1. Angst lehrt recht beten. – Luther, 157.
2. Angst macht auch den Alten laufen.
3. Angst und Noth macht ein alt Weib traben.
Holl.: Die angst heeft van de bladeren, die jage niet in het bosch. (Harrebomée, I, 15.)
Lat.: Adversus necessitatem ne dii quidem resistunt. (Tappius, 229b.)
4. Angst und Schrecken bringt den Lahmen auf die Beine.
5. Auf Angst und Schweiss folgt Ruh' und Preis.
6. Die Angst des Sabaku (Reiherart) ist schuld, dass er nicht fett wird. (Surinam.)
Ein blöder Hund wird selten fett; der Feige bringt es zu nichts.
7. In Angst und Noth schreit man zu Gott.
[89] 8. In Angst und Schrecken trabt (auch) ein Alter mit Säcken (schwerbeladen).
Vläm.: Angst en vrees doet den ouden loopen. (Harrebomée, II, 155.)
9. In der Angst frisst der Teufel Fliegen. (Hirschberg.)
10. Wenn die Angst am grössten, ist Gottes Hülfe am nächsten.
Vläm.: Als de angst meest is, zo is Gods hulp aldernaast.
*11. A hot Angst wî a ruthköppig Farkel. – Gomolcke, 67.
*12. Es soll dir angst sein, wie einem Kreuzherrn nach Geld. (Preussen.)
Dies Sprichwort soll in Preussen damals entstanden sein, als die unersättliche Begierde der Kreuzherren nach dem Gelde der Preussen das Land gänzlich erschöpft hatte, sodass endlich niemand mehr etwas geben konnte. Dieser allgemeine Geldmangel habe die Kreuzherren in Angst gesetzt und fast zur Verzweiflung gebracht, sodass sie zuletzt auch zu den unerlaubtesten Mitteln gegriffen, um Geld zusammenzubringen, weshalb man nachher jeden, von dem man glaubte, er befinde sich in gleicher Verlegenheit, mit ihnen verglichen hat. (Pisansky.)
*13. Hôt a doch Angst, war wêss wî sîr. – Gomolcke, 434.
*14. Hôt a doch Angst wî a rûthêtig Farkel. – Frommann, III, 251, 87.
*15. In tausend Aengsten sein.
Holl.: Hij sterft van angst. – Hij weet van angst niet, in welk gat hij het gieten zal. (Harrebomée, I, 15.)
Lat.: Inter sacrum et saxum stare.
16. Angst, Elend, Kreuz und Noth ist der Christen täglich Brot. – Schmitz, 167, 5.
17. Angst vnd noth macht auch den lahmen (oder alten) lauffen. – Franck, II, 159b.
Bei Tunnicius (94): Anxt unde vruchte maken den olden man lopen. (Grandaevus tremula fugit anxietate metuque.)
Lat.: Si timor in mente, currit vetus ipse repente. (Fallersleben, 69.)
18. Der stets in ängsten leben muss, der weiss von keinem leben zu sagen. – Henisch, 82, 45.
19. Es ist kein grösser Angst, den Seeangst vnd Weiberangst in kindesnöten. – Henisch, 82, 41; Petri, II, 267.
20. In Angst vnd schmertz ein frölich Herz zu aller frist die beste Arztney ist. – Henisch, 82, 50; Petri, II, 401.
21. Viel Angst ist keiner Katze gesund.
22. Wem's Angst macht, den geht's an.
23. Wer Angst hat, ist leicht zu jagen. (Rastenburg.) – Frischbier, II, 78.
[768] 24. Wer nich Angst heft, dem dône se ôk nuscht (auch: dem thun die Leute, die Hunde nichts). – Frischbier, II, 79.
*25. An aufsteigenden Aengsten leiden.
*26. Ar hout Angst an Housen.
Er hat Angst in den Hosen.
*27. De Angst günn ick keinem Hund. (Pommern.)
*28. Der hat mehr Angst als Wehtag'. – Frischbier, I, 72.
*29. Die Angst guckt em aus det Auge(n) aus. (Ulm.)
*30. Do set de Ängs dren. – Röttscher, 103.
*31. Eck was so in der Angst, dat eck hedde mügen in 'n Muselock krupen. (Lippe.)
*32. Er hat Angst wie d' Katz im Sack. (Nürtingen.)
*33. Er hat Angst wie d' Katz, wenn's donnert. (Nürtingen.)
*34. Er hat Angst wie Schaass in der Laterne. (Rottenburg.)
*35. Er hat davor so viel Angst wie der Pracher vor dem Achtehalber.1 (Ostpr.) – Frischbier, I, 73.
1) Ein ehemaliges Zwölftel-Thaler- oder Zweigroschenstück.
*36. Er hat davor so viel Angst wie die Gans vor einer Hafergarbe. – Frischbier, I, 73.
*37. Er hat davor so viel Angst wie ein Mädchen vor dem Brautbette. – Frischbier, I, 73.
*38. Er kriegt's mit der Angst.
*39. Er weiss sich vor Angst im Hintern keinen Rath.
40. Meine Angst und keinen Leibrock. (Stettin.)
41. Vor Angst auf die Wand rennen. – Frischbier, I, 75.
Buchempfehlung
Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.
286 Seiten, 12.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro