Konstanz

Konstanz (s. Kostnitz).


1. In Konstanz sieht man die fettesten Bäuche aller Reiche, wie sie an allen Ecken treiben sodomsche Lüste.

Bezieht sich auf die Zeit des bekannten vierjährigen Concils von 1414-18, auf welches alle christlichen Völker ihre Oberpriester sandten. Der Papst selbst kam mit einem Gefolge von 600 Personen, 5 Patriarchen mit 118, 33 Cardinäle mit 150, 47 Erzbischöfe mit 1500, 160 Bischöfe mit 1600, 500 weltliche Fürsten und Grafen mit 1700 Rittern und mit einer Dienerschaft von 5000 Personen. Die Universitäten schickten über tausend Doctoren und Magister und die Zahl der Weltpriester überstieg 4000. Was beim Besitz der Mittel Genuss und Vergnügen suchte oder als Werkzeug für das eine oder das andere auf Erwerb speculirte, ging nach Konstanz, von dem eben damals der obige Spruch entstand. (Meyer, Universum, VI, 33.)


2. Konstanz, das grösste; Basel, das lustigste; Strasburg, das edelste; Speier, das andächtigste; Worms, das ärmste; Mainz, das würdigste; Trier, das älteste; Köln, das reichste.Eiselein, 314; Simrock, 1468; Körte, 812; Klosterspiegel, 7, 7; Reinsberg V, 80.

Nämlich – Hochstift.


[1498] 3. Konstanz is e fromme Stadt un het viel Chlöster, nur schad, sie lit gar ze nah an der Höll; mer chönnt in der Schrybergass mit 'nem Kuttenzipfel bis in d' Höll' abegraben. (Schweiz.) – Kirchhofer, 70; Eiselein, 389; Klosterspiegel, 4, 3.

In diesen übeln Ruf ist Konstanz früher durch das bischöfliche Ehegericht, das in alten Zeiten auf eine leichtfertige und sehr kostspielige Weise geführt wurde, gekommen. Die grosse Menge von Schreibern und Procuratoren trug nicht wenig dazu bei. Dass der kostnitzer Bezirk unter der Herrschaft der schlüpfrigen Venus liege, bemerkte schon Hämmerlin (s.d.).


4. Konstanz liegt am Bodensee; wer's nicht glaubt, geh' hin und seh'.Deutsche Romanzeitung, 1866, Kr. 41, S. 393; Hesekiel, 16. Aus einem Studentenliede, vgl. das Commersbuch, Leipzig, 6. Aufl., S. 176.

In Ulm lautet das Sprichwort: Konstanz liegt am Bodesee, wer's net glaubt, geh' selber hê.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1498-1499.
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