Apologet

[609] Apologet (gr.), Vertheidiger einer Sache od. [609] Person mit Gründen gegen Einwürfe. Daher Apologētik, die Wissenschaft der Vertheidigung des Christenthums gegen seine Gegner. Sie sucht mit Hülfe der Philosophie, bes. der philosophischen Anthropologie, zu beweisen, daß das Christenthum das unvergleichbar höchste Heil für die Menschheit u. außer ihm, auch in keiner andern positiven Religion, Heil zu finden sei, weil das Christenthum allein das Bedürfniß der menschlichen Natur (welche die A. zum Maßstabe nimmt), vollkommen befriedige. Gegen die Anhänger anderer Religionen u. gegen die Freidenker hat die A. zu zeigen: erst daß das Christenthum die vollkommenste Erkenntniß von göttlichen u. menschlichen Dingen, od. die höchste Wahrheit enthält; dann daß das Christenthum seine innere ideale Wahrheit auch im Leben bewährt habe u. noch bewähre. Gegen die Freidenker zeigt sie zunächst die Unentbehrlichkeit der Offenbarung u. religiösen Gemeinschaft, u. durch geschichtliche Nachweisung, daß im Christenthum wirklich eine göttliche, allgenugsame u. nie zu übertreffende Offenbarung erschienen ist; ferner, daß Jesu Geschichte Wahrheit ist u. die biblischen Bücher volle Glaubwürdigkeit haben; dann wie Christus auf die Welt gewirkt hat u. durch die gestiftete Gemeinschaft (Kirche) noch wirkt, u. endlich daß diese Kirche bisher alle Menschenbildung beherrscht u. befördert hat u. noch beherrscht u. befördert. Vgl. Argumentum. Die A. des Christenthums war Anfangs gegen die Juden u. Heiden, nachher, als das Heidenthum untergegangen war, gegen die Juden u. Muhammedaner, später gegen die Irrchristen, Freidenker u. Naturalisten gerichtet, gegen welche sie noch zu richten ist. Die berühmtesten Apologeten des Christenthums sind: Quadratus, Aristides, Justinus Martyr, Athenagoras, Tatian, Theophilus, Tertullian, Minucius Felix u. A., später Origenes (contra Celsum). Eusebius, Arnobius, Lactantius, Augustin; gegen die Muhammedaner u. Juden Bartholus Edessenus, Raymundus Martinus; eine philosophische Vertheidigung des Christenthums schrieb Thomas Aquinas; die Übereinstimmung der Vernunft u. des Christenthums zeigten Marsil. Ficinus, I. L. Vives, Hugo Grotius, Jac. Abbadie, Joh. Locke, Basedow u. A. Joh. Leland, Lilienthal, Nösselt, Leß, Stattler, Tobler, Tölner, Jerusalem, A. Haller, Seiler, Rosenmüller, Eberhard, Spalding, Kleuker, Paley, Lange u. A. aber vertheidigten das Christenthum gegen die Deisten u. Gegner des Offenbarungs-glaubens. Vgl. Tzschirner, Geschichte der Apologetik, 1. Theil, Lpz. 1805; G. H. von Sanden, Geschichte der A., 1831 ff. (deutsch von Quack u. Binder, Stuttg. 1846, 2 Bde.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 609-610.
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