1. Aller wille ist, haben viel. – Lehmann, II, 26, 11; Franck, II, 63a; Simrock, 11609; Mayer, I, 207.
2. Alles will einen Willen haben. – Körte, 6847.
3. An dem Willen der Menschen und gespanntem Gewand (Tuch) geht viel ab. – Pistor., VIII, 6.
4. An gutem willen, Stoltz vnd Hochmuth fehlet es der Welt nicht. – Petri, II, 17.
5. An Willen und Worten ist kein Zwang. – Graf, 292, 74.
Im Allgemeinen sollen nicht blos die Gedanken, sondern auch die Worte, insofern in diesen nicht selbst schon, wie bei Ehrenkränkungen, das vollendete Unrecht liegt, von strafrechtlicher Ahndung verschont bleiben, da dadurch allein noch niemand Gewalt angethan wird.
Mhd.: An willen noch an worden i's nen gedvang. (Homeyer, Sächs. Lehnr., 39, 2.)
6. Bai sinen Willen siet (sagt), maut sinen Widerwillen hären. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 86; Woeste, 80, 367.
7. Beyder Will thun viel. – Lehmann, II, 47, 22.
8. Böser Wille spricht niemals gut von andern.
Engl.: Ill will never said well. (Bohn II, 107.)
9. Dass ist ein guter will, der ein Ding thut, so gut er kan, wenn er nicht thun kan, wie er will. – Lehmann, 899, 49.
10. De will hebben sinen Willen, de krigt wat vör sine Billen. – Schütze, I, 154.
Zu eigensinnigen Kindern. Bille, Billen = Lenden, Sitzbacken; s. ⇒ Kind 581 und ⇒ Billen (im Nachtrag).
11. Dem guten Willen mangelt Gelegenheit nicht.
12. Dem Willen des Kindes ist nicht zu trauen.
13. Den Willen erbt niemand. – Körte, 6841.
[236] 14. Den willen gibt Gott, den zwang die Noth. – Lehmann, 555, 18; Eiselein, 643; Simrock, 11625; Körte, 6837.
Dän.: Gud giver villie, nöd giver tvang. (Prov. dan., 430.)
15. Den Willen ich für die Werke han, ihr sollt der Rede drum erlan. – Hartmann; Eiselein, 643.
16. Den Willen kan niemand beweisen. – Herberger, II, 25.
17. Den Willen kann man nicht zwingen.
Lat.: Voluntas cogi non potest. (Seybold, 652.)
18. Der gut will macht die Gab angenehm. – Lehmann, 234, 31.
Lat.: Non quantum dederis, sed quanta mente dedisti, pensandum est. (Gaal, 572.)
Schwed.: God wilja gjör gåfvan tock. (Grubb, 259.)
19. Der gut will thut vil. – Petri, II, 91; Lehmann, II, 47, 22; Gruter, I, 17; Schottel, 1142b; Winckler, IX, 9.
20. Der gute Wille des Pferdes bringt den Wagen in den Hof.
Lat.: Grande ferunt edi plaustrum bona vota veredi. (Reuterdahl, 382.)
Schwed.: Godher will dragher halfft las til by. (Reuterdahl, 382.)
21. Der gute Wille ist die beste Speise.
Man sieht nicht darauf, was uns der Freund vorsetzt, sondern auf den Willen, der es gibt.
22. Der gute Wille muss zuletzt betteln gehn. – Siebenkees, 131.
Wer zu gut ist, kommt um das Seine und endlich an den Bettelstab.
Dän.: Godt villie lönnes sjelden vel. (Prov. dan., 249.)
23. Der gute Wille siehet weit. – Winckler, XII, 72.
24. Der letzte Wille soll der kräftigste sein. – Graf, 205, 177.
Die letzte testamentliche Bestimmung hebt entgegenstehende frühere auf. »Wo ein Recht über das andere gegeben wird, da muss das erste weichen.«
25. Der will folgt lieber dem Bauch vnnd Füssen, alss dem Kopff. – Lehmann, 898, 2.
26. Der will geht für gold, sprach der Papegey im korb. – Franck, II, 124a; Hoefer, 805; Gruter, I, 85.
Lat.: In cavea minus bene canit luscinia. (Sutor, 1023.) – Quod volumna sanctum est. (Philippi, II, 146.)
