Osnabrück [1]

[399] Osnabrück, 1) im Königreich Hannover, grenzt an die Landdrostei Aurich, an Öldenburg, die Landdrostei Hannover, die preußische Provinz Westfalen u. die Niederlande; 113,73 QM. mit (1858) 258,797 Ew. in 4 selbständigen Städten u. 21 Ämtern; begreift das Fürstenthum O., das Herzogthum Aremberg-Meppen, die niedere Grafschaft Lingen u. die Grafschaft Bentheim; 2) Fürstenthum hier, zwischen Oldenburg, der Grafschaft Diepholz, Westfalen, Niederlande, Bentheim u. Ostfriesland gelegen; 56 QM. mit 158,000 Ew., meist Katholiken, von denen viele nach Holland gehen u. dort beim Torfstechen, Erntearbeiten, Häringsfang etc. helfen; ist gebildet aus dem ehemaligen gleichnamigen Bisthum, mit Ausnahme des an Preußen gekommenen Amtes Reckenberg; ist eben, nur durch die Hügel des Teutoburger Waldes u. die Vorläufer der Porta Westfalica etwas hügelig, zwar sehr fruchtbar, doch auch viel Morast u. Sand (Huimling, Strecke von 5 Meilen Umsang, eingeschlossen von tiefen Morästen); von der Hase, Ems, Hunte, Leda u. mehren kleinen Flüssen bewässert. Beschäftigung: weniger Obst- u. Ackerbau, mehr Gartenbau u. Viehzucht, bes. ausgebreitet die Gänse- u. Bienenzucht; es gibt wenig Waldungen, viel Wachholderbeeren; die Industrie erstreckt sich blos auf Leinwand, mit Ausfuhrartikel an Löwentlinen u. Garn; 3) Amt, an der Hase; 5 QM., 21,500 Ew.; 4) Stadt darin, an der Hafe u. an der Eisenbahn zwischen Löhne u. Rheine (Linie Hannover-Emden); Sitz eines Bischofs, mit Domcapitel, des Landdrosten, eines Obergerichts, einer Steuerdirection, Justizkanzlei, lutherisches Consistorium, Schloß, Dom mit den Grabmälern der Bischöfe, katholische u. 2 protestantische Kirchen, 2 katholische Klöster, Rathhaus, in dessen Friedenssaal sich Erinnerungen an den Schluß des Westfälischen Friedens befinden, katholisches u. lutherisches Gymnasium, Stadtbibliothek, Handelsschule, Hebammenschule, Piusverein, 2 katholische u. lutherisches Waisenhaus, 4 Armenhäuser, Tuchfabrik, Leinenlegge, Fabriken in Papier, Tapeten, Cichorien, Tabak, Farben, Maschinen, Zuckersiederei, Eisengießerei, Ochsenmarkt, Schinkenhandel, Steinkohlengruben; Freimaurerloge: Goldenes Rad; 14,860 Ew.; O. ist Geburtsort Jerusalems u. Just. Mösers, dessen ehernes Standbild hier seit 1836 auf der Domfreiheit (ein Platz am Dom) steht; dabei das sonstige Kloster Gertruydenberg. – O. war schon zu den Zeiten Karls des Großen Flecken mit Königshofe; 1082 war es schon mit Mauern umgeben u. freie Reichsstadt u. gehörte zur Hanse. In der Reformation verlor es einen großen Theil seiner Freiheiten, als es sich wegen verschiedener Bedrückungen der Domherren gegen Bischof Erich auflehnte. 1523 unterwarf der Bischof die Stadt, obwohl er den Fortgang der Reformation nicht hindern konnte. Hier der Schluß des Westfälischen Friedens, welcher seit 1644–48 daselbst u. in Münster verhandelt u. in O. den 24. Oct. auf dem Rathhause geschlossen wurde. Vgl. I. Möser, O-s Geschichte, Osnabr. 1768; Dessen O-s Geschichte mit Urkunden, Berl. 1780–1824, 3 Thle.; Friederici u. Stüve, Geschichte der Stadt O., Osnabr. 1816–26, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 399.
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