1. Es ist nicht selten, dass die Nuss will für eine Mandel gelten.
Die Russen: Die Nüsse meinen, dass sie von Mandeln abstammen. (Altmann V.)
2. Es kommt selten was Besseres nach.
3. Es kompt selten, aber wol. – Franck, II, 14b.
4. Kist de mer sälden, misst te 't entgälden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 998.
Sprache der Wirthe, welche ihre seltenen Gäste theuer bezahlen lassen.
5. Selten gesehen, ist leicht vergessen. – Chaos, 403.
6. Selten ist allezeit willkommen. – Chaos, 402; Winckler, VI, 91.
It.: Chi raro viene, vien bene. (Cahier, 3073; Pazzaglia, 318, 1.)
Lat.: Quod rarum, carum vilescit quotidianum. (Binder I, 1536; Philippi, II, 151.)
7. Selten ist angenehm. – Gaal, 1406; Simrock, 9505.
8. Selten kommt wohl.
9. Was selten, das angenehm (lieb, theuer). – Luther, 410; Körte, 5539; Dove, 838.
Luther: »Was seltsam ist, wird lieb gehalten, was aber gemein und täglich ist, wird geringe geachtet. Wenn nicht alle Nacht oder an allen Orten Sterne aufgingen, wie sollte doch ein Zulaufen werden an die Oerter, da sie gesehen wurden! Jetzt aber thut unser keiner nicht ein Fenster darum auf.« (Heuseler, 410.) Wenn aber die Seltenheit einer Sache deren Werth bestimmt, warum gilt dann die Vernunft so wenig? In Apulien heisst es: Selten Ding, schön Ding. (Ausland, 1870, S. 425, 29.)
Mhd.: Swaz seltsam ist daz dunket guot, sô manz den liuten tiure tuot. (Freidank.) (Zingerle, 134.)
Frz.: Chose rarement vue est plus chèrement tenue. (Gaal, 1406.) – La rareté augmente le prix. (Masson, 311.)
Holl.: Hoe raarder, hoe mooijer. (Harrebomée, II, 208b.)
It.: La cosa rara è assai più cara. (Pazzaglia, 318, 3.) – Ogni cosa, ch' è rada, suole esser più grata.
Lat.: Omne rarum carum (vilescit quotidianum). (Binder I, 1279; II, 2376; Neander, 297; Schonheim, O, 13; Seybold, 407.) – Rarum esse oportet, quod diu rarum velis. (Publ. Syr.) (Binder II, 2927.)
Poln.: Czém rzadsze, tém słodsze używanie. (Lompa, 8.)
Schwed.: Sälsamt håls för undersamt. (Grubb, 782.)
Neuschwed.: Sällsamt hålles för undersumt.
Ung.: A' mi ritka, kedves. (Gaal, 1406.)
10. Was selten ist, gilt seinen Pfennig wohl.
Dän.: Det som kommer sielden og langt fra, er dyrt. (Prov. dan., 130.)
[538] 11. Was (wer) selten kommt, kommt wohl (scharf). – Chaos, 680; Eyering, III, 527; Körte, 5538; Petri, II, 707; Braun, I, 4086.
Holl.: Zelden kempt, seer kempt. (Tunn., 27, 22.)
Lat.: Si venies bis aut ter, accipiam te libenter; si vero quater, pudent te, bone frater. (Masson, 115.) – Qui pectit raro, cum pectine pectit avaro. (Fallersleben, 785.)
12. Was selten kompt, das acht man hoch. – Petri, II, 607.
13. Was selten, muss gelten. – Körte, 5537; Simrock, 9503.
*14. Selten wie die Möpse.
In der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 27. Febr. 1858 meinte der Abgeordnete von Eynern, der Fall, dass die Regierung Steuerermässigungen vornähme, möge wol so selten sein, wie die Möpse (nämlich jetzt) sind.
*15. Selten wie ein alter Krämer, der nicht falsche Waare gehabt.
*16. Selten wie ein blauer Hund (schwarzer Schwan, weisser Rabe). – Egenolff, 319a.
*17. Selten wie ein Fassbinder, der sich nicht auf die Finger geklopft.
*18. Selten wie ein Krämer, der nicht betrügt.
Dän.: Selsomt som en gammel krœmmer som ei falsker. (Prov. dan., 496.)
*19. Selten wie ein Mönch, der um nichts bettelt.
*20. Selten wie ein Müller, der die Metze nicht zwiefach genommen.
Dän.: Selsomt som en möller, der tolder ret. (Prov. dan., 496.)
*21. Selten wie ein Pferd, das nie strauchelt.
Dän.: Selsomt som en gammel hest som ei snubler. (Prov. dan., 496.)
*22. Selten wie ein Schneider, der (alte) Flecke wiedergibt.
*23. Selten wie ein Schneider, der keine Petersflecke macht.
Dän.: Selsomt som en skrœdder, der giver alle kloede igien. (Prov. dan., 496.)
*24. Selten wie ein Schornsteinfeger, der nie russig geworden.
*25. Selten wie ein Spieler, der nicht verloren hat.
*26. Selten wie ein Tisch voll Leute, da nicht einer Hans hiess.
Dän.: Selsomt som et bord fuld af folk, hvor ingen heder hans. (Prov. dan., 496.)
*27. Selten wie ein Wahrsager, der nie gelogen.
Dän.: Selsomt som en spaaekone, der ei lyver. (Prov. dan., 496.)
*28. Selten wie ein weisser Floh (Rabe, Sperling).
Dän.: Det er sielsynt at see hwide raffne. (Prov. dan., 467.)
Lat.: Corvo rarior albo. (Juvenal.) (Binder I, 237; II, 589; Philippi, I, 95.) – Rara avis in terris, nigroque simillima cygno. (Juvenal.) (Binder I, 1532; II, 2917; Philippi, II, 150; Seybold, 520.)
*29. Selten wie ein Wirth, der nie seine Gäste übernommen.
*30. Selten wie eine Fastnacht ohne Narren.
*31. Selten wie eine warme Hundsnase. (Schles.)
Von sehr seltenen Dingen sagten die alten Griechen: Seltener als ein Phönix. In Aegypten sagt man, um dergleichen Dinge zu bezeichnen: Seltener als eine Löwennase, weil es nämlich seine besondern Schwierigkeiten hat, einen Löwen bei der Nase zu fassen. (Burckhardt, 450.) Und: Seltener als Fliegengehirn. In der ägyptischen Volkssprache ist aber mit dem betreffenden Wort eigentlich nicht eine Fliege, sondern ein Insekt gemeint, das in den schmuzigen Bärten der Bauern steckt. (Burckhardt, 449.)
*32. Selten wie Fliegen im August.
Ironisch.
Dän.: Det er saa gemeent som strik-strømper. (Prov. dan., 223.)
*33. Selten wie Speck in der Judenküche.
*34. Selten wie Wildpret in eines armen Mannes Küche (Haus).
Dän.: Selsomt som vildbrad i fattigt huus. (Prov. dan., 496.)
*35. So selten wie ein Phönix.
Lat.: Ut Phoenix rarus. (Binder II, 3446.)
36. Gar selten, wer was verschüt hat, bringt das gantz wider an sein stat.
Lat.: Res quae sparguntur, toto non saepe leguntur. (Loci comm., 37.)
[1729] 37. Mach selden sehen frewde geben, so hand die blynden eyn frolich leben. – Weinsberg, 29.
38. Man mag selten in kurzen Weilen mit Gott und Recht viel Gut ereilen. – Weingärtner, 35.
39. Selden sehen dhoit kein goit, des trag ich einen sweren moit. – Weinsberg, 30.
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