27. Der will gibt dem wercke den namen. – Eisenhart, 333; Petri, II, 114; Gruter, I, 18; Gaal, 1723; Schottel, 1122a; Ramann, I, 304; Simrock, 11620; Eiselein, 643; Körte, 6833; Graf, 291, 35.
Engl.: You must take the will for the deed.
Frz.: L'intention est réputée pour le fait. – C'est l'intention, qui fait l'action.
It.: L' intenzione supplisce all' azione.
Lat.: Ut desint vires tamen est laudanda voluntas.
Schwed.: Wiljan hålles för gerningen. (Marin, 27.)
28. Der will ist des wercks seel. – Petri, II, 114; Gruter, I, 18; Lehmann, 898, 3; Schottel, 1142; Pistor., VII, 1; Eiselein, 330; Volkmar, 6; Venedey, 50; Dove, 561; Simrock, 11621; Graf, 291, 33.
Frz.: Le vouloir fait le pouvoir.
Lat.: Nihil offertur Deo ditius bona voluntate. (Sutor, 1024.) – Quidquid agunt homines, intentio judicat omnes. (Gaal, 1723.)
29. Der will ist höher zu schätzen als die Gab. – Lehmann, 290, 39.
30. Der will ist offt anstatt der vernunfft im Menschen meister. – Lehmann, 897, 17.
31. Der will ist wandelbar vnnd drehet sich mit jedem Wind. – Lehmann, 898, 4.
32. Der will ist's vnd thut's alles. – Gruter, I, 18; Eyering, I, 602; Simrock, 11622; Graf, 291, 34.
33. Der will sündigt, nicht die Hand. – Petri, II, 114.
Engl.: Will is the cause of woe. (Bohn I, 109.)
34. Der will thut guts, nicht die Hand. – Petri, II, 114.
35. Der wil thut vil. – Franck, I, 80; Gruter, I, 18; Schottel, 1127b; Petri, II, 114; Egeria, 339a.
36. Der will thut's gar. – Franck, I, 55a; Venedey, 50; Simrock, 11623; Petri, II, 114; Sailer, 69.
Der Wille hat auch den Werth dessen, was er nicht ausrichten kann und doch ausrichten will, in sich. – »Der Wille, sagt uns Prahlhans, ist genug in grossen Dingen; das ist sehr klug, so darf er nie etwas zu Stande bringen.« (Witzfunken, IIIb, 5.)
[237] It.: Purchè non manchi la volontà tempo e luogo non mancherà. (Pazzaglia, 418, 3.)
Lat.: Velle instar omnium. (Franck, I, 55a; Sailer, Sprüche, 129, 111.)
37. Der will thuts, sprach jhener baur, kusst er ein schlegel (Flegel). – Franck, I, 80b; II, 124a; Lehmann, II, 83, 132; Gruter, III, 20; Venedey, 43, 51; Hoefer, 131a; Simrock, 11624; Körte, 6840.
»In den französischen Sprichwörtern«, sagt J. Venedey a.a.O., »findet man keine Spur solchen Humors.«
38. Der Wille gilt oft vor die That. – Eiselein, 643; Simrock, 11615; Graf, 291, 36.
Mhd.: Sô nemet willen für diu werc an. (Lohengrin.) – Und wizzet, daz ich immer wil, den willen vür diu werc han. (Iwein.) (Zingerle, 175.)
Lat.: In magnis et voluisse sat est. (Properz.) (Binder II, 1441; Eiselein, 643.)
39. Der Wille hat oft gute Lungen, aber meist zu schwache Beine. – Altmann VI, 490.
40. Der Wille ist die Seele der That. – Eiselein, 643.
»Freier Wille und Absicht sind die nächsten Ausgangspunkte für die Beurtheilung einer jeden That, sie sei gut oder schlecht.«
Frz.: La volonté est réputée pour le fait. (Loisel, II, 791.)
