1. Aufgeschobene Reu' ist kein Korn, ist eitel Spreu.
It.: La penitenzia indugiata fina all' estrema vita della morte, non loda, è inutile.
2. Aufrichtige Reu verdient (findet) Verzeih.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: »Reue und gute Thaten sind ein Schild gegen den Zorn des Himmels.« (Cahier, 2507.)
3. Das ist die rechte Rew, der nicht mehr thut, was jhn rewet. – Lehmann, 690, 12.
Die Russen: Wenn der Reue die Besserung folgt, dann war sie von nöthen. (Altmann V, 432.)
4. De Rüe kümmt nâe. – Schambach, II, 165.
5. Die Reue ist ein hinkender Bote, der langsam kommt, aber gewiss. – Müller, 49, 1; Broma, I, 6; Sailer, 181; Simrock, 8435.
Mit Thränen sind noch wenig Thorheiten abgewaschen worden. In politischen Handlungen und in der Liebe kommt die Reue gewöhnlich zu spät. »Die Todten stehen nicht mehr auf; die Thränen, die geflossen, sind und bleiben geweint.« (Schiller.)
Schwed.: Ånger kommer altijd för scent. (Grubb, 890.)
6. Die Reue kommt zu spät, wenn der Schad' in Säckel geht.
7. Es ist keine Reu so schwer, als wenn der Beutel leer.
Als wenn man sich durch seine Handlungsweise Geldverluste zugezogen hat.
Holl.: Geen zwaarder rouw dan om geldverlies. (Harrebomée, II, 232a.)
8. Es kommt oft Reue nach dem Eilen und im Verzug ist Glück bisweilen.
9. Je früher die Reue kommt, desto mehr späte spart sie.
Aehnlich die Chinesen. (Cahier, 2117; Cibot, 165.)
10. Reu' allein macht das Herz nicht rein.
Die Russen: Auch die beste Reue hat keinen Schwamm, um das Andenken an die Sünde zu verwischen. (Altmann V, 435.)
[1660] 11. Reu' ist auch Strafe.
12. Reu' ist ein theurer Brei.
Frz.: Le repentir coûte bien cher. (Bohn I, 33.)
Span.: Caro cuesta el arrepentir. (Bohn I, 208.)
13. Reu' ist eine bittre Arznei.
Lat.: Acta poenitentia, sublata est macula. (Philippi, I, 171.) – Quem poenitet peccasse pene innocens.
Schwed.: Ångra är högsta booth. (Grubb, 889.)
14. Reu' ist für Sünd' und Laster Scheu'.
15. Reu' ist von Blei. – Sprichwörtergarten, 78.
Um ihr Drückendes anzuzeigen.
16. Reu' macht die Seele frei. – Körte2, 6344; Parömiakon, 1293.
Mhd.: Riuwe ist aller sünden tôt. – Swer mit sünden sî geladen, der sol sîn herze in riuwe baden. (Freidank.) (Zingerle, 120.)
Frz.: Qui se repent est presque innocent.
17. Reu' und Rath nach der That kommt zu spat.
18. Reu' und Verdruss ist des Zornes Buss'.
Holl.: Berouw en ontmoed is gramschaps boete. (Harrebomée, I, 49a.)
19. Reue bringt das Verlorene nicht wieder. (Wend. Lausitz.)
20. Reue erniedrigt (beschimpft) nicht.
21. Reue ist der Besserung (Tugend) Morgenroth.
Die Chinesen sagen: Reue ist der Lenz der Tugenden. (Cibot, 155.)
22. Reue ist der Wollust Nachkost.
Lat.: Dolor voluptatis comes est. (Faselius, 67.)
23. Reue ist des Unrechts Gefährte.
Holl.: Het berouw komt uit de zonde. (Harrebomée, I, 49a.)
Schwed.: Ånger är wredenes följeslag. (Grubb, 890.)
24. Reue ist die Tugend der Thoren.
It.: Il savio pensa e ripensa prima di far una cosa.
25. Reue ist ein fauler Schelm. – Körte, 5061; Simrock, 8434.
26. Reue ist eine Pille, die ein weiser Mann selten schlucken kann (mag).
Dän.: Viis mand angrer ei det han haver giort. (Prov. dan., 29.)
27. Reue ist jedes Streites Ende. – Ausland, 1871, 404b.
28. Reue ist Verstand, der zu spät kommt ins Land. – Masson, 291.
29. Reue kommt leichter ins Auge als Busse ins Herz.
30. Reue kommt nach wie der hinkende Bote. – Masson, 291.
Dän.: Fortrydelsen er enden paa tvist og trætte. (Prov. dan., 188.)
It.: Il pentimento viene dopo il fatto.
