[726] Zünder, 1) unauslöschliche, s.u. Streichfeuerzeug; 2) (Zündungen), haben den Zweck, das Pulver im Rohr od. in einem Hohlgeschoß od. andere Feuerwerkskörper, auch sonstige brennbare Gegenstände zu entzünden. I. Zum Zünden der Geschützladungen benutzt man die Lunte, die Schlagröhrchen, die Zündlichte, die Stoppinen, s.d. Die Ladungen der Hohlgeschosse entzündet man durch verschiedenartig construirte Z., welche in das Mundloch dieser Geschosse eingepaßt werden. Zu unterscheiden sind hierbei Z. alter u. neuer Art, Shrapnellzünder, Percussionszünder, Concessionszünder. A) Die Z. alter u. neuer Art bestehen im Allgemeinen aus dem aus Weißbuchenholz gefertigten Zünderholz u. der in ihm befindlichen Salzsäule. a) Der Z. alter Art ist conisch, hat einen Kopf, welcher außen einen Reisen, innen eine Aushöhlung, Gewölbe hat, woran sich eine cylindrisch-glatte Bohrung für den Satz anschließt, welche bis auf 1/4 Zoll vom Ende hinabgeht. Diese Bohrung ist mit der aus Zündersatz bestehenden Salzsäule ausgefüllt. Der Zündersatz ist entweder ein rascher od. ein mittlerer od. ein langsamer, auch fauler genannt. 4 Zoll des ersteren brennen 16, des zweiten 21, des letzteren 54 Secunden. Das raschere Brennen erreicht man durch erhöhte Zuthat von Mehlpulver; sämmtliche Sätze haben 2 Theile Salpeter u. 1 Theil Schwefel, der rasche Satz aber 3, der mittlere 2, der faule 3/4 Theile Mehlpulver. Der Satz wird mit einem kupfernen Stempel nach u. nach bis auf 1/4 Zoll eingeschlagen, dann legt man zwei Fäden Zündschnur (s.d.) kreuzweis ein, schlägt noch 1/4 Zoll Satz ein u. legt die Zündschnur im Gewölbe zusammen, bestreut sie mit Mehlpulver, belegt sie mit einer Papierplatte u. verklebt schließlich den Kopf des Z-s mit starkem Papier. Diese Z. wendet man an bei Spiegel- u. Handmörsergranaten, sieben- u. zehnpfündigen Bomben, 25pfündigen u. 50 pfündigen Mörserbomben, Kanonenschlägen u. Sturmsäcken. b) Die Z. neuer Art sind unten cylindrisch, oben conisch, sie haben einen flachen Kopf ohne Gewölbe, eine. 4,20 Zoll lange gerieselte Bohrung u. sind außen mit eingerissenen Tempirringen versehen, auch haben sie zwei 3 Zoll lange, 3/4 Zoll von oben beginnende, sich gegenüberstehende Auskehlungen, in welche man Zündschnur einlegt, wenn das Tempirloch innerhalb des Mundloches des Geschosses fällt. Von der Salzsäule wird nur 1,60 Zoll mit Satz, 2,60 Zoll mit Mehlpulver vollgeschlagen, auf welches noch Mehlpulver aufgestreut wird. Brennzeit dieser Salzsäule ist 1516 Secunden. Der Z. wird mit einer Papierplatte bedeckt u. einer solchen beklebt. Angewendet werden sie bei siebenpfündigen Feldgranaten, 25pfündigen u. 50pfündigen Granaten u. Bomben. Über das Einsetzen der Z. s. Bombe u. Tempiren. B) Die Shrapnellzünder alter Art sind aus Pappe gefertigt, mit Satz vollgeschlagen, für die verschiedenen Distanzen von 100 zu 100 Schritt verschieden lang. Die Engländer haben Shrapnellzünder von Bronce, in deren Durchbohrung mit Zündersatz gefüllte Papierröhrchen von der erforderlichen Länge eingesetzt werden. Doch führen sie auch hölzerne Shrapnellzünder, in welche die auf die entsprechende Länge abgeschnittenen Satzröhrchen gesteckt werden. Ähnlich sind die nordamerikanischen Shrapnellzünder, sie unterscheiden[726] sich nur dadurch, daß sie für die verschiedenen Distanzen von gleicher Länge sind, die verschiedene Brennzeit wird durch verschiedene Mischung des Satzes erreicht. Zahllos sind die in neuerer Zeit von der Artillerie erfundenen Shrapnellzünder, unter ihnen sind bes. zu erwähnen der 1835 vom belgischen Artillerieobersten Bormann erfundene Bormannsche Z. Der Zündersatz ist hier nicht in einer verticalen Säule, sondern in einem horizontalen Ringe gelagert. Dieser Ring besteht aus Zinn, vermittelst mehrer Schraubengewinde wird er in das Mundloch des Shrapnells eingeschraubt, so daß er nicht über dasselbe hervorsteht. Auf der oberen Fläche des Z-s ist der in einen