41. Der Wille ist frei; einer will Silber, der andere Blei.
Frz.: Les volontés sont libres.
42. Der Wille ist und thut alles. – Dove, 1025; Körte, 6734; Venedey, 50.
Böhm.: Sama Mařka tím vinna, že hosta na postel pustila. (Čelakovsky, 280.)
Frz.: Plus fait celui qui vent, que celui qui peut.
It.: Buona volontà supplisce a facoltà. (Gaal, 172.)
Lat.: Orbis habet carum rerum fructum propriarum. (Reuterdahl, 669.)
Schwed.: Waerldhin aer âal wilia drygh. (Reuterdahl, 669.)
43. Der Wille kann Berge versetzen.
Holl.: Met den will kan men bergen verzetten. (Harrebomée, II, 468a.)
Poln.: Trudność ustąpi, gdy wola przystąpi. (Čelakovsky, 281.)
44. Der Wille lässt sich nicht zwingen.
Frz.: Les volontés sont libres. (Lendroy, 1571; Masson, 380.)
45. Der Wille macht den Mann.
Mhd.: Der guede wille macht vromen man. (Groote, K.R. 2537.)
46. Der Wille macht keine Injurie. – Pistor., IV, 36.
Lat.: Volenti non fit injuria. (Binder I, 1869; II, 3593; Neander, 91; Schonheim, V, 25.)
47. Durch guten Willen kann man viel Zwiespalt stillen. – Petri, II, 156.
48. Eigner Will' ist Holz zum höllischen Feuer.
Lat.: Cesset voluntas propria et infernus non erit. (Chaos, 386.)
49. Eigner Will' schadet vil.
Lat.: Facite, quod vobis lubet. (Chaos, 1035.)
50. Eigner Wille ist nicht Landrecht.
Lat.: Propria vota sequi non est juris tenor equi. (Reuterdahl, 766.)
Schwed.: Wili aer ey lanz raether. (Reuterdahl, 766.)
51. Ein guter Will' ist mehr als Till.
Den man zinsen oder verzehnten kann.
52. Ein guter Wille ist genug. – Petri, II, 263.
53. Ein Loth guter Will hat raschern Gang als ein Centner Zwang.
Die Russen: Ein halber Wille bewirkt Grösseres als ein Dutzend Zwänge. (Altmann VI, 463.)
54. Ein vnwilliger will ist kein freyer will. – Lehmann, 897, 20.
55. Es ist ein schlimmer freier Wille, der uns um die Freiheit bringt.
Wer thut, was ihn gelüstet, der kommt bald genug in Knechtschaft. Im Grossen ist das polnische Volk ein warnendes Beispiel davon.
Böhm.: Dej duši vůli, nebude chtĕní konce. – Dej srdci zvůli, zavede tĕ v nezvoli. – Přílišná zvůle, hotová poroba. (Čelakovsky, 280.)
56. Es ist nicht am guten Willen gelegen, wenn man böse Beine und schwache Arme hat.
57. Es will alles einen Willen haben.
58. Eygener wille brint ynn der helle. – Agricola I, 652; Egenolff, 251b; Franck, I, 125a; Latendorf III, 409; Gruter, I, 3; Eyering, II, 3; Lehmann, 202, 15 u. 790, 16; Lehmann, II, 120, 4; Latendorf II, 11; Schottel, 1114b; Schulzeitung, 1834, 461; Körte, 6848.
[238] »Eygner will börnet stets in der hell vnd ist alleyn des tewfels gesell.« (Werdea, Bi.)
Holl.: Eigen wil brandt in de hel. ( Harrebomée, II, 467b.)
Böhm.: Svá vůle v pekle hoří. (Čelakovsky, 280.)
Poln.: Swawola každego zepsuje. (Čelakovsky, 280.)
