Trans-Vaalsche Republik

[758] Trans-Vaalsche Republik (spr. Transsahlsche), Freistaat im östlichen Südafrika, liegt zwischen 221/2 u. 28° südl. Br. u. 44° bis 491/2° östl. Länge von Ferro u. wird begrenzt im Osten durch das Quathlambagebirge, im Süden durch den Vaal u. im Westen u. Norden durch den Limpopo mit seinem Zufluß, dem Meriqa. Flächengehalt 3780 QM. mit 150,000 Ew., darunter 50,000 Weiße europäischer Abkunft u. 100,000 Farbige. Der Boden bildet eine Hochfläche von 5–7000 Fuß mittlerer Höhe, welche sich nach West u. Nord in sanftgeneigten Stufen gegen den Limpopo[758] zu senkt. Er besteht meist aus Lehm, Thon, Sand, gestattet fast überall Bewässerung u. ist meist mit reicher Vegetation bedeckt; es finden sich große Waldungen u. vortreffliches Weideland. Zahlreiche Flüsse bewässern das Land: der Limpopo mit vielen Zuflüssen, namentlich dem Elephantenfluß; einige Flüßchen gehen dem Vaal zu, so Mull, Likwa, Pogolla. Das Klima ist gemäßigt u. gesund. Viehzucht ist bedeutend, namentlich Rinder, Schafe u. Ziegen. Producte: Getreide in großer Menge, Wein, alle Sorten Obst u. Gemüse, Orangen u. Citronen. Von wilden Thieren finden sich Löwen u. Schakale Zahlreiche Insecten sind eine große Plage. Die europäischen Bewohner sind durchgängig holländische Boers: die Eingebornen, welche bestimmt ihnen angewiesene Locati onen bewohnen, gehören zum Kaffernstamme der Mantatis. Die Regierungsform des Staates ist streng republikanisch. Die Vertretung des Staates übt ein Volksraad, derselbe ist zusammengesetzt aus 60–70 Männern u. versammelt sich vier Mal im Jahre, bisweilen auch öfter. Jede Versammlung ernennt ihren Präsidenten. Der Volksraad ernennt auch die Generaleommandanten (Ansü hrer im Kriege), Commandanten, Veldcornets, Landdrosten u. Heemraden. Die Boten werden von den Landdrosten ernannt u. sind mit diesen die einzigen bezahlten Beamten. Das holländisch-römische Recht bildet die Gesetzesgrundlage. Die Verwaltungskosten werden nur durch Verleihung von Gewerbsbriefen an fremde Handelsleute aufgebracht. Die Einwohner treiben bes. Viehzucht, weniger Ackerbau, namentlich bauen sie Mais u. Weizen, Kürbisse, Melonen, Bataten, hier u. da Tabak u. Zuckerrohr: die Viehzucht erstreckt sich bes. auf Rinder, Schafe, Ziegen u. auch Pferde. Es gibt 5 größere Ortschaften: Potchesstrom, Hauptort, am Mui gelegen, 6–700 Ew.; Rustenburg, Leidenburg, Orichstadt u. Zouthpansberg. – In Folge der Abschaffung der Sklaverei im Caplande (1833) waren eine Menge farbiger Landstreicher entstanden, gegen welche den Colonisten jede Selbsthülfe von der Colonialregierung geradezu verboten wurde, namentlich auf Betrieb der Missionäre. Ein großer Theil der Boers (holländische Colonisten) wanderte daher 1835 aus dem Gebiete der Capcolonie aus u. zog nordwärts unter einem gewissen Triechard bis nach dem nördlichsten Theile der heutigen T. R. Andre Boers folgten 1836 unter Garrit Maritz, besiegten die Kaffern bei Mosiga, u. bald waren Tausende von streitbaren Männern im Gebiete der Vaal beisammen, Zum Anführer wurde Pieter Retief erwählt, welcher nun 1837 über das Gebirg hinab nach Natal (s.d.) zog, aber von den Kaffern unter Dingaan treulos überfallen u. geschlagen wurde. Unter Pretorius war darauf Zuzug von den Gebirgen herabgekommen u. hatte die Kaffern gänzlich geschlagen, ebenso 1838. Doch als nun von britischer Seite den Colonisten in Natal eine Menge Belästigungen zugefügt wurden, verließen die Boers Natal wieder u. wandten sich von Neuem nach den Bergen. Pretorius zog über den Vaal nordwärts u. errichtete die T. R., zu welcher sich 1853 sodann als zweiter Freistaat die Orangefluß-Republik (s.d.) gesellte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 758-759.
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