Etzel [3]

[147] Etzel, 1) Franz August von, Ingenieur und Geograph, geb. 19. Juli 1783 in Bremen, gest. 25. März 1850 in Berlin, studierte in Berlin und Paris Naturwissenschaften, machte die Feldzüge von 1813–1815 mit, arbeitete dann in der Landesvermessung und ward 1820 dem preußischen Großen Generalstab beigegeben sowie bald darauf zum Lehrer an der Kriegsschule in Berlin ernannt. Seine Hauptwerke sind: »Erdkunde« (Berl. 1817–22, 3 Bde.); »Atlas von hydrographischen Netzen« (2. Aufl., das. 1820); »Terrainlehre« (4. Aufl., das. 1862); »Karten und Pläne zur allgemeinen Erdkunde« (mit K. Ritter, das. 1825 bis 1843). – Sein Sohn Anton, geb. 29. April 1821 in Berlin, gest. daselbst 9. Dez. 1870, machte größere Reisen im Orient, in Skandinavien und Italien und übersetzte dänische, schwedische und andre geographische Werke ins Deutsche. Seine selbständigen Schriften sind: »Die Ostsee und ihre Küstenländer« (3. Aufl., Leipz. 1874); »Grönland, geographisch und statistisch beschrieben« (Stuttg. 1860); »Vagabundentum und Wanderleben in Norwegen« (Berl. 1870).

2) Eberhard von, Wegebaumeister, geb. 15. Dez. 1784 in Stuttgart, gest. 30. Nov. 1840, baute unter anderm die 15 km lange Gebirgsstraße von Münsingen nach Ehingen und die aus zwei Hängewerken von je 30 m Weite bestehende bedeckte hölzerne Neckarbrücke in Heilbronn. 1810 aus dem Staatsdienst entlassen, erwarb er sich eine große Praxis im Zivilbauwesen, trat 1817 in das Oberbaukollegium, 1819 als technischer Rat in das Ministerium und reorganisierte das Straßen- und Brückenbauwesen Württembergs. 1822 bis 1830 baute er die Gebirgsstraße »Weinsteige« bei Stuttgart und 1827–32 die Donaubrücke in Ulm, die Enzbrücke bei Besigheim und die Neckarbrücke bei Kannstatt. Auch lieferte er den Erweiterungsplan von Stuttgart.

3) Friedrich August von, preuß. General, Bruder von E. 1), geb. 16. Okt. 1808, gest. 25. Dez. 1888 in Berlin, trat nach ausgedehnten Reisen 1826 in das Gardeschützenbataillon, wurde 1842 Hauptmann und 1856 Oberst im Generalstab. Im dänischen Kriege 1849 Generalstabschef einer Division, führte E. 1866 in Böhmen die 16. Division der Elbarmee, wurde Direktor der Kriegsakademie, 1870 stellvertretender Kommandeur des 9. Armeekorps, 1871 Gouverneur von Stettin und nahm 1874 als General der Infanterie seinen Abschied. 1873–77 war C. national-liberales Mitglied des Reichstags.

4) Karl von, Architekt und Eisenbahningenieur, Sohn von E. 2), geb. 6. Jan. 1812 in Heilbronn, gest. 2. Mai 1865 in Kemmelbach bei Linz, trat in das Bureau seines Vaters, beteiligte sich seit 1835 an dem Bau der Bahn von Paris nach St.-Germain, siedelte 1839 nach Wien über, wo er an der Wien-Gloggnitzer Bahn mit arbeitete, mehrere Privatbauten in Wiens Umgebung und das Dianabad baute. 1843 wurde er nach Stuttgart berufen und führte die Bahnbauten mit Einschluß der Untertunnelung des Rosensteins, der Herstellung des Bahnhofs von Stuttgart, der sogen. Geißlinger Steige (mit einem Gefälle von 1: 40) sowie des Viadukts bei Bietiegheim aus. 1853 folgte er einem Ruf in die Schweiz, wo er das neue Bankgebäude zu Basel errichtete und die Bauten der Schweizerischen Zentralbahn leitete, darunter die eisernen Viadukte über die Saane bei Freiburg und über die Aare bei Bern. 1857 trat E. als Baudirektor an die Spitze der österreichischen Kaiser Franz Josephs-Orientbahn und ward 1859 Baudirektor der Österreichischen Südbahngesellschaft, die unter anderm den Bau der Brennerbahn aufnahm. Die von E. projektierte Trasse dieser Bahn, die mit möglichster Vermeidung kostspieliger Kunst- und Tunnelbauten die höchste Wasserscheide ohne Tunnel überschritt, gilt als bahnbrechendes Meisterwerk. Er gab heraus: »Brücken und Talübergänge schweizerischer Eisenbahnen« (Basel[147] 1856–59, 2 Bde.); »Österreichische Eisenbahnen, entworfen und ausgeführt von E.« (Wien 1864–67, 6 Bde.); auch war er Mitbegründer der »Deutschen Eisenbahnzeitung« (1843ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 147-148.
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