Erbsen

[821] Erbsen, 1) das Pflanzengeschlecht Pisum; 2) die eßbaren Samen der gemeinen Erbse (Pisum sativum); werden in vielen Abarten, auf Feldern (Feld-E.) u. in Gärten (Garten-E.) gebaut. A) Feld-E., dieselben werden eingetheilt in Winker- u. Sommer-E. a) Winter-E.: die Aussaat geschieht vom Sept. bis Mitte Octbr. auf, gegen rauhe Winde geschütztes, kräftiges Feld, das man so bearbeitet, daß es noch Schollen behält; die Ernte fällt Anfang Juli. Die Winter-E. (die man vortheilhaft auch unter Winterroggen säen kann) geben höheren Ertrag als die Sommer-E.; bes. empfehlenswerth ist die französische graue Winter-E.; b) Sommer-E.: man unterscheidet sie in Früh- u. Spät-E., von denen die letztern mehr Stroh als Körner liefern. Die gebräuchl ichsten Sorten der Sommer-E. sind: aa) Westpreußische hochgelbe Wachs-E., dünnschalig, mehlig, kocht gut, ist ergiebig an schmackhaften Körnern u. Stroh u. artet nicht leicht aus; bb) frühe große grüne E., ist hart gegen Mehlthau, sehr ergiebig u. liefert bes. große Samen; cc) frühe Citronen-E., von üppigem Wuchs, reichlich im Schotenansatz u. Strohertrag; dd) ostfriesischegraue E., hat viereckige, gelbbraun gesprenkelte od. graugrüne, ziemlich große Körner, artet nicht aus u. liefert viel Stroh; ee) graue E., gute Koch- E., hat grüne, zarte, süße Samen; ff) Kronen od. Büschel-E., hat dicke Stängel, niedrigen Wuchs, büschelförmigen Schotenansatz, reist sehr., leichmäßig, lggert sich nicht leicht, ist ertragreich, artet aber bald aus, wenn man ihr nicht einen leichten Boden anweist; gg) gewöhnliche große weiße Feld-E., nur zu Viehfutter brauchbar. Abarten der großen weißen Feld-E. sind: die kleine weiße späte E., dickschalig, wenig ertragreich; die kleine weiße Früh-E trägt reichlich, liefert gutes Futterstroh, artet aber leicht aus; große gelbe E., von hochgelber Farbe u. dicker Schale; die kleinegelbe E. Die E. ist eine sehr unsichere Frucht, wenn sie nicht im Gemenge mit Sommerroggen od. Hafer angebaut wird, auf besseren Bodenarten aber eine gute Zwischenfrucht für Getreide. Sie liebt einen mürben, weichen, kalkhaltigen Lehmboden u. mildes Klima; nach frischer Düngung wächst sie zu sehr ins Stroh u. lagert sich leicht; in lockerem Boden ist die einjährige Bestellung die beste. Die Saat geschieht breitwürsig od. in Reihen, pro Morgen 24 Berl. Metzen. Am besten bringt man sie mit dem Pflug od. Exstirpator unter, um sie den Nachstellungen der Tauben zu entziehen, doch dürfen sie nicht tiefer als 4–5, Zoll bedeckt werden. Die E. hat viel von dem Erbsenkäfer u. dem Besallen zu leiden; gegen letzteres empfiehlt sich frühe Saat u. Gemengsaat. Die Ernte muß vorgenommen werden, wenn die E. unten gelbrejs sind u. daselbst reife Schoten angesetzt haben. Das Abbringen geschieht am besten mit der Sichel, die abgeschnittenen E. setzt man in runde Haufen u. läßt sie so lange stehen, bis sie zum Einfahren tauglich sind, was erst geschehen darf, wenn die Körner völlig hart sind. Ausgebracht werden die E. durch Dreschen. Bernhardt hat eine eigene Maschine zur Absonderung der guten u. vollen von den schlechten ausgefressenen erfunden. Ausgedroschen lassen sie sich dann mehrere Jahre lang aufbewahren; bes. wird auch in Seestädten (von Polen aus über Danzig) damit ein bedeutender Handel für Schiffsladungen getrieben. Der Ertrag kann bei zusagendem Boden auf 7–9 Berl. Scheffel Körner u. 18–24 Ctnr. Stroh vom Morgen steigen. Die E. sind mit sich selbst sehr unverträglich, u. man darf sie deshalb erst nach 6–9 Jahren wieder auf denselben Acker anbauen. Rette E. sind gewöhnlich von gelber (Erbsengelber) Wachsfarbe, manche Abarten jedoch auch