[145] Hand (Schönheitspflege). Es ist längst anerkannt, daß zarte Hände und Arme zu den vorzüglichsten Erfordernissen weiblicher Schönheit gehören, und glücklicher Weise sind die Mittel, sie zu erlangen, die unschuldigsten unter allen Toilettenkünsten. Wem die Natur einmal jene längliche Gestalt der Finger und der Hand gegeben hat, die für die einzig reizende gilt, dem bleibt nichts weiter zu thun übrig, als dafür zu sorgen, daß hauptsächlich die Form der Nägel und die Farbe der Haut dem entspreche. Passende Scheren mögen fleißig jeden Ueberfluß des Nagels entfernen, aber ja nicht zu tief gehen, weil die den Engländern entlehnte Sitte befiehlt, einen weißen, durchsichtigen Rand über ihm stehen zu lassen. Schwämmchen in lauwarmen Essig getaucht, reinigen dann vereint mit sanften Bürsten, die Nägel überhaupt, und wer nicht zu dem Hernapulver der Morgenländerinnen seine Zuflucht nehmen will, aber dennoch wünscht, recht klare, rosenfarbene Nägel zu haben, der wasche sie zuerst mit Seifenschaum, und reibe sie dann mit einer, aus gleichen Theilen Zinnober, feingeschlemmtem Schmirgel und Mandelöl bereiteten Salbe so lange, bis sie ganz durchscheinend werden, worauf wiederum Mandelseife die letzte Reinigung herstellt. Es versteht sich von selbst, daß wenigstens alle acht Tage die unten auf dem Nagel festliegende Haut vorsichtig gelöst und zurückgedrückt werden muß, um das hübsche Oval desselben zu bewahren und vor den entstellenden Neidnägeln zu schützen. Die Haut der Hand und der Arme recht sein, weiß und weich zu erhalten,[145] gibt es nicht leicht ein einfacheres und zweckgemäßeres Mittel, als das nächtliche Tragen leinwandner Handschuhe. Man reibt 68 Eidotter, je nachdem man viel oder wenig färben will, mit etwas Safran und Bergamottöl in einem irdenen Asche so lange, bis diese Ingredienzien zu einer genügend vereinten Masse geworden sind. Die Handschuhe werden dann hinein getaucht, sanft durchrieben, und im Schatten nur so weit getrocknet, daß sie noch eine geringe Feuchtigkeit behalten, worauf Mandeln mit einer kleinen Handmandel, durchaus nicht Plätten, ihnen die gehörige Glätte gibt, ohne doch der sammtartigen Weiche, die sie angenommen haben, zu schaden. Nachthalstücher auf gleiche Weise behandelt, sind auch der Weiße des Nackens sehr zuträglich und eben so empfehlenswerth als solche Handschuhe, die man namentlich auf dem Lande leicht bereiten kann, aber freilich nach jeder Wäsche in der Färbung erneuern muß. Das abendliche Waschen mit Erdbeeren einige Wochen fortgesetzt, vertreibt die durch Sonnenbrand veranlaßte Bräune am Sichersten. Als Vorsichtsmaßregel dagegen ist es überhaupt gut, zur Sommerzeit, vorzüglich im Freien, Handschuhe mit leicht abgeschnittenen Fingerspitzen, doch weder zu harte, noch zu enge, zu tragen. Daß grobe Arbeiten der Weiche der Haut schaden, ist natürlich; allein da doch gewiß nur wenige die Eitelkeit so weit treiben möchten, jeder Thätigkeit zu entsagen, um nur nicht die vollendete Niedlichkeit der Hände einzubüßen, so stehe hier 1) die Warnung vor der üblen, meistens schon in den Kinderjahren angenommen Gewöhnung, Bleistift, Schreib- oder Reisfeder, Stricknadeln etc. fest anzudrücken, weil dieses verunstaltende Schwielen erzeugende Verfahren leicht vermieden werden kann, und 2) der Trost, daß die Hornhaut, welche das Erlernen des Guitarrenspiels den Fingerspitzen zuzieht, mit der Zeit wieder verschwindet, und doch auch die frühere Empfindlichkeit gegen den Druck der Saiten mit sich nimmt. Eine große Pein fleißiger Mädchen bleibt endlich das schmerzhafte Zerstechen des Zeigefingers und der Spitze des[146] Mittelfingers der linken Hand; ein Uebelstand, der bei angestrengtem Nähen und Häkeln kaum zu vermeiden ist, dem aber auf der Stelle begegnet werden kann. Die nicht zu dürren Rüthchen von Birkenzweigen haben nämlich die Eigenschaft, daß, wenn man sie behutsam anbrennt, einige Tropfen Saft daraus fließen, die, auf den leidenden Finger gestrichen, ihm nicht nur augenblicklich das Weh benehmen, sondern wenn sie gehörig eintrocknen, auch eine für die nächsten Tage unverwundbare Decke, vermöge deren die Arbeit sofort getrost wieder vorgenommen werden kann, gewähren. Aufgesprungene Hände müssen mit Hirschtalg oder Palmöl eingerieben und Handschuhe darüber gezogen werden; erfrorne behandelt man auf frischer That am Besten, wie jedes andere Unheil der Art, mit Schneebädern, wer es aushalten kann. Milder und von erprobtem Erfolge ist das langsamere, aber schmerzlos zum Zweck führende Einreiben von rohem Gänsefett. (Man findet es klumpenweise in frisch geschlachteten Gänsen.) Das Glied, was damit zu heilen beabsichtigt wird, darf man aber durchaus nicht in Linnen, sondern in Blase wickeln; die einfache Procedur aber muß man alle Abende vornehmen, über Nacht die Binde behalten und dieß wenigstens 4 Wochen lang fortsetzen. Bei leichten Brandwunden an den Händen ist das Umwickeln mit zerzupfter Watte noch mehr zu empfehlen als das Eintauchen in kaltes Wasser, was zwar den Schmerz lindert, aber Blasen zurückläßt. Bei Quetschungen helfen Umschläge von lauem Essig, und wenn zerrissene Haut damit verbunden ist, lege man zerriebene Petersilie oder Körbel auf. Nadelstiche in die Finger macht das Eintauchen in warmes Wasser unschädlich. Sogenannte Umläufer (Fingerwurm, Dahl) vertilgen Viele im Beginnen durch Eintauchen in heißes Wasser und das öftere Waschen mit lauem ist gut gegen das häufige Transpiriren der Hände. Mandelseife und Mandelkleie sind unbedingt das Annehmbarste für die Reinlichkeit und Weiche derselben; aber für die Schönheit des Arms höchst nachtheilig und dabei ungesund ist die jetzige Mode[147] der engen Armlöcher in den Kleidern, weil sie den Blutumlauf hindert. Junge Mädchen verlieren dadurch zeitig eine Zierde, die zwar, so lange weite, lange Aermel getragen werden, keine bedeutende Rolle bei der Toilette spielt, doch ist die Hand so innig damit verbunden, daß manche rothe Hand wohl von diesem unnatürlichen Einpressen kommen mag. Wie groß wird die Reue sein, wenn, wie gar nicht mehr zu bezweifeln, die kurzen Aermel wieder en vogue kommen!
F.
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