Philister

1. Ich schmiss den Philister die Treppe hinunter, dass er den Hals auf der Stelle brach, und da geht der Kerl noch und verklagt mich, sagte der Student.


2. Nicht alle Philister wohnen zu Askalon.

»Wer kein anderes Gefühl hat als in den Fingerspitzen, die er zur Hantierung gebraucht, und glaubt, die ganze Welt müsse sich um seinen Dreifuss drehen, der ist ein Philister.« (Jahn.) – »Gleichviel aus welchem Volk sie stammen, Philisterei bringt sie zusammen.« (Schweitzer, Welt und Zeit, 15, 60.) Der Lucifer (Neuyork vom 26. Jan. 1851, Nr. 7) schildert die Philister so: »Vom Esel habt ihr die Verstocktheit, vom Hasen die Furcht, vom Rhinoceros das Fell, vom Schaf die Geduld u.s.w. Nichts ist gross an euch als das Maul und nichts so weit als das Gewissen. Nichts ist beweglich an euch als der Zopf. Euer Charakter ist nicht fester als ein zertretener Filzschuh. Mit der Krämerelle messt ihr das Genie, und auf der Käsewage wiegt ihr den Geist der Menschheit ab. In der Kirche belügt ihr euern Herrgott und ausser der Kirche die ganze Welt.« Ein in Deutschland vielgesungenes Lied beginnt: »Wisst ihr, was ein Philister heisst? Ich will sein Bild entschleiern. Geht irgendwo ein finstrer Geist behutsam wie auf Eiern u.s.w.« Ein älteres Commersbuch schildert ihn so: »Ein Philister, viel frisst er, wenig ist er; alles fragt er, wenig sagt er, nichts wagt er, stets zagt er.« Nach Goethe ist ein Philister ein mit Furcht und Hoffnung ausgestopfter Darm. Nach Schopenhauer ist er »ein Mensch ohne geistige Bedürfnisse, folglich auch ohne geistige Genüsse. Wirkliche Genüsse für ihn sind allein die sinnlichen, Austern und Champagner der Höhepunkt seines Daseins. Alles, was zum leiblichen Wohlsein beiträgt, sich zu verschaffen, ist der Zweck seines Lebens«.


*3. Er bleibt noch hinter den Philistern zurück. Eiselein, 512; Hegewald, 73.


*4. Es ist ein rechter Philister.Braun, I, 3317.

Studentenwort. Man bezeichnet damit auf Hochschulen gegensätzlich jeden Nichtstudenten, auch wol einen dem frischen Leben abgestorbenen, verknöcherten Gelehrten. Im Jahre 1693 fiel zu Jena in dem vor dem Lobedaer Thor gelegenen Gasthause Zum goldenen Engel eine Schlägerei vor, in der ein Student todt auf dem Platze blieb. Sonntags darauf predigte Pastor Götze heftig wider diese That. Es sei bei diesem Mordhandel zugegangen, wie dort (Richter 16, 9 fg.) geschrieben stehe: »Philister über dir, Simson!« (Museum Götzianum, S. 207.) Bald vernahm man dies Wort in allen Gassen Jenas; und von Stund' an hiessen die Bürger daselbst »Philister«. Die Studenten brachten diese Bezeichnung mit auf andere Universitäten. Da der Ausdruck gefiel, so ward er auch anderwärts auf die Nichtstudenten angewandt, sodass er nun allgemein im Brauch ist. (Curiositäten, VII, 187-188; Richard, 393, 2.) Andere meinen, die Bezeichnung rühre von dem der Universität Helmstädt bei ihrer Stiftung im Jahre 1578 verliehenen Privilegium her, den Simson im Siegel zu führen, was die Studenten veranlasst habe, sich sämmtlich für Simsone, die Nichtstudenten dagegen für Philister zu halten und zu behandeln. (Wurzbach II, 296.)


*5. Mit den Philistern untergehen.


*6. Philister über dir.Simrock, 7924.


*7. Philister und Hunde bellen mehr als sie beissen.Ralisch, 179.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1341.
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