59. Fester Wille führt zum Ziele.
60. Freier will und kraft grosse Dinge schafft.
Mnd.: Vrig wille heft vele to wege gebracht. (Sündenfall, 499.)
61. Freyer will brent in der Höll. – Lehmann, 898, 8.
Mnd.: Vrige wille to dem quaden deit selden vromen, sunder vaken scaden. (Sündenfall, 2809.)
62. Freyer will ist eygener (grosser) muthwill. – Lehmann, 202, 11.
63. Für guten willen soll man kein gelt nemen. – Henisch, 1471, 19; Petri, II, 321.
64. Gezwungner will ist ein vnwill. – Lehmann, 897, 20.
65. Gleicher Will hat seine Huld. – Henisch, 1646, 22; Petri, II, 340.
66. Gleicher will macht starcke Liebe vnd Freundschafft. – Lehmann, 897, 25.
67. Guten Willen ein Fass, aber That nicht für ein Doktorglas.
68. Guten Willen muss man für die That nehmen. – Körte, 6844.
Mhd.: Guot wille vor in allen gât, der anders niht ze gebenne hàt. (Freidank.) (Zingerle, 175.)
Frz.: La bonne volonté est réputée pour le fait.
Lat.: Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas. (Gaal, 1725.)
Poln.: Wola stoi za učzynek.
69. Guter Will hat Füss und Flügel.
Lat.: Voluntas caeca. (Chaos, 1086.)
70. Guter will ist dankenswerth, wenngleich die That nicht folget. – Henisch, 644, 52; Petri, II, 365.
71. Guter Will ist Gottes Sporn.
Lat.: Quid Deo magis gratum? quam: fiat voluntas tua. (Chaos, 1084.)
72. Guter Will ist mehr als zu viel.
Lat.: Omne tulit punctum, patitur qui semper agitque quae vult, quove modo vult deus et quia vult. (Chaos, 1084.)
73. Guter Will macht gleiche Lieb' und gleiche Freundschaft. – Chaos, 1087.
74. Guter Will muss den Bettelsack füll.
Böhm.: Dobrá vůle mošnu kůle. (Čelakovsky, 59.)
Krain.: Dobre vóle mošne kóle. (Čelakovsky, 59.)
75. Guter Will oft mehr als dicke Gabe thut.
76. Guter Will thut viel, aber nicht alles. – Venedey, 50; Simrock, 11617; Körte, 6855.
It.: A buona volontà non manca facoltà.
77. Guter will vnnd gut Gespräch ist die beste Speiss bei Gastungen. – Lehmann, 230, 5.
78. Guter Wille bleibt guter Wille, wenn man ihn auch verkennt.
Lat.: Bene cogitata si exidant, non occidant. (Philippi, I, 57.)
79. Guter Wille bringt kein Recht. – Eiselein, 643.
80. Guter Wille entschuldigt eine böse That. – Germania, XIII, 16.
81. Guter Wille erhält das Regiment. – Simrock, 11616.
Keine Regierung sichert sich durch Strenge, denn übersteigt diese ihre Grenze, so bringt der Druck Empörungen hervor; aber sie gründet sich fest durch die Ueberzeugung von ihrer Güte, die allen guten Willen hervorbringt.
82. Guter Wille findet bald Gelegenheit.
Schwed.: God vilja drår lasset til bys. – Snart är wål gjord, nar viljan är god. (Grubb 743.)
83. Guter Wille geht vor Gold. – Simrock, 11613.
84. Guter Wille gewinnt alle Spiel. – Chaos, 1082.
Mnd.: De gude wille heft vel dinges vorwunnen. (Sündenfall, 342.)
85. Guter Wille, gute That.
Dän.: Snart er vel gjort naar villien er god. (Prov. dan., 231.)
Poln.: Dobra wola za uczynek stoji. (Čelakovsky, 280.)
86. Guter Wille hat geschwinde Füsse. – Winckler, XII, 71.
87. Guter Wille ist dankenswerth. – Gaal, 1725.
88. Guter Wille ist halb geschehene Arbeit.
Frz.: Barbe bien lavée est à demie rasée.
