[394] Schornstein, 1) (Esse), ein senkrechter Kanal, welcher zur Erzeugung eines lebhaften Zuges u. zur Fortsabrung des Rauches dient u. somit einen wesentlichen Bestandtheil jeder Feuerungsanlage bildet. Demzufolge muß er aus feuerfestem Material hergestellt werden, u. zwar aus Stein od. Metall; im ersten Falle verwendet man gewöhnlich Ziegel, im zweiten aber Eisenblech; die aus mit Lehm ausgeklebtem Holzwerk bestehenden Essen sind feuergefährlich u. polizeilich verboten. Ein zweites Haupterforderniß eines S-s ist, daß die Wände desselben stark genug sind, theils um nicht zu bersten u. zu Rissen, durch welche Feuerluft od. Rauch dringen kann, Veranlassung zu geben; theils um den Rauch nicht zu sehr abzukühlen u. dadurch den Zug zu beeinträchtigen. Man wählt daher am besten Ziegel als schlechte Wärmeleiter u. gibt den Schornsteinwänden mindestens eine Stärke von 46 Zoll. Drittens muß ein S. genügende Standfähigkeit haben u. eine gute Gründung erhalten, damit er bei ausbrechendem Feuer nicht zusammenstürze u. dadurch feuer- u. lebensgefährlich werde. Früher war es üblich die S-e aufzusatteln od. zu schleifen. Beim Aufsatteln wurden S-e in obern Stockwerken unmittelbar auf die Balken gesetzt, u. zwar auf ein über Balken gelegtes Geviert von Holz (Satlel), so daß beim Wegbrennen der Balken der ganze S. einstürzen mußte. Beim Schleifen (Schleppen, Ziehen) der See führte man theils der äußeren Symmetrie wegen, theils um das Hineinregnen zu vermeiden, od. Hindernissen im Sparrwerke auszuweichen, die S-e bisweilen auf eine große Länge schräg od. horizontal fort, was mittels zweier unterhalb angebrachten mit Bretern übernagelter Balken (Traghölzer. Schleifhalken) ermöglicht wurde. Jetzt hat man gewöhnlich freistehende u. eingebaute S-e. Die freistehenden S-e, welche meist bei Dampfmaschinen u. anderen technischen Anlagen vorkommen, sind die größten u. höchsten, die eingebauten befinden sich in Wohngebäuden u. Werkstätten, dienen den Heiz- u. Feuerungsanlagen derselben als Zug- u. Rauchabführungsmittel u. durchbrechen die Dachflächen der Gebäude so, daß von Außen nur der über dem Dache befindliche Theil, welcher bisweilen Schornsteinkasten genannt wird, sichtbar ist. Oberhalb sind die S-e mit einer Simsabdeckung, dem sogenannten Schornsteinkopf od. Schornsteinkranz, versehen, welche zur architektonischen Bekrönung, sowie zum Schutze des obersten Mauerwerks dient. Was die Höhe u. Weite der S-e im Allgemeinen anlangt, so hängt die eine Dimension von der andern ab; je höher ein S. ist, desto mehr gibt er auch Zug u. desto kleiner braucht zur Abführung einer bestimmten Rauchmenge seine Weite zu sein. Außerdem hängen aber auch diese Dimensionen noch von der Temperatur des in den S. tretenden Rauches ab, u. diese müssen bei gleichem Rauchquantum um so größer sein, je niedriger die Temperatur des Rauches od. der abzuführenden Feuerluft ist. Man gibt in der Regel dem S. denselben Querschnitt, wie den Feuerkanälen od. Zügen. Die freistehenden sogenannten Dampfschornsteine sind gewöhnlich 60120 Fuß hoch; ausnahmsweise werden sie auch 300400 Fuß hoch ausgeführt. Der bis jetzt größte S. der Welt befindet sich in Port Dundas in Schottland; er ist 454 Fuß über der Erde hoch, rund u. hat einen Durchmesser unten von 32, oben am Kranze von 14 Fuß. Die äußere Form dieser S-e ist gewöhnlich viereckig, achteckig, seltener rund u. nach oben verjüngt. Blechessen sind stets cylindrisch od. konisch. Die