1. Der Frost, der kommt im Mai'n, ist schädlich dem Hopfen und Wein, den Bäumen, dem Korn und dem Lein.
2. Der Frost ist nur für die Kohlen gut.
3. Der Frost tödtet die Nesseln nicht.
Die Polen dagegen sagen: Träfe der Frost die Nesseln nicht, dies Unkraut würde ewig leben. (Reinsberg IV, 139.)
4. Die Fröste vor Wenzeslaus zählen sich nach Gallus aus. – Bair. Hauskalender.
In England vergleicht man die Fröste im März mit denen des Mai und sagt: So viel Fröste im März, so viel im Mai. (Reinsberg VIII, 99.)
5. Frost, Hunger, Durst, arm vnd ohn Geld in frembden Landen, das heist recht fünff gezehlt. – Petri, II, 318; Henisch, 779.
6. Frost macht rüstige Leute.
Der Frost (oder die Kälte) soll aber noch andere seltsame Wirkungen haben. Mariotte erzählt, dass sich jemand die Haare erfroren habe; sie wurden plötzlich schneeweiss, schmerzten bei der leisesten Berührung und fielen im Frühling aus. Pancirollus bekam Fieberfrost, so oft er im Winter hellpolirtes Metall (Schüsseln, Teller u.s.w.) erblickte. Colardeau hatte im Winter einen unerklärlichen Ekel vor allen seidenen Zeugen, er bekam Schlucken, so oft er etwas Seidenes sah. Mariotte erzählt von einem französischen Gelehrten, dass er den ganzen Winter fast gar nicht geredet habe. Einige soll die Kälte grausam, andere mitleidig machen. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 55.)
Frz.: Il gèle, tout se prend. (Leroux, I, 66.)
7. Frost ohne Schnee in der Adventszeit bringt viel und gutes Wintergetreid'. (Euskirchen.) – Boebel, 65.
8. Frost treibt zum Rost (zum Ofen, Kamin).
Die Toscaner sagen: Der Frost vereinigt alle Lappen. (Reinsberg VIII, 26.) Man sucht alles (an Kleidern, wie alt sie auch seien) zusammen, was gegen Kälte schützen kann.
9. Frost und Betrug nehmen ein schmuziges Ende (oder nehmen schlecht Ende bald genug).
Engl.: Frost and fraud both end in foul. (Bohn II, 96.)
10. Frost und Unrecht haben allezeit ein faules Ende. – Winckler, IX, 34.
11. Frost und Schnee thut Saat und Weinstock weh. (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 3.
Die Franzosen dagegen: Frostjahr – Kornjahr. (Année de gelée, année de blé. Cahier, 803.)
12. Für den Frost hilft kein Zittern.
13. Je grösser Frost, je schwerer Last.
Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es.
Frz.: Plus il gèle, plus il étreint.
14. So viel Fröste vor Michaeli (29. Sept.) fallen, so viel kommen nach dem 1. Mai künftigen Jahres. – Boebel, 47.
[1233] 15. So viel Fröste vor Wenzel (28. Sept.) fallen, so viel fallen nach Philippi Jakobi (1. Mai) nächsten Jahres. (Görlitz.) – Boebel, 45.
16. Was man mit Frost anfängt, geht mit Frost aus.
17. Wenn Frost nicht bis im Jänner kommen will, so kommt er im März und April. – Boebel, 74.
18. Wenn Frost und Schnee im October war, so gibt's einen gelinden Januar. – Reinsberg VIII, 77.
Nach andern: Februar.
*19. Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher. – Körte, 1632.
20. Dat sleit in 'n Frost, sä' de ole Fru, do muss se starwen. – Plattd. Klenner, Jever.
[1284] 21. Schneller Frost auf starken Regen kommt am Christabend (den Saaten) ungelegen. – Weckstunden, December.
22. Wenn Frost ist auf St. Peterstag (22. Februar), so folgen noch vierzig Fröste nach. – Wunderlich, 22.
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