Zähringen

[509] Zähringen, Dorf im badischen Oberrheinkreise, nordöstlich unweit Freiburg; 700 Ew. Dabei die Ruinen des Schlosses Z., Stammort des Hauses Z. Der Stammvater desselben war Guntram der Reiche, welcher in der ersten Hälfte des 10. Jahrh. lebte, ein Sohn des Herzogs Erchanger in Schwaben (st. 917) war u. Graf von Sund- u. Breisgau hieß. Sein Sohn Lanzelin (Lantold), Graf von Altenburg (st. 990), u. ebenso dessen Sohn, Birchtiton, Graf von Breisgau u. Ortenau (st. um 1030), sollen sich schon Grafen von Z. genannt haben Des Vor. Sohn Berthold I. der Bärtige, erhob die Macht des Zähringischen Hauses durch festes Ausharren auf der Seite des Kaisers Heinrich III. welcher ihm auch nach dem Tode Ottos von Schweinfurt die Belehnung mit dem Herzogthum Schwaben versprach, weshalb Berthold 1052 den Titel als Herzog annahm. Der Kaiser starb aber 1056 vor Otto, u. als nun Berthold die Erfüllung des Versprechens von Agnes, der Wittwe des Kaisers, als Vormünderin ihres Sohnes Heinrich IV. forderte, verweigerte diese ihm die Belehnung, gab ihm aber 1060 zur Entschädigung das Herzogthum Kärnten u. die Markgrafschaft Verona. Nächst diesen Besitzungen erlangte das Grafenhaus Z. nach u. nach den größten Theil der nördlichen Schweiz (s.d. S. 631). Als Heinrich IV. zur Regierung kam, wurde er gegen Berthold mißtrauisch u. nahm ihm 1073 Kärnten u. Verona wieder ab, u. da sich nun der Herzog Berthold wirklich auf die Seite seiner Feinde begab, so wollte ihm Heinrich IV. auch seine Erbstaaten nehmen u. machte 1077 einen Einfall in dieselben; Berthold leistete zwar dem Kaiser tapfere Gegenwehr, starb aber in diesem Jahr. Nun zerfiel sein Haus in zwei Linien: A) die Herzogliche od. Zähringische Linie, gegründet von seinem älteren Sohn Berthold II. Um 1081 machte er Ansprüche auf Schwaben, aber der Kaiser verlieh dieses an Friedrich von Hohenstaufen, gestand ihm dagegen das Recht zu sich Herzog von Kärnten fort zu nennen u. ertheilte ihm die Reichslandvoigtei über Zürich. Nach dem Tode des Kaisers Heinrich IV. hielt Berthold treu zu dessen Nachfolger Heinrich V. u. starb 1111. Er war der Schwiegersohn des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben. Ihm folgte sein Sohn Berthold III., welcher zuerst in Urkunden als Herzog von Z. vorkommt u. ebenfalls treu zum Kaiser hielt, aber durch diesen in viele Händel mit dem Papste u. den Bischöfen verwickelt wurde. Er gründete die Stadt Freiburg im Breisgau u. zog 1123 dem Grafen Hugo von Dachsburg gegen dessen empörte Unterthanen zu Hülfe, blieb aber bei Molsheim. Sein Bruder Konrad I. war eifersüchtig auf die wachsende Macht der Hohenstaufen u. betrieb nach Heinrichs V. Tode (1125) hauptsächlich die Wahl Lothars II. zum König. Lothar belehnte ihn dafür 1227, nach dem Tode des Grafen Wilhelm III. von Burgund, eines Neffen Konrads, mit einem Theile dieser Grafschaft u. fügte dazu das Rectorat über das Königreich Burgund. 1137 starb Kaiser Lothar, u. trotz den Bemühungen der Herzöge von Z. u. Baiern wurde Konrad von Hohenstaufen zum Kaiser gewählt. Des Kaisers Bruder, Friedrich von Schwaben, fiel, um die Feinde seines Bruders zu züchtigen, 1138 in Z. ein, eroberte das ganze Land, zwang den Herzog zur Unterwerfung u. gab demselben dann seine Besitzungen zurück. Herzog Konrad bekriegte hierauf, im Verein mit seinem Schwiegersohn, Heinrich dem Löwen, die Slawen an der Elbe u. st. 1152. Sein Sohn Berthold IV. trat an den Kaiser Friedrich I. die Franche Comté u. einen großen Theil Burgunds ab, da derselbe durch seine Heirath Ansprüche auf dieses Land hatte. Er war ein eifriger Anhänger des Kaisers u. begleitete denselben auf mehren Kriegszügen; 1179 legte er die Stadt Freiburg in der Schweiz an u. st. 1186. Sein Sohn Berthold V. der Reiche war, wie sein Vater, in zahlreiche Händel verwickelt u. mußte selbst seine burgundischen Unterthanen oft durch Waffengewalt zum Gehorsam zurückführen. Als er dem Kaiser Heinrich VI. die Heeresfolge nach Italien verweigerte, schickte dieser 1197 ein Heer unter Anführung seines Bruders Konrad von Schwaben gegen Berthold V., welches aber unverrichteter Sache umkehrte, da Herzog Konrad in Durlach ermordet wurde. Nach dem Tode des Kaisers Heinrich VI., 1197, boten mehre Fürsten Berthold V. die deutsche Krone an, aber er schlug dieselbe aus u. stimmte für Philipp von Hohenstaufen, von welchem er dafür eine große Geldsumme erhielt. Berthold V. gründete die Stadt Bern u. st. 1218 in Freiburg kinderlos. Mit ihm erlosch der Zähringische Mannsstamm der Hauptlinie, s. Schweiz S. 632. Seine Besitzungen fielen theils an seine zwei Schwestern, Agnes, vermählt an den Grafen Egenon von Urach, u. Anna, vermählt an den Grafen Ulrich von Kyburg; theils an den Markgrafen Hermann V. von Baden, ferner an die Herzöge von Teck, welche aber ihre Ansprüche an den Kaiser Friedrich II. verkauften, an den Grafen von Savoyen, den Bischof von Lausanne u. And. B) Die Markgräfliche od. Badensche Linie, gestiftet von Bertholds I. zweitem Sohne Hermann I., von welchem das jetzige großherzogliche Haus Baden stammt, s. Baden S. 142. Vgl. Schöpflin, Historia Zaringo-Badensis, Karlsr. 1765, 6 Bde.; Leichtlin, Die Zähringer, Freib. 1831.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 509.
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