äußere Böschung beträgt bei gemauerten S-en gewöhnlich, 1/401/70 der Höhe od. auf 46 Fuß 1 Zoll. Außer dieser Böschung bedürfen solche hohe S-e zu ihrer Standfähigkeit einer vorzüglichen Grundung; meist erhalten sie ein besonderes Postament, nach der Art der Säulen, dessen Höhe 1/51/6 der Schornsteinhöhe beträgt. Die Aufführung dieser S-e geschieht entweder mit Rüstung (von Außen) od. ohne Rüstung (von Innen). Blechessen müssen mittels starker Anker auf steinernem Unterbau befestigt u. durch Drahtseile vor dem Umstürzen durch den Wind gesichert werden. Die Höhe der eingebauten S-e richtet sich nach der Forsthöhe des Gebäudes, in welchem sie sich befinden, u. zwar müssen sie dieselbe wo möglich um einige Fuß überragen, damit der Austritt des Rauches nicht behindert werde. Ihre Weite ist sehr verschieden, u. man theilt sie hiernach ein in weite od. befahrbare (besteigbare) S-e u. in enge (unbesteigbare) russische S-e, letztere im engeren Sinne Schornsteinröhren genannt. Die weiten (besteigbaren S-e) werden aus gewöhnlichen Mauerziegeln hergestellt u. bilden der ganzen Höhe nach meist einen Körper für sich. Ihre Weite beträgt 18 Zoll im Quadrat u. darüber, ihre Wandstärke 6 Zoll. Sie erhalten am unteren Ende eine 18 Zoll weite Öffnung (Einsteigeloch), durch welche der Schorusteinfeger in den S. steigen u. mit dem Besen den Ruß herabkehren u. herausschaffen kann. Bei offenen Feuerungen, z.B. Herdfeuern in Küchen, leitet man den Rauch durch einen darüber befindlichen trichterförmigen Ansatz, Mantel (Schornsteinmantel) genannt, in den S. Da sich in den weiten, vierseitigen S-en wegen der kalten Wände u. bes. wegen der Winkel sehr viel Glanzruß ansetzt, u. dieselben auch in den Zimmern sehr viel Raum einnehmen, so wendet man in neuerer Zeit die vortheilhafteren engen od. russischen S-e an. Da bei diesen S-en der Querschnitt im Verhältniß zur Höhe ein sehr geringer ist, so bewirken sie auch einen kräftigen Zug u. führen den Rauch am schnellsten ab. Der Querschnitt derselben ist verschieden, entweder rechteckig u. quadratisch, z. B, 5 u. 10 Zoll, od. 68 Zoll im Quadrat, in welchem Falle gewöhnliche Mauerziegel verwendet werden können, od. am zweckmäßigsten rund, von 92 Zoll Durchmesser, wobei man sich zur Aufführung bes. geformter Essenziegel bedient, welche, mit kreissegmentförmigem Ausschnitt versehen, bei der Zusammensetzung die kreisrunde Offnung ergeben, Liegen mehre Schornsteinröhren eng beisammen,[394] so werden sie mit Hülfe besonderer Formziegel zu einem einzigen Schornsteinkörper vereinigt (gekuppelte S-e). Die Stärke der Zwischenwände wird in diesem Falle etwas geringer genommen (34 Zoll) als die der Außenwände, um an Raum u. Material zu sparen. Wegen des geringen Querschnitts werden in den Stockwerken die russischen Rauchröhren in die Mittelmauern od. auch Umfassungen des Gebäudes selbst gelegt, so daß sie nicht, wie die weiten S-e, besondere, in den Zimmern vorspringende Mauerkörper bilden. Erst im Dache, wo die Mauern aufhören, werden sie freistehend u. sichtbar. Die in den Mauern liegenden russischen S-e können ohne Nachtheil um einige Fuß gezogen (geschleift) werden. Da in Folge des geringeren Querschnittes die Reibung des Rauches an den Wänden der Röhre größer ist, so sucht man dieselbe dadurch zu vermindern, daß man die inneren Wände durch Ausschweißen, d.h. Ausstreichen der Fugen u. Flächen mit Mörtel, glatter macht. Hierzu bedient man sich eines abgerundeten