31. Reue kommt nie zu spät.
Holl.: Berouw kwam nooit te laat. (Harrebomée, I, 49a.)
32. Reue nach der (übeln) That ist Schweiss nach dem Bad.
Dän.: Sveed efter bad og anger-graad eíter synde falder god. (Prov. dan., 29.)
33. Reue nach der That kommt viel zu spat.
34. Reue straft sich selbst.
Frz.: Qui se repent, se punit. (Kritzinger, 605a.)
35. Reue vernichtet Schuld.
36. Reue wird oft sehr theuer bezahlt.
Dän.: Man kand og kiøbe dyr anger. (Prov. dan., 29.)
37. Reue zu der alten Noth, ein schlimmes Weib zum trocknen Brot; und wer sich einmal angefreit, seine Noth währt allezeit. – Wenzig, 81.
38. Rew ist auch straff. – Lehmann, 690, 18.
39. Rew ist dess Hertzens Artzney. – Lehmann, 690, 13; Steiger, 131; Simrock, 8439; Körte, 5064.
»Jemehr einer im Hertzen kranck ist, desto öffter muss er die Artzney brauchen.«
Frz.: Repentance vaut mieux que peine. (Cahier, 1532.)
Lat.: Confessioni proxima est poenitentia. – Erranti medicina confessio. (Masson, 291.)
Poln.: Grzechu poznanie, z niego powstanie, grzechu wyjawienie, jego zagładzenie. (Masson, 291.)
40. Rew ist gut, aber besser ists, dass man nicht thu, darüber man rew haben muss. – Lehmann, 691, 21.
Dän.: Anger er god, dog er bedre ei at giøre det som skal angres. (Prov. dan., 29.)
41. Rew ist vor sünd vnd Laster schew. – Lehmann, 690, 3.
Dän.: At angre og troe er beste bod. (Prov. dan., 29.)
[1661] 42. Rew vnd scham dir von nöten ist, so du in sünd gefallen bist.
Lat.: Post peccata pudor quod est, post balnea sudor. (Loci comm., 163.)
43. Rew vnnd guter Rath sind vnnutz nach geschehener that. – Lehmann, 272, 5; Simrock, 8437.
44. Rew wechst nicht in jedem Garten, sondern in dem, da sie der heilig Geist pflantzt. – Lehmann, 690, 11; Simrock, 3436.
Holl.: Het berouw is geene plant, die op den akker groeit. (Harrebomée, I, 49a.)
45. Späte Reu' ist selten treu. – Eiselein, 527.
Holl.: Laat berouw zelden goed berouw. (Harrebomée, I, 49a.)
Lat.: Poenitentia sera est raro vera. (Eiselein, 527.)
46. Späte Reu' macht Schaden neu. – Simrock, 8438; Körte, 5062.
47. Späte Reue fruchtet nichts. – Schlechta, 281.
Dän.: Silde bod er sielden god. (Bohn I, 397.)
It.: Chi troppo tardi si pente, si pente in vano. (Metastasio.) – Il pentirsi da sezzo nulla giova. (Tasso.)
48. Späte Reue, lange Reue. – Horn, Spinnstube, 12.
49. Spate Rew kompt nicht zu spat, wenn sie recht ist. – Petri, I, 32.
50. Spate rewe ist selten rechtschaffene. – Mathesius, Postilla, CCXLIIIb.
51. Wo keine Reue, da ist keine Busse.
Die Finnen: Der bessert sich nicht, der sich nicht betrübt. (Bertram, 34.)
52. Wo Reue ist, da ist auch Gnade. – Simrock, 8433.
*53. De Rüje (Rüwe) kümmt êr in't Hart. – Dähnert, 388b.
Es wird ihr leid.
*54. Die Reue mit sich tragen.
*55. Er hat seine Reue theuer bezahlt.
Wenn sich jemand durch ein ausschweifend liederliches Leben zu Grunde richtet. Demosthenes reiste einst nach Korinth, um eine Nacht mit der berühmten Lais zu verbringen. Die Buhlerin verlangte 2000 Drachmen. »So närrisch bin ich nicht«, antwortete Demosthenes, »eine Reue so theuer zu erkaufen.« (Einfälle, 106.)
56. Reue bringt Scheue und zuletzt Untreue. – Scharfenberg, Historie, 151.
57. Reu vnd tränen Gott versönen. – Oesterr. Blätter, II, 643.
58. Was mit Reue zu bezahlen ist, soll man meiden, und thun, was man nie zu bereuen braucht.
Lat.: Cujus poenitebit taedeat; cujus pudebit pigeat. (Sailer, Sprüche, 116, 77.)
Buchempfehlung
Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro