Feuerzeuge

[529] Feuerzeuge, Apparate verschiedener Art zur Erzeugung von glimmendem oder flammendem Feuer. Die Bekanntschaft mit dem Feuer dürfte der Mensch auf sehr niedriger Kulturstufe bei der Bearbeitung des Holzes und der Steine gemacht haben. Werden trockne Hölzer sehr heftig gegeneinander gerieben, so erhitzen sie sich so stark, daß dabei sich bildendes Holzmehl[529] zu glimmen beginnt. Noch jetzt benutzen manche Naturvölker ein Stück Holz mit einer kleinen Vertiefung, in welche die Spitze eines Holzstabes gesetzt wird. Letztere versetzt man mit beiden Händen in quirlende Bewegung, wobei auf sein oberes Ende ein Druck ausgeübt werden muß. Bei entsprechender Auswahl der Hölzer (ein hartes und ein weiches) gelingt es, in wenigen Minuten, ja in wenigen Sekunden Glimmfeuer zu erzeugen. Dieser Feuerbohrer (Feuerquirl) wird verbessert durch Benutzung einer Schnur zur Hervorbringung der drehenden Bewegung und durch Anbringung einer Schwungscheibe aus Stein oder Holz, die zugleich drückend wirkt, besonders aber durch Auffindung eines geeigneten Zunders. Ebenfalls aus der Holztechnik hervorgegangen ist die Feuersäge, die in ganz Indien, Indonesien bis gegen Australien verbreitet ist. Sie besteht aus einem Stück Bambus mit scharfer Kante und einem Stück Bambusrohr mit einem Querschnitt, der bis ins Innere reicht, wo über dem Querschnitt Zunder angehäuft wird. Man setzt den Querschnitt auf die scharfe Kante des andern Stückes und zieht unter starkem Druck hin und her, bis der Zunder Feuer fängt. Auch Inder, Griechen, Römer und Deutsche benutzten den Feuerquirl. Nach Theophrast bestand das Feuerzeug aus zwei Holzstücken, der eschara (am besten von der Athragene, wahrscheinlich Clematis cirrosa) und dem trypanon (Bohrer), am besten vom Lorbeer, auch vom Dorn (Rhamnos), Efeu (Kittos) oder einer Eiche (Quercus Ilex, Prinos und Philyrea). In der »Odyssee« wird das trypanon mittels eines Riemens, bei den Indern der Stab, eingeklemmt zwischen zwei andern Hölzern, durch einen Strick bewegt. Du Montiers pneumatisches Feuerzeug (Kompressions-, Luftfeuerzeug, Mollets Pumpe, Feuerpumpe, Tachopyrion) besteht aus einem an einem Ende verschlossenen Hohlzylinder, in den man einen luftdicht schließenden Kolben mittels eines Stabes niederstößt und schnell wieder zurückzieht. Dabei entzündet sich ein unter dem Kolben an einem Häkchen befestigtes Stückchen Zündschwamm durch die bei der Kompression erzeugte Wärme. Derartige F. sind bei uns nie in allgemeinen Gebrauch gekommen, aber Boyle fand sie bei den Dajak auf Borneo und Bastian in Birma. Sie entstammen wohl der Technik der Herstellung von Blasrohren durch Herausstoßen des weichen Markes aus einer Holzstange. Bei der Verarbeitung von Steinen wurde die Entstehung von Funken beim Aneinanderschlagen harter Steine jedenfalls sehr früh beobachtet, und so entstand das Schlagfeuerzeug, das sich in sehr verschiedenen, zuweilen höchst zierlichen und auch kostbaren Formen bei Naturvölkern findet. Nach griechischer Sage erfand Pyrodes, Sohn des Cilix, die Kunst, Feuer aus einem Kiesel zu gewinnen. Zum Auffangen des Funkens soll Prometheus das Mark der Ferula benutzt haben, das nach Plinius auch in Ägypten angewendet wurde. In Ostsibirien benutzt man Pulver aus den getrockneten Blättern von Cirsium discolor, in Andalusien solches aus den Blättern von C. eriophorum. Plinius spricht von trocknen Schwämmen (fungi), erwähnt aber auch den Gebrauch von Blättern. Vom 14. oder 15. bis zum Anfang des 19. Jahrh. bestand das Feuerzeug aus einem Stahl (Feuerstahl), dem Feuerstein und Hobelspänen; zu Ende des 17. Jahrh. kam das thüringische Feuerzeug mit Zunder und Schwefelfäden in Gebrauch. F., die man in der Tasche bei sich trug, erhielten mannigfache Konstruktionen, z. B. die eines französischen Flintenschlosses, wobei der Zunder in die etwas vertiefte Pfanne gelegt und durch das Abdrücken des Hahnes entzündet wurde. Beim Luntenfeuerzeug ersetzt ein geschliffener Achat den Feuerstein, und der Funke fällt auf eine mit chromsaurem Kali getränkte Lunte. Auch wird ein kleines, am Umfang gerieftes Stahlrädchen durch Anwendung mehrerer Zahnräder in sehr schnelle Rotation versetzt und gibt hierbei an einem Stückchen feinkörnigen Sandsteins, das gegen die Peripherie des Rades gedrückt wird, lebhaft Funken, die auf eine Lunte fallen.