kreisförmigen Kanal eingepreßte Satzring durch ein aufgelöthetes metallenes Kränzchen bedeckt, auf welchem die Zeitscala für halbe u. Viertelsecunden aufgepreßt ist. Der Satzring reicht für 7 Secunden. Das eine Ende des Satzringes ist durch eine Wand geschlossen, das andere steht durch einen abwärts gehenden Kanal mit der in der unteren Fläche des Z-s angebrachten, mit Kornpulver gefüllten Zündkammer in Verbindung. Außerdem befindet sich auf der oberen Fläche noch eine Vertiefung, in welche ein Stück Zündfaden eingelegt wird, welches man mit einem seiner Enden in eine durch das Kränzchen der Scala vor dem Einführen des Geschosses in das Rohr, mittelst eines scharfen Instrumentes, bis auf den Zündersatz eingestochene Öffnung schiebt, um diesen Satz zu zünden. Später wurden die zum Aufstechen bestimmten Stellen an dem Satzring geschwächt u. in der Mitte eine Vertiefung zum Ansetzen eines Schraubenziehers angebracht. Dieses System ist in der belgischen Artillerie angenommen, modificirt in der württembergischen u. nassauischen. Der vom hannöverischen Artilleriehauptmann Siemens construirte Z. ist von ähnlicher Construction, nur ist das Mundloch, welches den Feuerstrahl in das Geschoß führt, mit einer Verschlußschraube geschlossen, welche in ihrer Mitte eine enge Durchbohrung hat; Hannover, Niederland, Baiern, Baden, Hessen hat dies System angenommen. Der kurhessische Artilleriehauptmann Breithaupt construirte 1854 einen Z., dessen Satzring mit einem drehbaren Metallplättchen versehen war, welches an einer Stelle einen rechtwinkeligen Einschnitt hat. Man dreht das Metallplättchen so weit, bis der Ausschnitt sich über dem aus der Scala zu ersehenden Tempirpunkt befindet, wo der Satz nun blosgelegt wird. Preußen u. Österreich hat diesen Z. angenommen. Der belgische Artilleriehauptmann Splingard construirte 1846 einen Z., welcher im. Wesentlichen aus dem Z. alter Art besteht, in dessen Kopf ein durchbohrter Korkpfropf sitzt. Nach den verschiedenen Entfernungen werden kupferne mit Zündsatz ausgeschlagene Röhrchen von verschiedener Länge u. Brennzeit durch die Durchbohrung des Korkes gesteckt. Man nennt dies System Fusée à ampoulette. Ähnlich ist der Z. des niederländischen Obersten de Bruyn u. der in Schweden eingeführte Hellwigsche Z. Der vom sardinischen Major Serra 1847 construirte Z. besteht aus einem in das Mundloch eingeschraubten gußeisernen Zünderkörper, in diesem wird ein aus Bronze gegossenes Satzröhrchen durch drei Schraubengänge befestigt. Das Satzröhrchen ist mit Mehlpulver vollgeschlagen, man hat für die verschiedenen Entfernungen verschiedene Längen. Der französische Z. hat einen metallenen Zünderkörper, durch welchen drei senkrechte Satzröhren gebohrt sind, jede dieser drei Röhren ist auf verschiedene Länge, also auch auf eine verschiedene Brennzeit mit Zündersatz gefüllt. Die zwei kürzeren sind oben mit Lederpfropfen geschlossen, welche, wenn man die längste Brennzeit braucht, sitzen bleiben, bei verlangter mittlerer nimmt man den Pfropfen von der mittleren, bei verlangter kürzester denselben von der kürzesten Satzröhre ab. C) Percussions- u. Concussionszünder haben den Zweck, das Zerspringen der Hohlgeschosse in od. unmittelbar nach dem Moment ihres Auffalles zu bewirken. Für den ersteren Fall wird der Z. mit einem durch Reibung, Schlag od. durch die chemische Einwirkung einer anderen Materie leicht explodirenden Satz gefüllt, so daß die Sprengung des Geschosses, ohne vorheriges Brennen des Z-s, blos durch den Stoß beim Auffall u. durch die daraus folgende Explosion herbeigeführt wird. Für den zweiten Fall muß der Z. im Innern eine solche Einrichtung besitzen, daß der entweder schon vorher od. erst durch den Aufschlag entzündete Satz dem Geschosse noch Zeit läßt vor dem Zerspringen desselben in das Ziel einzudringen. Die einfachste Construction eines Percussionszünders ist die, bei welcher man den einem Zündkerne ähnlich geformten