerzstillender Balsam; E. de Rabel, Mischung aus Alkohol u. Schwefelsäure, gegen Blutungen u. sonst als tonisches Mittel; E. de Luce (spr. Oh d'Luks, Lucienwasser, s.u. Bernstein), als Riechmittel; andere b) als Schönheitsmittel (E. de cosmetique), wie E. de mille fleurs, s. oben I. B) d); E. d'Ange (spr. Oh d'Angsch), s.u. Myrte; andere c) zu technischen Zwecken, wie: E. de Javelle (spr. Oh d'Schawell), Javellische Bleichflüssigkeit, s.u. Bleichen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 441-443.
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