1. Akrokt verdirft nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 795.
2. Bei Unkraut gräbt man nicht nach der Wurzel. – Schweiz, I, 24, 3.
3. Das vnkraut wil von dem garten nit. – Franck, II, 6a; Gruter, I, 12; Petri, II, 70; Simrock, 10710; Eiselein, 612; Sailer, 149; Gaal, 1043; Körte, 6177; Suringar, CXII, 13; Braun, I, 4683.
Der Menschen Vernunft und Tugend ist sterblich und verliert sich oft bei einem Volke viele Geschlechter hindurch; aber ihre Laster und Thorheiten wachsen unaufhörlich, wie das Unkraut.
Holl.: Onkruid blijft alltijd boven. (Harrebomée, II, 138a.)
Lat.: Infelix lolium et steriusque virescit. – Non mala decrescit planta, sed usque virescit. (Eiselein, 612.)
4. Es muss Vnkraut auff der Welt seyn. – Schuppius, Tract.
5. Es verdirbt kein Unkraut, es kombt ein Regelein darauf. – Chaos, 313.
Lat.: Bruta sequuntur naturam, homines a natura deficiunt. (Chaos, 1079.)
6. Jedes Unkraut findet sein Feuer, lass es nur erst reif sein.
7. Kein Vnkraut verdirbet, es wächst eher ein gantzer Garten voll. – Gruter, III, 58; Lehmann, II, 320, 39.
8. Koan Ungraud vadiabt nid. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 39.
9. Man lässt das Unkraut bis zur Ernte.
»Das vnkraut lass(en) beim Weitzen bleiben biss zu der ernd.« (Waldis, III, 90, 58.)
10. Man soll das Unkraut nicht einwurzeln lassen.
Holl.: Wied het onkruid uit, een het wortel schiet. (Harrebomée, II, 138a.)
11. Onkraut vadeigt nêcht, da Taübel hàlt (holt) sai Laüt nêcht. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
12. Onkrut vergeht niet. (Kleve.) – Firmenich, I, 381, 1; für Waldeck: Curtze, 357, 543; für München: Firmenich, III, 516, 54; altmärkisch bei Schwerin, 88; Danneil, 275; ostfriesisch bei Bueren, 1184.
13. 'S Uchrut verdirbt nid, 's chund gäng (ehnder) e Hung und seicht dra. (Solothurn.) – Schild, 69, 141; Sutermeister, 35; hochdeutsch bei Moscherosch, 183.
Frz.: Il mourrait plutôt quelque bon chien de berger. (Lendroy, 402.)
14. Unkraut besämt sich am besten. (Wend. Lausitz.)
15. Unkraut lässt vom Garten nicht.
16. Unkraut muss man mit der Wurzel ausrotten. – Seybold, 230.
17. Unkraut soll man mit der Wurzel fassen.
Dän.: Onde urter skal man oprykke. (Prov. dan., 436.)
18. Unkraut trägt das Feld, wird's nicht recht bestellt.
19. Unkraut verdirbt nicht. – Eiselein, 611; Gaal, 1043; Mayer, I, 75; Masson, 257.
Frz.: A mauvaise herbe la gelée ne nuit pas. – Bon grain périt, paille demeure. – Le diable ne meurt jamais. – Mauvaise herbe croît toujours. (Masson, 348.)
Holl.: Quaet cruut verderft node. (Tunn., 22, 11.)
Lat.: Malum vas non frangitur. (Binder I, 944; II, 1783; Erasm., 331.) – Non cito decrescit mala planta, sed immo (usque) virescit. (Seybold, 364; Fallersleben, 600.)
Span.: Mala yerba mucho crece. – Yerba mala nunca muere. (Masson, 348.)
20. Unkraut vergeht nit, das wässt in der Kachel. (Waldeck.) – Curtze, 365, 631.
In Krefeld: Onkrût ferjêt néit. (Frommann, VII, 85, 215.)
21. Unkraut vergeht nicht, so heiss auch der Sommer ist, es hofirt ehe ein Hund darauf.
[1463] 22. Unkraut vergeit nich, so kalt is kei Winter nich. (Mecklenburg.) – Raabe, 82.
23. Unkraut verliert sich nicht.
Lat.: Longius invalida vivunt saepissime feles. (Philippi, I, 228.)
24. Unkraut wächst auch unbegossen (ungesäet, ungewartet wohl). – Simrock, 10712; Braun, I, 4684; Masson, 348.
Holl.: Quaet cruyt verderf nodo. (Prov. comm., 600.)
