1. Als Demut weint vnd hoffart lacht, da ward der Schweizer Bund gemacht. – Stettler, I, 29b; Pistor., I, 72; Körte, 835; Kirchhofer, 113.
Handelt von der Befreiung der Schweiz und schildert namentlich die Lage der Schweizer bei Entstehung des Bundes. Als der Druck der Landvögte zu gross ward, da standen die Unterdrückten auf und jagten die Tyrannen zum Lande hinaus.
2. Demut hält sich selbst gering. – Henisch, 675.
3. Demut in hohen ehren mag selten funden werden. – Henisch, 675.
4. Demut ist ein schöne zier. – Henisch, 675.
5. Demut stehet wol bey der keuschheit. – Henisch, 675.
6. Demut vnd höfflichkeit ziert vil mehr, denn ein gulden kleid. – Henisch, 675.
7. Demut wohl thut. – Henisch, 675.
8. Demuth bei Armuth ist Männlichkeit. – Burckhardt, 248.
9. Demuth geht überall durch.
10. Demuth gibt allen dingen ein zierd im thun vnd lassen. – Lehmann, 119, 19.
11. Demuth hat mich lieb gemacht, Lieb' hat mich zu Ehren gebracht, Ehre hat mir Reichthum geben, Reichthum liess mich nach Hoffart streben, Hoffart stürzt ins Elend nieder, Elend gab mir Demuth wieder.
Nach dem Nassauer Schulblatt (1861, Nr. 11) singen die Knaben in dem nassauischen Dorfe Bommersheim diesen Spruch beim Fastnachtsumzug.
12. Demuth in Freuden, Geduld im Leiden.
13. Demuth ist die Krone einer guten Gesinnung. – Burckhardt, 170.
14. Demuth ist die Mutter der Ehre. – Simrock, 1528.
Zuweilen aber auch die Grossmutter der Schande.
15. Demuth ist die Seele aller Tugend. – Gaal, 281.
»Grösser macht den grössten Meister Demuth.« Und: »Schamhafte Demuth ist der Reize Krone.« (Schiller.)
It.: La discrezione è madre della virtù. (Gaal, 281.)
16. Demuth ist ein Ehrenkleyd, welches alle Gebrächen zudecket. – Sutor, 326.
17. Demuth ist eine Tugend, die das Alter ziert wie die Jugend. – Simrock, 1530.
Jahn in seinem Volksthum dagegen sagt: »Die Demuth ist seit 1648 des Deutschen grösstes Erblaster. Er achtet sich selber gering, so wird er's, und die Völker umher verachten ihn.«
18. Demuth ist gegen jedermann dienstbar. – Lehmann, 118, 3.
19. Demuth ist zu allen Dingen gut. – Sutor, 326; Simrock, 1527.
Seume sagt: »Demuth und die mit ihr verwandte Geduld sind Eselstugenden, die die Spitzköpfe den Platt köpfen gar zu gern einprägen. Demuth ist der erste Schritt zur Niederträchtigkeit.«
20. Demuth jedermann wohl steht.
Solange sie als löbliche Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit erscheint, sobald sie aber zur Verkennung des eigenen Werthes, zur Selbstwegwerfung herabsinkt, steht sie niemand wohl.
21. Demuth macht Menschen zu Engeln, Hoffart zu Teufeln. – Lehmann, 118, 1.
[570] 22. Demuth ziert in allen Dingen den Vornehmen und den Geringen.
Engl.: An ounce of discretion is worth a pound of wit. (Gaal, 282.)
It.: L'onestà e gentilezza sopravanza ogni bellezza. (Gaal, 282.)
23. Demuth, Zucht und Höflichkeit ziert mehr als ein goldnes Kleid. – Gaal, 282.
24. Der Demuth Stand kriegt Oberhand.
25. Es ist keine Demuth so tief, der die Ehre nicht wohl thut.
Man will wenigstens den Ruhm, sich am meisten wegzuwerfen.
Dän.: Ingen er saa ydmyg, hannem tykkes jo æren sød. (Prov. dan., 14.)
26. Ohn demut seind alle Tugent laster. – Henisch, 675; Gruter, I, 62; Grimm, II, 921.
Engl.: An ounce of discretion is worth a pound of wit (knowledge). (Gaal, 282; Bohn I, 423.)
Frz.: Humblesse est des vertus la reine. (Kritzinger, 382.) – Humilité à tout homme bien sied, qui plus bas se tient, plus haut on l'assied. – Humilité passe partout. – Il n'y a rien de si beau que l'humilité. (Kritzinger, 383.)
It.: Val più un' oncia di discrezione che una libra di sapere. (Bohn I, 131.)
Lat.: Modestia virtutum fundamentum.
27. Zu viel Demuth ist halber Stolz.
Jüd.-deutsch: Zu viel Aniwes is halber Geles. (Tendlau, 849.)
28. Zu viel demuth ist schalckhafter (versteckter) Hochmuth. – Lehmann, 119, 22; Simrock, 1531; Eiselein, 114.
*29. Er hat die Demuth von Mose.
Nach 4 Mos. 12, 3 soll Moses ein sehr demüthiger Mann gewesen sein.
Jüd.-deutsch: Das Aniwes von Moscheh Rabbene. (Tendlau, 21.)
30. Demut kreucht vberall durch, sagte eine Stimme zu St. Antonius.
»Da er sahe, wie die gantze Welt mit Schlingen vberzogen war, vnd sich bekümmerte, wie man da möchte hindurchkommen.« (Herberger, Herzpostilla, I b, 675.)
31. Demut vnd fleiss haben jhren Lohn vnd Preiss. – Petri, II, 76.
32. Demuth ist des Menschen wahre Hoheit. – Lausch, 6.
33. Demuth ist die stärkste Waffe.
Poln.: Niemasz miecza na pokornego. (Čelakovský, 95.)
34. Demuth kommt überall durch.
35. Demuth siegt durch Schweigen.
Böhm.: Pokora mlčkem se omlouvá. (Čelakovský, 95.)
Poln.: Pokora więcéj w milczeniu zniewoli, niź wiele mówiącego słowa. (Čelakovský, 95.)
36. Die Demuth ist ein Kleid, damit man alle Mängel bedecken kann. – Harssdörffer, 2530.
37. Es ist keine Demuth so hoch, welcher die Ehre nicht wohl thue. – Dietrich, I, 199.
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