[479] Änēas, 1) Sohn des Anchises u. der Aphrodite, auf den. Ida geboren u. Anfangs von Nymphen, dann von Alkathoos in Dardanus erzogen. Am Trojanischen Kriege nahm er erst dann Theil, als Achilles ihm seine Heerden wegführte, u. er war nach Hektor der Tapferste bei der Vertheidigung Trojas u. der Einzige, welchen der sonst den Troern feindliche Poseidon schützte. Mitten in der brennenden Stadt kämpfte er, bis Alles verloren war, u. führte dann noch eine Schaar von Trojanern, mit Weibern u. Kindern auf den Berg Ida, rettete seinen Vater auf den Schultern aus dem Kampfgewühl, seinen Sohn Askanios an der Hand; seine Gemahlin Kreusa verlor er auf der Flucht. Von nun an sind die Sagen verschieden. Während er nach Ein, in Troas blieb u. über das wieder gesammelte Volk eine neue Herrschaft gründete, wanderte er nach And. aus. Die Geschichte der Auswanderung des Ä. verdanken wir bes. römischen Geschichtsschreibern u. Dichtern (indem sich die Römer rühmten, von den Trojanern unter A. abzustammen u. viele edle Geschlechter, u. a. das Julische, von ihm entsprossen sein wollten), unter Letzteren bes. dem Virgil, dessen Epos nach dem Helden Äneïs (Äneïde) heißt. Nach derselben verließ er im 2. Jahre nach Trojas Zerstörung die Heimath mit 20 Schiffen u. einer großen Anzahl Begleiter, darunter der Steuermann Palinuros, der auf der Fahrt ins Meer fiel u. umkam, Achates, der Phrygier Äolos, der Lyrnessler Akmon, Alkathoos, Aphidnos, Attys, Butes, die Freunde Nisos u. Euryalos, Hippokoon, Kapys, Mnestheus, Serestos (dei auf der Fahrt durch einen Schiffbruch von Ä. getrennt worden war, denselben aber in Carthago wieder fand u. dann mit ihm nach Italien ging), Sergestos, Thersilochos u. v. a. Die Fahrt ging über Thracien, wo er sich niederlassen wollte u. die Stadt Änos zu bauen begann, dann nach Delphi, wo er das Orakel befragte, nach Kreta, wo ihn eine Pest vertrieb, dann nach Epiros, wo er in Actium dem Apollo zu Ehren Spiele feierte u. Helenos u. Andromache fand; von hier nach Sicilien, wo auf der WSeite bei Drepanum Anchises starb; von da wollte er nach Italien fahren, wurde aber nach Libyen u. Carthago verschlagen, wo ihn Dido (s.d.) aufnahm u. bei sich behalten wollte; aber auf Befehl seiner Mutter Aphrodite verließ er sie. Von da kam er wieder nach Sicilien, wurde von Acestes gastlich aufgenommen u. baute die Stadt Acesta. Hier verbrannten die Weiber der Gefährten die Schiffe, um nicht von Neuem zur See zu gehen; Ä. aber ließ sie zurück u. kam nun nach Italien, landete bei Cumä, wo er die Sibylle fand, die ihm zum Hinabstieg in die Unterwelt behülflich war. Auf die Oberwelt zurückgekehrt, schiffte er nördlicher u. lief endlich in den Tibris ein. Der König Latinus nahm ihn gastlich auf, gab ihm seine Tochter Lavinia (Launa) zur Gemahlin u. das Reich dazu, so sehr auch seine Gemahlin Amata, weil sie die Lavinia schon dem Turnus versprochen hatte, dagegen war; ja selbst ihre beiden Söhne tödtete sie, welche die Heirath billigten, u. starb, als sie vergebens gegen Ä. gewirkt, eines freiwilligen Todes. Aber der Rutulerfürst Turnus, Sohn des Daunus u. der Venilia, Verlobter der Lavinia, gereizt von der Priesterin Chalybe, kam an der Spitze eines großen Heeres, um Rache an Ä. zu nehmen. Nach Ein. fiel er im Zweikampf von Ä., nach And. wendete er sich nach unglücklicher Schlacht, in welcher Latinus blieb, zu den Nachbarvölkern, u. diese kamen, Sabiner unter Clausus, Tiburtiner unter Catillus, Cäriten unter Mezentius u. dessen Sohn Lausus, zu seiner Hülfe herbei. Auch Ä. erhielt Hülfe, bes. von Euander u. dessen Sohn Pallas, von den Ligurern unter Cupavo. Nach geendigtem Kriege heirathete er die Lavinia u. gründete ein Reich, aus[479] welchem die Albanischen Königen. so mittelbar die Römer abstammen wollten, s. oben. Die Römer verehrten ihn als Indiges, u. man stellte ihn vor umgeben mit einer Löwenhaut, auf den Schultern seinen Vater Anchises tragend, ander Hand den kleinen Askanios führend, wie er das brennende Troja verlassen haben soll. 2) Ä. Sylvius, König von Alba Longa, f. d. 3) Ä. Taktikos, Feldherr der Arkadier gegen 361 v. Chr.; von seinen strategischen Werken ist Πολιορκητικά (die Kunst, Städte zu belagern) erhalten, herausgeg. von Casaubonus, Paris 1609, Fol., von Orelli, Lpz. 1818. 4) Ä. Gazäos, von Gaza, zu Ende des 5. Jahrh. Schüler des Neuplatonikers Hierokles zu Alexandrien, ward Christ u. wendete die Grundsätze der neuplatonischen Philosophie auf das Christenthum an. Schriften in der Biblioth. patrum. 5) Ä. Sylvius, so v.w. Papst Pius II.