Pembroke [2]

[558] Pembroke (spr. pémmbrōk), engl. Grafentitel, den zuerst das Haus Clare seit 1138 führte. Eidam und Erbe des letzten Clare war William Marshall von Hastings, der von König Johann 1199 zum Grafen von P. und später zum Reichserbmarschall von England ernannt wurde und ihm in seinem Kampf gegen die Franzosen, dann in seinen Unterhandlungen mit den aufrührerischen Baronen die wichtigsten Dienste leistete. Nach Johanns Tod 1216 ließ P. als »Protektor des Königs und des Landes« den neunjährigen Sohn Johanns, Heinrich III., sofort krönen, um einer Usurpation seitens des französischen Prinzen Ludwig vorzubeugen, setzte auf einer Versammlung in Bristol 12. Nov. 1216 die Revision und Bestätigung der Magna Charta durch, schlug 20. Mai 1217 die Franzosen und die aufrührerischen Barone bei Lincoln und schloß 11. Sept. mit Frankreich den Frieden von Lambeth; er starb 14. Mai 1219. Seine Würden gingen nacheinander auf seine fünf Söhne über, deren jüngster, Anselm Marshall, 23. Dez. 1245 starb, worauf Heinrich III. den Titel auf das Haus Lusignan übertrug, indem er seinen Stiefbruder William von Valence zum Grafen von P. ernannte. Diesem folgte sein Sohn Almerich, der 26. Juni 1306 den König Robert Bruce von Schottland bei Methven schlug und dafür zum »Hüter von Schottland« ernannt ward, aber 10. Mai 1307 eine Niederlage bei Londonhill erlitt. Am 24. Juni 1314 rettete er in der Schlacht bei Bannockburn Eduard II. Leben und Freiheit und gehörte in der Folge zu den vornehmsten Räten des Königs, der ihn 1316 als Gesandten an den päpstlichen Hof zu Avignon schickte. Als er 1324 ohne Kinder starb, erlosch der Titel Graf von P. abermals, wurde aber 1339 von Eduard III. zugunsten des Barons Laurentius von Hastings, der von einer Schwester Almerichs abstammte, erneuert. Diesem folgte 1348 sein nachgeborner Sohn, John, der auf Befehl des Schwarzen Prinzen 1369 Poitou verheerte, darauf die Statthalterschaft von Guienne erhielt, 1372 aber die Seeschlacht bei La Rochelle gegen die vereinigte französisch-kastilische Flotte verlor. Er starb 1375 und hinterließ Güter und Würden seinem Sohn John, der 1389 bei einem Turnier zu Woodstock seinen Tod fand. Titel und Lehen fielen an die Krone zurück und wurden von König Heinrich IV. zuerst an seinen dritten Sohn, Herzog Johann von Bedford, dann an seinen jüngsten Sohn, Herzog Humphrey von Gloucester, verliehen. Nach des letztern Ermordung (1447) empfing William von Pole, Marquis, später Herzog von Suffolk (s. d.), Güter und Titel der Grafen von P. Nach dessen Ab leben 1450 ward Jasper Tudor, Sohn der Königin Katharina und Owen Tudors, von seinem Stiefbruder, König Heinrich VI., zum Grafen von P. ernannt, aber als Anhänger des Hauses Lancaster nach der Schlacht bei Towton 1461 sei ner Güter und Würden entsetzt, die an das Haus Herbert übergingen. Als aber 1485 Heinrich VII. Tudor den Thron bestieg, gab dieser seinem Oheim Jasper die ihm entzogenen Ehren wieder und ernannte ihn überdies zum Herzog von Bedford, [558] Erbmarschall von England und Vizekönig von Irland. Jasper zeichnete sich 1492 bei Heinrichs Feldzug nach Frankreich aus und starb kinderlos 21. Dez. 1495. Den erledigten Titel vergab erst Heinrich VIII. wieder, dessen Geliebte Anna Boleyn 1. Sept. 1532 zur Marquise von P. erhoben wurde. Unter Eduard VI. kehrte die Würde eines Grafen von P. an das Haus Herbert zurück, indem 1551 Sir William Herbert damit beliehen wurde. Dieser erlangte als Gemahl der Anna Parr, Schwester von Katharina Parr, der letzten Gemahlin Heinrichs VIII., bei Hofe großen Einfluß und wurde zu einem der Vormünder Eduards VI. ernannt. Unter dessen Regierung trug er zum Sturz des Protektors Somerset bei und erkannte nach des Königs Tode das Recht der Prinzessin Maria auf die Thronfolge an. Bei dem Ausbruch des Krieges mit Frankreich erhielt er den Oberbefehl über die englische Streitmacht und nahm an der Erstürmung von St. Quentin teil. Auch der Gunst der Königin Elisabeth hatte er sich zu erfreuen. Da er sich aber der gefangenen Maria Stuart annahm, wurde er 1569 auf einige Zeit in Hast gesetzt und starb bald darauf 17. März 1570. Zu seinen Nach kommen gehört Thomas von P., der unter Jakob II. Lord-Lieutenant von Wiltshire, nach Wilhelms III. Thronbesteigung 1690 erster Lord der Admiralität, 1692 Lord-Siegelbewahrer und vornehmster Ratgeber des Königs und 1702 Großadmiral von England und Irland wurde. Während der Abwesenheit des Königs gehörte er siebenmal zur Zahl der Lords Justices, denen die Regentschaft des Landes anvertraut war, und bekleidete dasselbe Amt auch unter Georg I., nachdem er vorher drei Jahre Lord-Lieutenant von Irland gewesen war. Er starb 22. Jan. 1733. Gegenwärtiges Haupt der Familie, der auch Lord Sidney Herbert (s. Herbert 3) angehörte, ist Sidney Herbert, geb. 1853, der 1885–92 jüngerer Lord des Schatzamts und vom Juli 1895 bis zum Dezember 1905 Lord-Steward des königlichen Haushalts war.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 558-559.
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