It.: La mal erba cresce presto. – La mal erbe cresce sempre. – L'erba trista è sempre rigogliosa.
Lat.: Capienda rebus in malis praeceps via est. (Sutor, 179.)
Schwed.: Ogräs wäxer bland hwetet. – Ogräs wäxer fulle owattnadt. (Grubb, 623; Marin, 22.)
25. Unkraut wächst in jedermanns Garten. – Simrock, 10709; Körte, 6175; Petri, II, 559; Braun, I, 4679; Masson, 246.
Dän.: Ondt krut forgaaer ikke, ondt kar brudes ikk. (Prov. dan., 438.)
Engl.: Ill weeds grow apace. (Gaal, 1043.)
Lat.: Catilinam quocunque in populo videas, quacunque sub axe. (Juvenal.) (Binder I, 176; II, 454.)
26. Unkraut wächst in jedermanns Garten, sagte der Prior, als der Bruder am Morgen Frauenschühlein unter dessen Bette sah. – Klosterspiegel, 78, 13; Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 43.
Holl.: Er groeit veel onkruid in vrouweschoenen. (Harrebomée, II, 137b.)
Lat.: Fragrantes vicina rosas urtica perurit. (Alan, 1; Binder II, 1196.)
27. Unkraut wächst ohne Saat, gutem Korn es übel gaht. – Körte, 779.
Die Russen: Gras wächst auch ungesäet, aber Rasen will gezogen sein. (Altmann VI, 419.)
28. Unkraut wächst von selbst. – Gaal, 1043; Simrock, 10712; Schottel, 1133a.
Mhd.: Unkrût wahset âne sat, so ez schoenem korne missgât. (Freidank.) – Wan unkrût wehset ungesât. (Renner.) (Zingerle, 156.)
Ung.: A ross mag mindenütt terem. – Ott is terem a rosz, a' hol nem vetik. (Gaal, 1043.)
29. Unkraut wuchert besser als Weizen. – Simrock, 10713; Gaal, 1043; Sailer, 203.
Der Kurfürst Max Joseph von Baiern wurde in seiner Jugend am Ende jedes Monats über seine erworbenen Kenntnisse in Gegenwart seiner Aeltern geprüft. Einst kam dabei auch die Rede auf die Mündigkeit der Geschlechter; und als ihn der Vater fragte, warum das weibliche Geschlecht früher mündig werde, als das männliche, gab der Befragte rasch zur Antwort: »Weil Unkraut am schnellsten wächst.«
Dän.: Onde urter voxe snarest og forgave seenest. (Prov. dan., 436.)
Engl.: The bitter weed is not corrupted by the white frost.
Holl.: Onkruid spruidt uit. – Onkruid wast haast. (Harrebomée, II, 138a.)
30. Unkrûd vergeit (oder: verderwet) nich. – Schambach, II, 377; Hauskalender, I.
Holl.: Onkruid gaad niet uit. – Onkruid verderft noode. – Onkruid vergaat niet. (Harrebomée, II, 138a.)
31. Unkruet verjeet nich, so kolt is kên Winter. (Neumark.) – Engelien, 73.
32. Unkrut kommt äverall fort. (Rendsburg.)
33. Ueünkrüüs fergongt eg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 170.
Unkraut vergeht nicht.
34. Vnkraut bleibt allzeit oben. – Petri, II, 559.
Bei Tunnicius (920): Unkrût blift all tyt boven. (Infelix lolium dominatur, floret avena.)
35. Vnkraut, dem darff man nicht giessen, es wechst vber nacht. – Petri, II, 559; Latendorf II, 27.
Holl.: Het onkruid wast zonder zaaijen (of: van zelf; ook: weliger dan het gezaaide). (Harrebomée, II, 137b.)
36. Vnkraut im Garten rottet man mit Spaten vnd Hawen auss; das Vnkraut vnter Menschen mit Drommel vnd Pfeiffen. – Lehmann, 102, 73; Eiselein, 612.
Lat.: Herbas explantes ab amenis degerantes. (Reuterdahl, 396.)
Schwed.: Onda yrther skal man aff yrtagardh lykkia. (Reuterdahl, 396.)
37. Vnkraut verdirbt nit, es keme ehe ein platzreg drauff. – Franck, I, 75a; II, 98b; Gruter, I, 69; Petri, II, 559; Eyering, I, 361; Lehmann, II, 803, 104; [1464] Egenolff, 334b; Blum, 236; Bücking, 287; Körte, 6174; Simrock, 10714; Suringar, CXII, 34.