[239] 89. Guter Wille ist kein Erbe. – Henisch, 908, 43; Petri, II, 365; Eisenhart, III, 3, 20a; Pistor., I, 37; Simrock, 11611; Körte, 6842; Graf, 221, 268.
Was der Verstorbene z.B. nur aus gutem Willen, nur widerruflich verstattet hatte, hört mit seinem Tode auf und ist keine Verpflichtung, die auf seine Erben übergeht. »Guter will ist kein erbe nicht, merck es, vnd dich darnach richt.« (Loci comm., 206.)
Holl.: Goede wil en is gheen erve. (Tunn., 14, 15; Harrebomée, II, 467b.)
Lat.: Non est velle bonum mihi vel tibi perpetualium. (Loci comm., 206; Fallersleben, 377.)
90. Guter Wille ist kein Recht. – Simrock, 11612.
91. Guter Wille macht geschwinde Füsse.
»Ich trete voller Muth auf den begrünten Pfad, wo guter Wille stets geschwinde Füsse hat.« (Keller, 172a.)
92. Guter Wille macht warm.
93. Guter Wille muss am Ende betteln gehn. – Simrock, 11618.
94. Guter Wille siehet weit.
95. Guter Wille und freundliche Gesichte bezahlen die Gerichte. – Iffland, Die Jäger.
96. Guter Wille vermag viel.
Engl.: Nothing is impossible to a willing mind. (Gaal, 1126.)
97. Guter Wille zerstört (hebt auf) das Recht.
Böhm.: Dobrá vůle právo ruší. (Čelakovsky, 345.)
98. Hier hef ik minen Willen, as Peter Krohn in 'n Sood. – Diermissen, 336.
99. Ich bynss alleine nicht, der synen Willen nit enkricht, vnd dem auch viel gebricht. – Weinsberg, 84.
100. Ich werde wenigstens meinen guten Willen zeigen, sagte jener, und drasch im Mantel.
Engl.: I'll do my good-will, as he said that threshed in his cloak. (Bohn II, 162.)
101. Ich will meinen Willen durchsetzen, sagte die Frau, und band die Katze auf den Käse (Speck).
Frz.: Faire de la reine d'Egypte. (Leroux, II, 72.)
102. Jeder nach seinem Willen, sagte der Bauer, und stopfte sich Sägespäne in die Pfeife.
Holl.: Elk weet wils, zed de Kraai, en zij k .... den ekster op het hoofd. (Harrebomée, II, 457b.)
103. Kleiner Wille trägt grosse Dinge fort.
Holl.: Kleine willen dragen groote gewigten weg. (Harrebomée, II, 467b.)
104. Man lobt den Willen auch ohn' erfüllen.
105. Man muss den Willen ansehn, nicht das Werk. – Henisch, 1329, 23.
Lat.: Copia si desit, bona tum laudanda voluntas. (Seybold, 89.) – Quin tritissimum hodie est, ut qui munus aliquod offerant, animum jubeant, spectari, non rem. (Eiselein, 643.) – Quod si deficiant vires, audacia certe laus erit. (Seybold, 513.)
106. Man muss den willen für das werck (die That) nemen. – Franck, II, 87b, Henisch, 1328, 55; Pistor., VIII, 5; Henisch, 1338, 55; Simrock, 11619.
»Kannst du mit deiner That das Gute nicht erreichen, das du dem Nächsten bist aus Gunst zu thun bedacht; so nimpt es doch dafür dein treues Herz in acht; es ist der gute Will oft für das Werk zu preisen.« (Gerlach, 155.)
Frz.: La bonne volonté est réputée pour le fait. (Lendroy, 715; Cahier, 1856.) – Quant volunte a prins son traict, adonc est reputée pour faict.
Holl.: Den goeden will voor de daad nemen. (Harrebomée, II, 467a.)
It.: Buona volontà supplisce a facoltà. (Pazzaglia, 418, 1.)
