1. Der Unschuld ist man hold, sie ist besser als Silber und Gold.
Schwed.: Oskuld är hvar man huld. (Grubb, 655.)
2. Die Unschuld bleibt weiss, auch wenn sie zwischen zwei Teufeln sitzen muss.
Holl.: De onnozelheid brengt hare onschuld mede. (Harrebomée, I, 138a.)
3. Die Unschuld darf kaum aus dem Fenster schauen.
4. Die Unschuld muss allemal den Hund heben. – Simrock, 10753.
5. Die Unschuld wird gedrückt, aber nicht unterdrückt.
Lat.: Margitur, sed non submergitur uter. (Chaos, 1042.)
6. Die vnschuld helt den stich. – Petri, II, 146.
7. Einmal die Unschuld verloren, hat oft schon ewige Reue geboren.
8. Unschuld bedarf keiner langen Wäsche.
Schwed.: Oskuld är snart reen wättad. (Grubb, 655.)
9. Unschuld hat ihren Beschützer bei sich.
It.: L'innocenza porta la protezione seco.
10. Unschuld ist der beste Trost.
11. Unschuld ist mein Kleid und Treue meine Zier. – Keller, 172a.
12. Unschuld muss viel leiden.
Sehr oft ironisch.
13. Unschuld und ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. – Broma, II, 8.
Lat.: Culpa vacare magnum est solatium. (Philippi, I, 101.)
14. Unschuld verloren, alles verloren. – Simrock, 10749.
15. Vnschuld ist die sterckest pastei. – Franck, I, 58b; Gruter, I, 69; Petri, II, 562; Lehmann, 840, 5; Egenolff, 326a; Sailer, 238; Simrock, 10750; Körte, 6199.
Holl.: Onnoozelheid is vrij moedig. – Zijne onschuld beschut hem gelijk een stalen muur (or: gelijk een ijzeren wand en bolwerk). (Harrebomée, II, 138a u. 139a.)
Schwed.: Oskuld är bästa wärn. (Grubb, 654.)
[1475] 16. Vnschuld lebt lang. – Lehmann, 840, 4; Grubb, 655.
17. Vnschuld muss vnten in Sack. – Lehmann, 841, 24.
18. Vnschuld vnd fromm sein beschützt niemand vorm argwohn. – Lehmann, 841, 22.
19. Wer die Unschuld rettet, hat ein schönes Werk gethan.
Die Chinesen sagen: Es ist grösser auf Kosten seines Ruhms die Unschuld retten, als sein Vaterland auf Kosten seines Lebens. (Cibot, 177.)
20. Wer Unschuld zur Schuld machen will, den solt man richten nach der Schuld. (S. ⇒ Unrecht 103.) – Graf, 375, 499.
21. Wie doch die Unschuld leiden muss, sagte Jermis, als er eine Laus zwischen zwei Daumen sah.
Holl.: O vermoorde onnoozelheid, zei droevige Willem, en hij zag eene luis op een' kam geknipt. (Harrebomée, II, 138a.)
*22. Der Unschuld eine Nase reiben. – Parömiakon, 1662.
23. Der Unschuld gebührt der erste Platz, der Demuth, die ihre Schuld bekennt, der zweite.
Lat.: Locum tenet innocentiae proximum confessio. (Sailer, Sprüche, 203, 22.)
24. Unschuld hat Löwenmuth.
Lat.: Innocens nec casum. (Sailer, Sprüche, 139, 138.)
25. Unschuld und verlorene Zeit kommt nicht mehr in Ewigkeit.
*26. Sie ist die Unschuld vom Lande. (s. ⇒ Land.) (Köthen.)
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