In Würtemberg: 'S verderbt koi Unkraut, 's kommt ach no a Regele drüber. Eine Behandlung dieses Sprichworts findet sich auch in Neue Monatsschrift, Januar 1801, S. 137.
Frz.: Mauvaise herbe croît toujours. (Kritzinger, 192b; Lendroy, 547.) – Mauvaise herbe meurt point.
It.: Cattiva erbe nasce dappertutto. (Gaal, 1071.)
Lat.: Mors iptima rapit, deterrima relinquet. – Non cito decrescit mala planta, sed usque virescit. (Binder I, 1155; II, 2140; Gärtner, 92; Ritzius, 8721.) – Optima cum pereant, deteriora manent. (Seybold, 417.)
Schwed.: Ond krydde förgås intet gjerna. (Grubb, 623.)
Span.: Yerba mala no la empece la gelada. (Saez.)
38. Vnkraut vergehet nit. – Tappius, 148b; Latendorf II, 27; Eyering, III, 33; Braun, I, 4678; Lohrengel, I, 655.
»Vnkraut sihstu selten verderben, da sonst viel guter kreuter ersterben.«
Lat.: Malum vas non frangitur. (Tappius, 148b.) – Non cito decit res mala planta, sed usque uirescit. (Loci comm., 208; Suringar, CXII.) – Non nemo culpa stultitiaque vacat. (Chaos, 1080.)
39. Vnkraut wechst allenthalben (in allen Gärten, vberall). – Lehmann, 100, 60 u. 506, 53; Mayer, I, 75.
40. Vnkraut wechst wol. – Lehmann, 100, 60.
Engl.: Ill weeds grow apace.
It.: Le mal herbe presto crescono. – I pazzi cresceno senza innaffiarli. (Pazzaglia, 1671, 1.)
Lat.: Mala herba cito crescit. (Binder II, 1758; Neander, 93.)
41. Wenn das Unkraut gross ist, dann ist bös jäten.
42. Wenn man dem Unkraut nicht beizeiten wehrt, so nimmt es überhand.
Lat.: Neglectis urenda filix innascitur agris. (Horaz.) (Seybold, 336.)
43. Wer das Unkraut ausjätet, macht dem Weizen Raum.
44. Wer das Unkraut will besiegen, muss es bei der Wurzel kriegen.
Böhm.: Koukol se musí s kořenem vypleti. (Čelakovsky, 33.)
Holl.: Van het onkruid dient niet het loof allein, maar ook de wortel uitgetogen. (Harrebomée, II, 138.)
45. Wer Unkraut auf den Acker gestreut, ist wol ein Narr, so er sich auf die Ernte freut.
»Wer böses Unkraut stets auf seinen Acker streut, den lässt die Erndte Zeit gewiss nichts gutts hoffen.« (Keller, 173a.)
46. Wer Unkraut säen will, braucht den Boden nicht zu pflügen.
47. Wer's Unkraut ein Jahr lang lässt stehen, kann sieben Jahre jäten gehen.
Holl.: Die zijn roet een jaar laat staan, kan zeven jaar uit wieden gaan. (Harrebomée, II, 235b.)
48. Wer's Unkraut pflegt, verdirbt sich die Ernte.
Ung.: A' konkolt ha nem nyövöd, a' búzát-is le nyomja. (Gaal, 1382.)
49. Wo man Unkraut jätet, wird es dünn. – Pestalozzi, X, 89.
50. Zwei Vnkraut dienen nicht zusammen. – Petri, II, 830.
*51. Das Unkraut vor dem Weizen abschneiden.
Frz.: Separer l'yvroye d'avec le bon grain. (Kritzinger, 730b.)
*52. Es wächst viel Unkraut auf seinem Felde.
*53. Unkraut unter den Weizen säen. – Braun, I, 4682.
Böhm.: Všudy koukol mezi pšenicí. (Čelakovsky, 18.)
Dän.: Der er ukrud blant hveden. (Prov. dan., 564.)
Holl.: Daar is onkruid onder de tanve te vinden. (Harrebomée, II, 137b.)
54. Mit dem Unkraut wird oft auch das Kraut ausgerissen. – Löwenheim, 69.
55. Unkraut kommt durchs ganze Land. – Auerbach, Neues Leben, I, 150.
56. Vnkraut macht sich breit. – Herberger, I, 196.
57. Wegen des Unkrautes muss oft der gute Same leiden. – Harssdörffer, 373.
Die Unschuldigen müssen der Sohuldigen entgelten.
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