Lat.: In magnis et voluisse sat est. (Propert., 2, 10; Philippi, I, 200.) – Munerum animus optimus. (Philippi, I, 265.) – Quod si deficiant vires, audacia certe laus erit in magnis et voluisse sat est. (Philippi, II, 146.) – Si desunt vires tamen est laudanda voluntas. (Egeria, 270.) – Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas, hac ego contentos auguror esse deos. (Ovid.) (Schonheim, U, 301; Seybold, 656; Philippi, II, 236; Binder, I, 1807; II, 3436; Schulblatt, 492.) – Voluisse sat est. (Philippi, II, 261.) – Voluntas habetur pro facto. (Seybold, 652.) – Voluntas pro facto. (Bovill, II, 100.)
Poln.: Dobra wola za uczynek obstoi. (Lompa, 10.)
Schwed.: När willjan är god, så är alt got. (Törning, 115.) – Willjan tags för wärket. (Grubb, 851.)
107. Man sol den Willen ansehn, nicht die Gab. – Petri, II, 465.
108. Mein will ist der best, mein will geht vor. – Lehmann, 898, 29.
[240] 109. Mein Will' ist mein Gesetz.
Holl.: Mijn wil is mijne wet. (Harrebomée, II, 468a.)
110. Mein Wille ist nicht Gesetz.
Der Wille, das Gutdünken, die Meinung des Einzelnen ist nicht Gesetz des Landes.
Lat.: Astree volitum sepe relegat itum. (Reuterdahl, 64.)
Schwed.: Vili ær ey landz roeth. (Reuterdahl, 64.)
111. Mit blossem guten Willen lassen sich die Gesetze nicht erfüllen.
112. Mit dem Willen kommt man mit allem ans Ziel.
113. Mit seinem guten Willen macht jhm mancher Vnfreund. – Petri, II, 479.
114. Möcht' (könnt') ich meinen Willen han, ich wollte dem Kaiser sein Reich (wohl) lan.
115. Nimm den Willen für die That. – Schottel, 1122a.
116. Sein Will ist niemands Erb. – Petri, II, 519; Henisch, 908, 44.
D.h. was einer will, das kann auf niemand vererbt werden. Bei Tunnicius (560): Syn wille is nummandes erve. (Velle suum nulli durat per Nestoris aevum.)
117. Sein Wille ist des Menschen Himmelreich. – Pistor., VIII, 14.
Engl.: My mind to me a kingdom is.
Frz.: Le plus grand bonheur de l'homme est de suivre, de faire sa volonté.
Schwed.: Egen vigie är hvars och ens himmelrijke. – Når hvar gjör som han vil, sa gjör han som han är til. (Grubb, 579.)
118. Steth und still ist mein Will. – Lehmann, II, 580, 111.
119. Thu' nach dem Willen deines Herrn, wenn du sein Diener bist.
120. Unser guter Wille ist »nichts« (nämlich: nichts geben), sagen die Bauern. (Franken.) – Hoefer, 49.
121. Unwilliger Will' ist kein freier Will'.
122. Vnser wil verderbt alle spiel. – Petri, II, 562.
Böhm.: Ne po našem chtĕní, ale po božím dopuštĕní. (Čelakovsky, 11.)
123. Wä senge (seinen) Welle sät, moss senge Onwelle hüern. (Bedburg.) – Für München-Gladbach: Firmenich, III, 517, 60.
Wer seinen Willen sagt, muss seinen Unwillen hören.
124. Was man nicht mit Willen thut, schmeckt wie ein versalzen Mus.
125. Wem es nicht geht nach seinem Willen, den stechen leichtlich die Grillen.
126. Wenn ich dir zu Willen wäre, wie wollten wir die Sau anbinden, sprach die Magd, als der Knecht im Walde seinen Antrag nicht mehr wiederholte. – Hoefer, 688; Simrock, 6736.