blaßgelb, od. weiß, od. grün. Manche kochen sich sehr schwer mürbe, bes. in dürren Sommern gewachsene, alle aber leichter in Flußwasser, als in Brunnenwasser. Die Hülsen werden nach dem Kochen durch einen Durchschlag od. durch einen Löchertopf (Erbsentopf) gesondert. Die E. sind eine der nahrhaftesten Früchte; man benutzt sie als Gemüse (Erbsenmuß), das aber eine gute Verdauung erfordert, indem die E. sehr blähen. Auch bereitet man Erbsensuppe aus ihnen. Erbsenmehl unter Roggenmehl gibt ein dauerhaftes, doch hartes Brod; auch wird es zum Waschen gebraucht, um die Haut zart zu machen. Die Eigenschaft reifer E., in Wasser bedeutend aufzuquellen, macht dieselben fähig, während des Aufquellens in hohle Räume eingeschlossen, eine große Gewalt auf diese auszuüben; so werden Menschenschädel, die man in einzelne Schädelknochen zerlegen will, durch sie aus einander getrieben. Auch legt man sie einzeln in Fontanelle, um diese offen zu erhalten. Als Viehfutter dienen die E. bes. für Schweine in Schrotform als Mastfutter; sie geben zwar festeren Speck, aber nicht so wohlschmeckendes Fleisch; Schafe, bes. Lämmer, erhalten sie als nahrhaftes Futter in geringer Menge. Rindvieh wird leicht von gekochten E. fett. Vom Federvieh sind die E. bes. Tauben u. Gänsen zuträglich, doch wird das Fleisch ersterer nicht so wohlschmeckend. Das Erbsenstroh ist ein vorzügliches Viehfutter u. steht in seinem Futterwerth dem Heu nahe Außer als Körnerpflanzen[821] werden die E. auch als Grünfutterpflanzen angebaut; sie liefern als solche ein sehr nahrhaftes, milchvermehrendes Futter, man baut aber die Sommer-E. gern im Gemenge mit Mais, Bohnen, Hafer, Sommerroggen, die Winter-E. im Gemenge mit Winterrogen an. Sie gestatten einen zweimaligen Schnitt, tönnen auch zu Heu gemacht werden. B) Garten-E., sie zerfallen in zwei Hauptabtheilungen: Pfahl- od. Läufer- u. Zucker-E., letztere sind noch vor der Reise sammt den Samenkapseln (Schoten, Zuckerschoten) genießbar. Von beiden Abtheilungen hat man viele vorzügliche Varietäten: englische Marrow, Ringwoods Blas-, englische Auvergne, frühe Prinz Albert, großschotige Schnabel-E., englische hohe Marrow, langschölige Lymiton-, englische Victoria-, großschotige Klammer-E., englische Ritter-E., gelbe Wachs-E., gelbschalige Zucker-E., japanische Zimmet-E., niedrige Mark-E., Riesen-Mark-E., Kröpp-E., Stauden-Zucker-E., Schwert-Zucker-E., englische großschotige Säbel-Zucker-E., französische volltragende Zucker-E., Riesen-Zucker-E., russische Kaiser-E., holländische Schiffer-E., englische Waterloo-E, Honig-E., niedrige Stauden-E. Die Garten-E. lieben einen mittelmäßigen, nicht frisch gedüngten Boden, der eine lustige u. sonnige Lage hat. Am besten baut man sie als zweite bis dritte Frucht nach Kohl- od. Wurzelgewächsen. Die Aussaat geschieht vom März bis Juli in 2 Reihen auf einem Beete von 3 Fuß Breite in 2 Zoll tiefe Rillen 1–2 Zoll von einander entfernt. Man kann den Samen auch vor der Aussaat ankeimen (s.d.). Wenn die E. hervorgekommen sind, behackt man sie; wenn sie 1 Fuß hoch sind, werden sie behäufelt, was zugleich gegen den Frost schützt, u. mit Reisern gestängelt. Zwergfrüh-E. bedürfen keines Stängelholzes. Die Garten-E. sind ein gutes Gemüse. Das Vaterland der E. ist wahrscheinlich das südliche Europa. Die Äthiopische E. trägt ihre Früchte unterirdisch; sie treibt 20 Zoll hohe Stauden, blüht nicht, hat aber an der Wurzel unter dem Stamme einen häutigen Beutel, der 100–150 zarte E. enthält, welche im Geschmack den unserigen gleichen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 821-822.
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