Fig. 1. Döbereinersches Feuerzeug.
Fig. 1. Döbereinersches Feuerzeug.

Der Apparat befindet sich in einer Kapsel von der Größe einer Taschenuhr und ist besonders bequem zum Anmachen von Glimmfeuer im Freien. Brenngläser wurden seit dem 13. Jahrh. gebraucht und im letzten Viertel des 18. Jahrh. durch billigere und häufigere Produktion populär. Sie wurden aber verdrängt durch die chemischen F. Fürstenberger erfand 1780 das elektrische Feuerzeug, bei dem aus Zink und verdünnter Schwefelsäure Wasserstoffgas entwickelt wird, das im Moment, wo es durch Umdrehen eines Hahnes aus einer seinen Öffnung im Entwickelungsgefäß entweicht, durch den Funken eines Elektrophors entzündet wird. Die gebildete Flamme überträgt sich auf den Docht eines an der Maschine angebrachten Wachsstockes. Bei Döbereiners 1823 erfundener Zündmaschine hängt in einem mit verdünnter Schwefelsäure gefüllten Gefäß a (Fig. 1) ein Glaszylinder b und in diesem an einem Draht c der Zinkkolben d.

Fig. 2. Bischofs Feuerzeug.
Fig. 2. Bischofs Feuerzeug.

Bei Öffnung des Hahnes e tritt die Säure in den Zylinder b und entwickelt in Berührung mit dem Zink Wasserstoffgas. Dieses entweicht aus f und strömt auf den in der Hülfe g enthaltenen Platinschwamm, durch den es entzündet wird. Sobald man e schließt, treibt das sich weiter entwickelnde Wasserstoffgas die Säure aus c, bis der Zinkkolben entblößt ist und damit die Gasentwickelung aufhört. Es wird also nicht mehr Material verbraucht, als absolut notwendig ist. Bei der ersten Einrichtung dieses Feuerzeugs muß man zur Vermeidung einer Knallgasexplosion das Wasserstoffgas eine Weile ausströmen lassen, ohne es auf Platinschwamm zu leiten, damit zunächst die Luft aus c vollständig verdrängt wird. Bischofs Feuerzeug (Fig. 2) besteht aus einem mit verdünnter Schwefelsäure gefüllten Gefäß a mit Ebonitdeckel b, Metallhülse c, Glocke d und Zinkblock e, der durch die Metallstange f mit der Hülfe c und dem Metallstäbchen g verbunden ist. Ein Stück Kohle h hängt an dem Metallstab i und ist durch den Draht k mit dem Metallstäbchen l verbunden. Durch den geöffneten Hahn m[530] strömt das Wasserstoffgas aus und entzündet sich an dem Platindraht n, der durch den elektrischen Strom glühend wird, sobald die Schwefelsäure den Zinkblock berührt. Die Benzinlämpchen und Benzinleuchter enthalten einen Schwamm und einen Docht, die mit Benzin getränkt werden, und eine Blechkapsel mit Handgriff, bei dessen Umdrehung eins der in der Kapsel enthaltenen Zündblättchen explodiert, wodurch das Benzin entzündet wird. Derartige Lämpchen hat man auch dicht über dem Docht mit einer zarten Platindrahtspirale versehen, die in den Strom eines galvanischen Elements (etwa des Haustelegraphen) eingeschaltet wird. Beim Druck auf einen Knopf wird der Strom geschlossen und der Platindraht glühend, worauf sich das Benzin entzündet. Nach Berthollets Entdeckung (1806), daß sich bei Zersetzung von chlorsaurem Kali durch Schwefelsäure brennbare Körper leicht entzünden, entstanden 1812 die Tunk- oder Tauchfeuerzeuge, dünne, an einem Ende mit Schwefel und mit einer Mischung aus chlorsaurem Kali, Zucker und Zinnober überzogene Hölzchen, die also äußerlich unsern Reibzündhölzern glichen und auf mit konzentrierter Schwefelsäure getränkten Asbest gedrückt wurden. Diese Hölzchen, die seit 1820 allgemein bekannt wurden und bis 1843 vorherrschend im Gebrauch blieben, waren ebenso unsicher und teilweise selbst gefährlich wie die Phosphorfeuerzeuge, bei denen man ein mit Schwefel überzogenes Hölzchen in eine sein verteilten Phosphor enthaltende Mischung oder einen Holzspan in eine aus gleichen Teilen Phosphor und Schwefel zusammengeschmolzene Mischung tauchte. An der Luft entzündeten sich diese Hölzchen dann von selbst. Über Reibzündhölzers. Zündhölzchen. Vgl. Stricker, Die F. (Berl. 1874); Wagner, Licht und Feuer (Weim. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 529-531.
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529 | 530 | 531
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