1. Böse Saat trägt böse Früchte.
2. Die früh saat treugt offt, die spat selten. – Gruter, I, 20; Petri, II, 128 u. 319; Eiselein, 536; Simrock, 8621; Körte, 5127.
Dies Sprichwort steht mit dem unter 14 im Widerspruch. Beide Auffassungen werden dadurch auf ihr richtiges Mass zurückgeführt, dass man die eine als den Wahlspruch des rüstigen Landwirths auffasst, der sich nicht den Zufälligkeiten künftiger Witterung preisgibt, während die andere gern der Träge im Munde führt, um damit seine Sudelwirthschaft zu entschuldigen.
Mhd.: Sumunge schât dem snit und schât der saete. (Walther.) (Zingerle, 127.)
Böhm.: Ranní setí často zmýlí, a pozdní vždycky. (Čelakovsky, 135.)
Lat.: Festinata sementis saepe decipit, serotina semper. (Plinius.) – Matura satio saepe decipit, sera semper mala est. (Columella.) (Binder I, 958; II, 804; Philippi, I, 243; Eiselein, 536; Faselius, 142; Seybold, 299; Wiegand, 592; Schulblatt, 479.)
Poln.: Siewba rana podczas omyli, późna zawsze. (Čelakovsky, 135.)
3. Die Saat bringt über Jahr (mit der Zeit) Frucht. – Lehmann, 235, 39 u. 289, 34.
»Junge gerümpffte Bäum tragen vber etlich Jahr Obs.« Das gethane Gute ist unverloren, wenn sich sein Segen auch nicht augenblicklich zeigt.
4. Die Saat ist dessen, dess der Acker ist. (S. ⇒ Henne 124 und ⇒ Kraut 43.) – Graf, 75, 71; Klingen, 99a, 1.
5. Die Saat ist gern unter dem Schnee, der Greis unterm Pelze.
Holl.: Het zaad is wel onder de sneeuw, als de oude man onder den pels. (Harrebomée, II, 484b.)
6. Die Saat soll mit der zeit Frucht tragen. – Lehmann, 73, 28.
[1785] 7. Die Saat verzehntet man auf dem Felde, das Vieh im Dorfe. – Graf, 123, 332.
Drückt die Regel aus, dass sich der Zehntberechtigte den Zehnt da abholen musste, wo sich die Frucht befand. Wurde der Zehnte gebracht, so wurde diese Gefälligkeit durch Ermässigung (s. ⇒ Seil) oder Bewirthung vom Empfänger vergolten.
Mhd.: Di sat verzehndet man uffe dem velde, daz vihe in deme dorfe. (Sachsenspiegel, II, 48, 4.)
8. Dünne Saat, dichte Ernte. – Schulfreund, 82, 33.
9. Frü sat, selten für sich gaht. – Franck, I, 104a; Henisch, 1431, 44; Lehmann, II, 73, 43.
10. Frühe Saat betrügt selten, späte oft. (Frankenwald.)
11. Frühe Saat bringt oft späte Ernte.
Engl.: Early sow, early mow. (Bohn II, 88.)
Slow.: Kdor zgodaj seje, zgodaj žanje.
13. Frühe Saat – gute Saat. – Dove, 1107.
Auch hier gilt es, das rechte Mass zu finden. Wer zu früh im Herbst säet, gibt seine Saat der Kornmade preis, die unter spätern, weniger günstigen Verhältnissen nicht gefährlich wird. Als die beste Zeit werden von erfahrenen Landwirthen die beiden Wochen vor und nach Michaelis bezeichnet. (Vgl. den Artikel Freunde und Feinde des Landwirths in der Schles. Zeitung, 1859, Nr. 131, Beil. 1.)
14. Frühe Saat hat nie gelogen, allzu spät hat oft betrogen.
Böhmen und Polen behaupten, frühes Säen und frühes Heirathen haben niemals gereut.
Böhm.: Nikdo raného setí a mladého oženĕní nelitoval. (Čelakovsky, 382.)
Dän.: Ingen laster tiilig sæd uden den som ei kand faae den. – Tiilig sæd slaaer sielden feyl, men sildig altid. (Prov. dan., 485.)
Lat.: Festinata sementis saepe, sed serotina semper decipit. (Seybold, 180.)
Poln.: Nikt wczesnego zasiania, i młodego oženienia niežałował. (Čelakovsky, 382.)
