Reif (Subst)

Reif (Subst).


1. Der Reif in einer einzigen Nacht hat oft den Blüten den Tod gebracht.

»Es darff sich niemand rühmen, dass sein Glück stehe auff Blumen, es fält ein Reiflen vber Nacht, das benimbt den Blümlein Ruh, Farb vnd Krafft.« (Coler, Einl.)


[1631] 2. Kein Reif nach Servaz (13. Mai), kein Schnee nach Bonifaz (5. Juni).Böbel, 25; Orakel, 533.


3. Liegt Reif auf den Bergen, so ist's kalt im Thal.

Dän.: Naar rimfrost er paa bierget, er kalt i dalen. (Prov. dan., 478.)


4. Liegt Reif um Bartholomäi offen, so ist ein warmer Herbst zu hoffen.


5. Mancher lacht über den Reif und beugt sich vorm Hagel.

»Ir vil sich gegen den Hagel neigen, die lachend auf den reiffen zeigen.« (Brandt, Nsch., in Kloster, I, 720.)


6. Reif und Regen begegnen sich auf den Stegen.Simrock, 8377; Körte, 5039; Orakel, 77.

Die Dünste, welche aus dem aufgelösten Reife in die Höhe steigen, fallen als Regen oder Schnee, je nach der Jahreszeit, wieder herab.


7. Rîf und Schnee, d' Bûaba n'im See, zîtig Chirsa n'n blüjeda Wî, isch alls einisch i eim Meja gsî. (Bern.) – Zyro, 23.


8. So viel Rîf vor Michaeli (29. Sept.), so viel nach Waldburgi (30. April). (Luzern.) – Zittel, Rhein. Landbote, 1848.

In Solothurn: so viel nach Georgi. (Schild, 116, 147.)


9. Wenn Reif an den Bäumen im Advent sich zeigt, wird uns ein fruchtbar Jahr bezeugt. (Masuren.) – Boebel, 65.


10. Wer sich für den Reiffen schewet, vber den felt der Schnee.Petri, II, 758.


11. Wider reiff vnd schne gehört ein Nebelkappe.Lehmann, 895, 21.


*12. Den Reif fliehen und in den Schnee fallen. Parömiakon, 2339; Körte, 5040.

Holl.: Den rijp ontvlieden, en in de sneeuw vervallen. (Harrebomée, II, 222a.)


*13. Er will sich nicht am Reife verbrennen.


*14. He het up den Rîpe hot. (Lippe.)

Er hat auf dem Reife gehütet. Der Schäfer treibt bekanntlich nicht eher aus, bis der Reif verdunstet ist, weil sonst Nachtheile für die Heerde daraus entstehen. Wird z.B. von jemand gesagt, der bis in die Morgenstunden gezecht hat und dem es übel bekommen ist.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1631-1632.
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