In einem französischen Gedichte aus dem Anfange dieses Jahrhunderts findet sich als ausführliche Erzählung gehandelt, was das vorstehende Sprichwort nur andeutet. (Frommann, VI, 241.)
127. Wenn man auss zweyen willen einen macht, so ist man vergliechen. – Lehmann, 165, 16.
128. Wenn man einem den Willen macht, so ist er zufrieden.
Lat.: Vir qui placatur meliorari meditatur. (Reuterdahl, 1046.)
129. Wer den (rechten) willen hat, fromb zu seyn, der ist fromb. – Lehmann, 222, 80.
»Denn Gott siehet nicht an wie fromb wir seynd, sondern wie fromb wir zu sein begeren.«
130. Wer freyen willen hat, der kan dem vnglück keine schuld geben. – Lehmann, 898, 30.
131. Wer immer seinen Willen hat, darf sich über nichts ärgern.
Holl.: Die in alle dingen zijnen wil heeft, behoeft niet gram te worden. (Harrebomée, II, 467b.)
132. Wer keinen Willen hat, zu stehlen, wird nimmer ein Dieb. – Graf, 363, 420; Klingen, 103a, 2.
133. Wer seinen Willen beherrschen kann, ist ein rechter Mann.
Böhm.: Kdo své vůle nepřemůže, ten št'asten býti nemůže. (Čelakovsky, 280.)
134. Wer seines Willens Meister ist, der ist ein grosser Mann.
135. Wer wider seinen Willen in die Kirche geht, kommt ohne Segen heim.
Holl.: Die tegen zijnen wil ter kerke gaat, die heeft geen nut van de mis. (Harrebomée, II, 467b.)
[241] 136. Wider Willen gibt böss Blut. – Petri, II, 786.
137. Wider Willen kann man dem andern das Schwert nicht in die Scheide stecken. – Simrock, 8908.
138. Wider willen kann man einem (wol etwas) nehmen, aber nichts geben. – Pistor., IX, 50; Eisenhart, 245; Gruter, I, 94, 16; Simrock, 11632; Hertius, 3, 418; Braun, I, 5144; Eiselein, 643; Graf, 229, 43; Schottel, 1135a.
Bei einer Schenkung wird erfordert, dass die zum Geschenk angebotene Sache auch angenommen werde, damit über das Eigenthum derselben künftig kein Zweifel erhoben werden könne. Und insofern hier von Verbindlichkeiten die Rede ist, so versteht es sich von selbst, dass eine solche dann nicht entsteht, wenn das Anerbieten nicht angenommen oder die Leistung zurückgewiesen wird.
139. Will gehet für gold. – Henisch, 1677, 66; Petri, II, 793; Sutor, 666; Körte, 6836.
140. Will' und Lieb', die stiehlt kein Dieb. – Körte, 6846; Sutor, 430.
141. Will vnd Fried ists best, wers haben kann. – Henisch, 326, 38; Petri, II, 796.
142. Wille gehet für gold, sprach der papegeye, da sass er im korbe. – Gesner, III, 694; Tappius, 219b; Schottel, 1141b.
Man hat auch ein Sprichwort: Wille gehet vor u.s.w.; denn es heisst: Non bene pro toto libertas venditur auro. (Coler, 629b; Philippi, II, 32.)
143. Wille ist des Werkes Seele. – Günther, 125; Körte, 6832.
144. Wille ist nicht Landrecht. – Graf, 3, 47; Petri, II, 793.
Isl.: Vili er ei lands lög. (Jonssyni, 352.)
Schwed.: Willja är ingen landsrätt.
145. Wille und Gewalt ist nicht Landrecht.
Schwed.: Villja eller våld är icke landsrätt. (Törning, 162.)
146. Wille und Macht richten alle Dinge aus.
Dän.: Vilge og magt gjöre alde gjerninger. (Prov. dan., 563.)
Schwed.: Wilja och macht gjör stora wärk. (Grubb, 852.)
147. Wille, Weiber und Reichthum sind drei nothwendige Uebel: ohne Wille keine Freiheit, ohne Weiber keine Freude, ohne Reichthum keine Freunde. – Witzfunken, IVa, 178.