15. Frühe saat selten gerath, spät saat kommt mit Rath. – Lehmann, 849, 3; Petri, II, 319; Lehmann, II, 174, 46; Blum, 229; Simrock, 8621; Körte, 5126.
Frz.: Bonne semence fait bon grain et bons arbres portent bon fruit. (Leroux, I, 57.)
17. Man wird der saat wol greiss, aber nimmer weiss. – Henisch, 1739, 4; Petri, II, 470.
»D.i. Man wirdt wol alt vber dem säen vnd ackerbau, aber nimmer lernet man's gar auss.«
18. Saaten muss man nicht aus der Kutsche und junge Mädchen nicht auf dem Tanzboden mustern. (Sachsen.) – Boebel, 132.
19. Schlechte Saat wächst auch ungesäet, die gute wächst oft nicht, wenn auch gesäet.
20. Solche Saat bringt solche Frucht.
Holl.: Zulk zaad gezaaid, zulke vrucht gemaaid. (Harrebomée, II, 485a.)
21. Spat saat kompt mit rath. – Gruter, I, 66; Petri, II, 539; Simrock, 8619.
22. Was man an der Saat spart, verliert man an der Ernte.
Aber man muss auch nicht mit dem Sacke säen, der geschütteten Saat gebricht sie ebenfalls.
Dän.: Det som spares ved sæden, det savnes udi høsten. (Prov. dan., 524.)
23. Wegen dicker (dichter) Saat darf niemand seine Scheune grösser bauen. – Blum, 225; Simrock, 8622.
Entweder fehlt auch dem fetten Boden die Kraft, die zu dicht gestreuten Körner zum Aehrenstock zu entwickeln oder Fäulniss und andere Umstände treten verderbend ein.
24. Wenn die Saat im Feld, ist auch dem Vogel der Tisch bestellt.
Holl.: Als er zaad in't bakje is, kan de vogel pikken. (Harrebomée, II, 484b.)
[1786] 25. Wenn die Saat nach Allerheiligen geräth, soll's der Vater dem Sohn nicht sagen. (Luzern.)
Die Saat nach Allerheiligen ist so spät, dass sie nur in sehr seltenen Fällen eine lohnende Ernte bringt.
26. Wenn eine Saat verloren ist, muss man doch wieder säen.
Dän.: Man skal saae igien efter ulykkelig sæd. (Prov. dan., 485.)
27. Wer hier die Saat verzehrt, wird dort nur Stoppeln finden.
28. Wie die saat, also die ernte. – Franck, II, 96a; Henisch, 926, 71; Lehmann, 538, 10 u. 856, 23; Eiselein, 536; Simrock, 8610; Körte, 5128; Seybold, 661; Boebel, 132.
Engl.: As they sow so let them reap. (Bohn II, 178.) – Of cockles sown you can reap no wheat. – What you sow, you must mow. (Masson, 293.)
Frz.: Telle semence, telle moisson (recueille). (Leroux, I, 57.)
It.: Secondo che si coltiva, il campo rende i frutti. – Tal sementa, tal ricolta.
Lat.: Quale semen, talis est messis. – Ut sementem feceris, ita et metes. (Henisch, 926, 72.)
Poln.: Jak sobie pościelesz, tak się wyspisz. – Jak zasiejesz, tak będziesz żać. (Masson, 293.)
Slow.: Kakoršna setev, taka bo žetev.
29. Zwischen Saat und Ernte kann viel geschehen.
Die Russen: Zwischen Saatkorn und Erntekorn kann sich viel ereignen. (Altmann VI, 490.)
*30. Die Saat wieder haben. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 3180.
Beim Spiel den verlorenen Einsatz zurückgewonnen haben.
*31. Er streut böse Saat.
Holl.: Hij zaait (strooit) kwaad zaad. (Harrebomée, II, 485a.)
*32. Es ist eine gute Saat in der Erde. (Westf.)
Wenn ein Taugenichts gestorben ist.
*33. In 't Saat scheten. – Eichwald, 1629.
Einen Samenstengel treiben, etwas zu alt zum Heirathen werden, besonders von Jungfrauen. (Vgl. mundartlich Saad bei Stürenburg, 208a.)
34. Goldene Saat gedeiht am besten. – Storch, Leineweber, I, 68.
35. Wo keine Saat, da ist kein Erntekranz (auch: Erntetanz).
*36. Eine schwartze Saat auff einen weissen acker seen. – Mathesius, Sarepta, CIIIIa.
D.i. schreiben.
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