eisernen Z. vorn mit einem Zündkegel (Piston) versieht u. auf diesen ein Zündhütchen setzt. Bei dem Callerströmschen, schwedischen System wird in den zum Theil mit Knallpulver gefüllten Z. ein Glasröhrchen mit einem Tropfen Schwefelsäure gebracht, durch den Auffall des Geschosses zerbricht das Glasröhrchen, die Schwefelsäure wird frei u. entzündet das Knallpulver. Der von Splingard 1850 erfundene Percussionszünder (Explosionszünder) hat innerhalb eines hölzernen, cylindrischen, im unteren Boden conisch durchbohrten Zünderkörpers eine sich in seine Wände anlegende Papierhülse, in deren Achse steht über der Bodendurchbohrung ein schwaches, oben geschlossenes Gypsröhrchen; rings um dasselbe u. über ihm ist die Hülfe mit Zündsatz ausgeschlagen; der obere Theil dieses Satzes, welcher aus rascherem besteht als der untere, wird nun ausgebrannt sein, wenn nach einer mittleren Flugweite das Geschoß aus Ziel gelangt, dadurch ist aber der obere Theil des Gypsröhrchens blos gelegt, er zerbricht beim Anschlagen aus Ziel u. das Röhrchen führt den Feuerstrahl des noch brennenden langsameren unteren Satztheiles zur Sprengladung. Nach demselben Princip ist der vom niederländischen Hauptmann Schönstedt erfundene metallene Percussionszünder construirt, welcher aus einer Mischung von Blei u. Zinn besteht. Die Concussionszünder sind ähnlich construirt, nur müssen sie nicht nur dem durch die Explosion der Geschützladung erzeugten Stoße, sondern auch der Erschütterung beim Auffalle des Geschosses so weit widerstehen, daß nicht eine unmittelbare Sprengung desselben erfolgt, obschon die Erschütterung die Entzündung des Z-s herbeiführen muß. Solche Z. nennen die französischen Artilleristen Fusées à commotion (Fallzünder). Um die Vervollkommnung derselben hat sich bes. der englische Capitän Mörsom u. der französische Capitän Vilette verdient gemacht. Hierbei sei noch der Orsinibomben erwähnt; es waren birnförmige Geschosse, an denen sich mehre Zündwarzen befanden. II. Über Zündung der Gewehrladungen s.u. Schloß. Der Z. des österreichischen Gewehres[727] (System Delvigne Pontchara, vom Feldmarschall Augustin verbessert) besteht aus einem zusammengerollten Messingplättchen, welches die Zündmasse, bestehend aus Knallquecksilber-Zündpulver, enthält. III. Die Zündung der Minen findet statt durch die Zündwurst, s.d. u. Mine. Die Zündwurst entzündet man entweder durch einen eingebundenen Granatzünder od. durch die Mausefalle (Zündschachtel, s.d.) od. durch den Mönch. Bei letzter Zündung steckt man ein Stück unsalpetrisirten Feuerschwamm durch ein Blatt Papier u. legt das Papier über die aufgeschnittene Zündwurst. Ein zweites, ebenso großes Stück Schwamm, der Zeiger od. Nonne genannt, hat der, welcher Feuer geben soll, in der Hand; beide Stücken brennt man zu gleicher Zeit an, u. der Zeiger gibt an, wenn die Explosion erfolgt. Statt der Zündwurst nimmt man auch Zündschnur od. Schwärmer, s. b. u. Raketen. Man legt den Schwärmer in die Leitrinne, das Mundloch nach Außen, zündet ihn an, er fährt die Leitrinne entlang bis zum Pulverkasten, wo er zündet; macht die Leitrinne eine Ecke, so bringt man hier einen zweiten Schwärmer an, unter dessen Mundloch man Mehlpulver streut, der erste Schwärmer zündet dieses u. dadurch d. u. zweiten Schwärmer, welcher nun in der neuen Richtung abgeht. Eine sichere Zündung gewährt die Phosphorzündung. Über der Minenladung liegt auf einem Rost ein Phosphorfläschchen, über demselben auf einem Schieber eine schwere eiserne Kugel, zieht man den Schieber zurück, so wird die Kugel frei, fällt auf das Fläschchen, zertrümmert es u. die Zündung erfolgt. Seit 1836 wendet man fast bei allen Mineurcorps die Elektricität od. den Galvanismus (s. b.) zum Zünden der Minen an. Die Zündung erfolgt sehr sicher u. gewährt den großen Vortheil, daß man an die Terrainschwierigkeiten leicht überwinden kann.
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