Streichbrets, eines cylindrischen, glatt gehobelten Holzklotzes, an welchen man ringsum die Ziegel mit Mörtel ansetzt u. welcher, mit zunehmender Aufmauerung in die Höhe gerückt, nach unten eine glatte u. vollkommen runde Röhre zurückläßt. Ein russischer runder S. von 9 Zoll lichtem Durchmesser genügt, um den Ranch von 3 gewöhnlichen Stubenfeuerungen aufzunehmen, während eine 56zöllige quadratische Röhre zur Abführung des Rauches von nur einer Zimmerfeuerung dient. Über die Reinigung der russischen S-e vgl. Schornsteinfeger. Wegen der Feuersicherheit ist es gut, alles Holzwerk ringsum 23 Zoll vom S. entfernt zu halten; eben so müssen Balken od. Sparren bei Balkenlagen u. Dächern, welche auf einen S. treffen, ausgewechselt werden.
Damit ein S. gut ziehe, d.h. den Rauch gut abführe, ist es nothwendig, daß zwischen der Temperatur der in dem S. befindlichen Feuerluft u. der der atmosphärischen Luft kein zu geringer Unterschied sei; denn je größer dieser Unterschied ist, desto schneller tritt die äußere atmosphärische Luft durch den Feuerraum u. die Züge der Feuerungsanlage u. drängt die im S. befindliche warme u. daher leichte Luftsäule oben hinaus. Dabei wird auch gleichzeitig dem Brennmateriale auf dem Roste frische Luft, bezüglich Sauerstoff zugeführt u. die Verbrennung befördert. Es steht demnach ein guter Zug im S. mit einer raschen Verbrennung in innigem Zusammenhang. Sehr oft wird indeß die Zugkraft eines S-s durch äußere Einwirkungen beeinträchtigt, u. dann tritt der Rauch zurück u. nimmt den umgekehrten Weg, z.B. durch den Ofen ins Zimmer Dieses sogenannte Einrauchen findet Statt, wenn z.B. die Sonne in die obere Mündung des S-s scheint, wodurch die Luft daselbst erwärmt u. ausgedehnt wird; es strömt sodann kalte Luft von oben in den S.u. drückt den Rauch nieder. Eine andere Ursache des Rauchens ist häufig der Wind, welcher von einem, neben dem S. befindlichen höheren Dache od. Giebel zurückprallend, den Rauch am Austreten verhindert od. zurücktreibt. In diesem Falle muß der S. erhöht werden, was am einfachsten durch ein aufgesetztes Blechrohr von der erforderlichen Höhe geschieht. Das Einrauchen der S-e findet aber auch noch Statt, wenn an der unteren Mündung ein Gegenzug entsteht, wie z. B, in Küchen durch offenstehende Fenster, Thüren od. Gossensteine; endlich raucht es aber auch, nicht selten, wenn der Rauch von 2 od. mehren Öfen in denselben S. geleitet wird. In letzterem Falle hilft man sich durch eine in den S. eingebaute dünne Scheidewand (Zuuge), so daß der Rauch des einen Ofens den des andern am Aufsteigen nicht hindert. Um das Einrauchen der S-e zu verhüten u. dem Rauche ungehinderten Abzug zu verschaffen, bringt man oft auf dem Schornsteinkopfe theils bewegliche, theils unbewegliche Vorrichtungen an, welche die nachtheilige Einwirkung der Sonnenstrahlen od. Luftströmungen verhüten sollen (Schornsteinhüte od. Schornsteinaufsätze). Gegen die Wirkung der Sonnenstrahlen schützen auf dem Schornsteinkopfe angebrachte Dächelchen von Dachziegeln (welche jedoch der Wind leicht herabwirft), od. Hüte von Eisen od. Zinkblech, auf 4 Füßen befestigt, od. abgestumpfte Kegel von gebranntem Thon od. Blech, deren engere Mündung nach oben gekehrt ist. Zum Schutz gegen den Wind hat man eine Menge fester u. beweglicher Vorrichtungen ausgeführt u. in Vorschlag gebracht, von denen erfahrungsgemäß nur die ersteren sich am besten bewährt haben, während bei den letzteren der oft complicirte