Zählen

1. Als man zählte Eintausendsiebenhundertundzwei, gab man zwanzig Pfund Brot für ein Ei.

Denkwort an die Belagerung von Landau in der Pfalz 1702 durch Prinz Ludwig von Baden, als Melac, der »Pfalzverwüster«, Gouverneur der Festung war. Ein ähnlicher Vers ist bekannt: »Als in der Belagerung von 1814 Landau umzingelt war von Kosaken, gab der Schmaucher gern 100 Pfund Brot für ein Päckchen Taback.« (Becker, Pfalz, 387.)


2. Das ist leicht zu zählen wie die guten Christen in einer Kaserne.Stöber, Mähren, S. 1.


3. Lasst euch zehlen, wann sie quelen.

Der Arzt (s.d.) hat drei Gesichter: eines Engels, wenn man ihn ruft; eines Gottes, wenn er hilft; eines Teufels, wenn er Bezahlung fordert. »Thue derentwegen die Medici nicht veracht, das sie in Zeiten jhre Bezahlung fordern nach dem Sprichwort: Accipe dum dolet: Lasst euch zehlen, wenn sie quelen.« (Zinkgref, IV, 64.)


4. Richtig zählen, ehrlich messen, darf der Kaufmann nicht vergessen.Graf, 253, 177.

Im Plattdeutschen: Richtig tellen, êrlich meten, draf de kôpman nich vergeten. (Schambach, II, 85, 217.)


5. 'S Zöhle is in Geld sein Fuade (Futter). (Wien.)


6. Was gezählt, packt der Wolf auch.


7. Was soll das Zählen, wenn man das Letzte will wählen.

Holl.: Wat schaet hem schoon tale, als hi wil, hi laetse wale.

Lat.: Fictio quid fictum nocet ullum dicere dictum. (Fallersleben, 748.)


8. Wer das erste mal richtig gezählt hat, darf sich vorm zweiten mal nicht scheuen.


9. Wer zuerst zählen will, wie viel Teigblättchen im Kuchen sind, dem wird der Kuchen schimmelig.Neue Freie Presse, 4571.


[482] 10. Zähl' über deine Zähne. (Warschau.)

Wird gebraucht, wenn jemand die Häupter einer Versammlung zählen will, welches für dieselben schädlich sein soll.


11. Zähle das Geld nicht, bis du's im Sacke hast.


*12. Der zählt wia da Brezenbua beim Kirchenthor. (Niederösterr.)

Von jemand, der sehr genau ist.


*13. Er kann nicht (bis auf) drei zählen.

Lat.: Ne numerare scit. (Plato.) (Zubrodt, 304.)


*14. Er zählt die Sterne.

Verliert seine Zeit unnütz.


*15. Er zählt lieber zwei als eins.

Der Zänkische, Rechthaberische.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 482-483,1819.
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