Münster [5]

[542] Münster, eins der ältesten deutschen Geschlechter, welches schon im 9. Jahrh. als Dynastengeschlecht in Westfalen, wo die alten Stammgüter liegen, blühte, die Bischöfliche Kirche zu Münster stiftete u. bis 1268 die Advocatie über die Güter derselben behauptete; es wurde 1792 in den Reichsgrafenstand erhoben, folgt gegenwärtig der Lutherischen Confession u. ist in Westfalen u. Hannover angesessen. Der älteste gemeinschaftliche Stammvater soll 1) Hermann I. sein, der Erbauer von Meinhövel; er war mit Asta, einer norwegischen Prinzessin, vermählt u. fiel 789 in der Schlacht bei Harstatt gegen Karl den Großen. 2) Georg Hermann Heinrich, geb. 1721, Herr zu Surenburg u. Geisbeck, Erbburgmann zu Quackenbrück, Landdrost zu Iburg, war in erster Ehe mit Wilhelmine Dorothee geb. v. Hammerstein-Gesmold u. in zweiter mit Eleonore Elise geb. v. Gotthaus-Ledenburg vermählt u. st. 1773. Seine drei Söhne theilten das Geschlecht in die drei noch blühenden Häuser, nämlich: A) Haus Langelage in Westfalen; Stifter: 3) Ludwig Friedrich, ältester Sohn des Vor., geb. 1750, war fürstlich osnabrückscher Obersthofmarschall u. st. 1790; jetziger Chef ist: 4) Graf Hermann, Enkel des Vor. u. Sohn des 1824 verstorbenen Grafen Ludwig Ernst, geb. 1814. B) Haus Meinhövel, hatte früher (seit 1788) das Erbmarschallamt des ehemaligen Hochstifts Herford, erlangte 1793 das Indigenat in Dänemark u. 1799 das in Böhmen; Stifter: 5) Graf Georg Werner, Sohn von M. 2), geb. 1751, war dänischer u. osnabrückscher Geheimer Rath u. st. 1801; jetziger Chef ist: 6) Graf Hugo, Enkel des Stifters u. Sohn des 1839 verstorbenen preußischen Generalmajors der Cavallerie Grafen Gustav, geb. 1812, ist preußischer Generalmajor, Flügeladjutant des Königs u. Commandeur der achten Cavalleriebrigade; er ist seit 1851 mit Bertha geb. von der Marwitz vermählt. C) Haus Ledenburg, erhielt 1814 das Erblandmarschallamt des Königreichs Hannover, 1819 eine erbliche Virilstimme in der ersten Kammer der hannöverischen Ständeversammlung u. besitzt die Herrlichkeit Dornum in Ostfriesland (1 Flecken u. 6 Dörfer mit 1600 Ew.), die 1827 zum Majorat gemachte Herrschaft Derneburg im Fürstenthum Hildesheim u. die Güter Ledenburg, Binder u. Holte. Stifter ist: 7) Graf Ernst, Sohn von M. 2) u. dessen zweiter Gemahlin, geb. 1. März 1766 in Osnabrück, studirte 1784–87 in Göttingen, wurde 1788 Kammerauditor in [542] Hannover, 1791 Hof- u. Kanzleirath, begleitete seit 1793 den nachmaligen Herzog von Sussex auf seinen Reisen, hielt sich bis 1798 in Italien auf, trat dann in Hannover in die Finanzkammer ein, war 1801–1804 hannöverscher Gesandter in Petersburg u. seit 1804 vortragender Minister für Hannover in London, wo er viel zu den Anstrengungen Englands zum Krieg gegen Napoleon beitrug; 1814 wurde er Erblandmarschall von Hannover u. wohnte 1815 als hannövrischer Gesandter dem Wiener Congreß bei. Mit der Specialvollmacht der Vormundschaft des Herzogs Karl von Braunschweig versehen, wurde er, als Herzog Karl zur Regierung kam, seit 1827 in die ärgerlichsten Streitigkeiten verwickelt, u. suchte die, gegen ihn von jenem vorgebrachten Beschuldigungen in einer eignen Vertheidigungsschrift (Hannov. 1827) zu widerlegen. Endlich forderte der Herzog den Grafen M. sogar zum Duell, was dieser jedoch ablehnte. In Folge der Unruhen von 1830 wurde M. von der demokratischen Partei in einem besonderen Libell (Anklage des Ministeriums M.), wegen angeblicher unzweckmäßiger aristokratischer Maßregeln angegriffen, dem er eine Erklärung etc. (Hannov. 1831) entgegensetzte u. dem auch eine aktenmäßige Würdigung etc. (ebd. 1831) folgte. 1831, als der Herzog von Cambridge zum Vicekönig ernannt wurde, nahm M. als großbritannischhannöverscher Staats- u. Cabinetsminister am 12. Febr. 1831 den Abschied, schlug die ihm angebotene Fürstenwürde aus u. ging auf seine Güter im Hannöverschen, wo er auf dem Schlosse Ledenburg lebte. Er war seit 1814 mit der Prinzessin Wilhelmine von Schaumburg-Lippe vermählt u. st. 20. Mai 1839. Jetziger Chef ist: 8) Graf Georg, Sohn des Vorigen, geb. 1820, ist Erblandmarschall im Königreich Hannover, außerordentliches Mitglied des Staatsraths, war von Anfang Juni 1857 bis Ende Juni 1859 außerordentlicher Gesandter u. bevollmächtigter Minister in Petersburg u. ist seit 1847 mit Alexandrine geb. Fürstin Galitzin vermählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 542-543.
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