Mechanismus durch Rosten des Eisenwerks, durch conträre Winde etc. sehr bald außer Thätigkeit gesetzt wird. Gegen zurückprallende Windstöße schützt ein nach dem höheren Gegenstande zugewendetes Satteldach von Dachziegeln od. Blech, od. eine von demselben abgewendete gekrümmte Röhre; ferner eine sogenannte Dreh- od. Schirmkappe von Eisenblech, in Gestalt einer halben Kugel od. eines auf einer Seite offenen Kastens, sie dreht sich um eine Spindel, welche mit einer Windfahne versehen ist, so, daß sich die Öffnung der Kappe vom Windabwärts dreht. Ferner gibt man dem mit einem Hute od. Dache versehenen S. Seitenöffnungen, doch verdienen die unbedeckten Schornsteinhüte den Vorzug, weil die Windstöße, von der Bedeckung abprallend, die Rauchsäule zurückdrängen. Die letzterwähnten Schornsteinhüte od. Schornsteinmäntel bestehen für besteigbare S-e aus einem auf Tragsteinen ruhenden, aufgemauerten Mantel von Backsteinen, welcher sich nach oben erweitert; er steht unterhalb von den äußeren Schornsteinwänden einige Zoll ab, so daß der Wind in der Richtung von unten nach oben durch diesen Zwischenraum streichen kann. Der Mantel ragt um 12 Fuß über die Schornsteinmündung in die Höhe. Gegen von oben kommende Winde u. gegen Sonnenstrahlen schützt eins innerhalb dieses Mantels auf die Schornsteinmündung gesetzte abgestumpfte gemauerte Pyramide. Bei unbesteigbaren S-en wird der Mantel in ähnlicher Weise angebracht, nach oben zu aber verjüngt. Sehr hohe freistehende S-e umgibt man der Abkühlung wegen bisweilen mit doppelten Wandungen, deren Zwischenraum mit stehender Luft od. Asche, als schlechten Wärmeleitern, angefüllt ist. Sie erhalten bisweilen auch Blitzableiter, da der Blitz oft in solche S-e fällt. Um den im S. in Brand gerathenen Ruß auszulöschen, ist das beste Mittel, den Zutritt der Luft abzusperren, was mittels eines sogenannten Essenschiebers geschieht Dieser im Dachboden angebrachte Schieber von Eisenblech wird in ein in den S. gemauertes Blechfutter geschoben; er hängt für gewöhnlich an einem eisernen Kettchen neben der Schieberöffnung, damit er gleich bei der Hand sei. Die Schieberöffnung aber ist in diesem Falle mittels einer Klappe od. eines blinden Schiebers, welcher nur die Öffnung deckt, geschlossen,[395] damit durch dieselbe kein Ruß dringen kann. Russische S-e in freistehenden Häusern kann man bei vorhandener harter Dachung ohne Gefahr ruhig ausbrennen lassen. Bei S-en, welche vom Dache aus schwer zugänglich sind, bringt man noch innerhalb des Daches Reinigungsthüren an, welche mittels eiserner Thüren verschlossen werden müssen. Der beim Reinigen im S. herabfallende Ruß wird am besten dadurch beseitigt, daß man womöglich im Keller 111/2 Fuß über dem Boden einen eisernen Rußkasten anbringt, der den herabfallenden Ruß aufnimmt u. ohne zu stäuben aus dem Hause geschafft werden kann. Die Alten hatten keine S-e in ihren Wohnhäusern; die Kapnodoche (Rauchfang) in den griechischen Häusern war nicht ein besonderer Bau, sondern vermuthlich ein Loch in der Decke, durch welches der Rauch zog; es konnte verschlossen werden. Die erste zuverlässige Nachricht von S-en ist von 1347, u. sie fanden sich zuerst in Oberitalien; erst unter der Königin Elisabeth kamen sie in England auf. 2) so v.w. Brodenfang; 3) der leere Raum, welcher in der Mitte des Meilers gelassen wird, damit beim Anbrennen des Meilers ein Luftzug dadurch entsteht.
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