148. Wir haben den Willen, Gott hat die Macht vnd die That. – Petri, II, 797.
149. Wo der will meister ist, do hat Recht vnnd Billigkeit kein platz. – Lehmann, 897, 24.
150. Wo der Wille Meister, ist das Recht nur ein armer Knecht.
Schwed.: Når willjan spetar måster, hår rötten föga at säya. (Grubb, 594.)
151. Wo freundlicher Wille ist, da fehlt's nicht an Raum. (Wend. Lausitz.)
152. Wo guter Wille, da ist Kraft die Fülle.
It.: A chi ben vuole, nulla è difficile. (Biber.)
*153. Dein Wille, mein Himmelreich. (Köthen.)
*154. Den willen für das werck (die That) nemen. – Egenolff, 301b; Eyering, I, 419; III, 106; Schottel, 1114a.
Holl.: Men ziet er zijn' goeden wil aan. (Harrebomée, II, 468a.)
*155. Dîn Will sitt in dîn Moders Knappsack (Tasche). – Kern, 1046.
Zu eigensinnigen Kindern.
*156. Er hat alle Taschen voll guten Willen.
Engl.: With as good a will as ever I came from school. (Bohn II, 22.)
*157. Er hat seinen Willen wie die Laus im Schorfe. – Frischbier, 4057.
*158. He hett sîn egen Will, ass de Hund in de Putt. – Hauskalender, III.
Du sasst dinen Willen hebben, as de Hund in 'n Sod (Brunnen). (Bützow. Ruhest., VI, 73; Schiller, III, 4b.) Ironisch, weil der Hund im Brunnen nicht viel eigenen Willen besitzt. In Ostfriesland: He hett sîn egen Will, as de Hund in de Pütt. (Kern, 660; hochd. Frischbier, II, 2912.)
*159. Hei so lat em sinen Wöllen, he heft sinen Kopp voll Gröllen.
So sangen im vorigen Jahrhundert in Danzig die Knaben, wenn ein Schiff vom Stapel gelassen wurde, indem sie dabei auf dem Schiffe durch Takttreten das [242] Ablaufen beförderten. Nach der Nationalzeitung der Deutschen vom 28. Juni 1798 wohnte der neue König Friedrich Wilhelm III. mit seiner Gemahlin einer solchen Feierlichkeit bei, und zwar hatten die Kinder ein Königslied nach der Melodie: God save the king eingeübt, das sie diesmal bei dem Acte singen sollten; sie fielen aber am Ende immer wieder in den alten Reim. (Frischbier, 4048.)
*160. Mine Wölle wêtst, on dine Wölle häst. – Frischbier, 4049.
*161. Sein Wille ist nicht Landrecht.
Holl.: Zijn wil is geen landsregt. (Harrebomée, II, 468a.)
*162. Wenn man ihm den Willen gethan, dann kann man wieder gahn.
»Wann eer dat willeken is gedaen, dann is die vrienshap wte.« (Antwerpner Liederbuch, 218, 11, 4.)
*163. Wille und Weg.
164. Der Wille gibt dem Berge Namen.
165. Weg, eigner Wille, weg mit dir, was Gott gefällt, gefall' auch mir. – Weingärtner, 92.
Brockhaus-1837: Wille [2] · Wille [1]
Eisler-1904: Wille zur Macht · Wille · Wille · Wille zum Leben
Herder-1854: Wille [2] · Wille [1]
Kirchner-Michaelis-1907: Wille
Mauthner-1923: Schopenhauer (Wille)
Meyers-1905: Wille [1] · Wille [2] · Widerrechtlicher Wille · Freier Wille · Letzter Wille
Pagel-1901: Wille, Valentin · Wille, Ludwig
Pataky-1898: Wille, Frau Anna · Wille, Emilie · Wille, Eliza
Pierer-1857: Wille [2] · Wille [3] · Wille [1] · Freier Wille · Letzter Wille
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