[438] Kern, 1) Vincenz von K., geb. 1760 in Grätz, st. 1829 als Professor der praktischen Chirurgie, war k. k. Rath u. Leibchirurg, Vicedirector der Medicinisch-chirurgischen Studien in Wien u. machte sich vorzüglich durch Empfehlung des kalten Wassers bei Wunden bekannt; er schr.: Avis aux chirurgiens pour les engager à accepter et à introduire une méthode plus simple, plus naturelle et moins dispendieuse dans le pansement de blessés, Wien 1809 (deutsch von Schaul, Stuttg. 1812); Über die Handlungsweise bei Ablösung der Glieder, Wien 1814, 2. Aufl. ebd. 1826; Über die Anwendung des Glüheisens, ebd. 1828; Die Steinbeschwerden der Harnblase u. der Blasenschnitt, ebd. 1828; Die Leistungen der chirurgischen Klinik an der Hohen Schule zu Wien, von 180524, ebd. 1828; Beobachtungen u. Bemerkungen aus dem Gebiete der praktischen Chirurgie, ebd. 1828; Über die Verletzungen am Kopfe u. die Durchbohrung der Hirnschale, ebd. 1828. 2) Konrad, geb. 1808 in Berlingen im Schweizercanton Thurgau, studirte Anfangs in Basel Theologie, später in Heidelberg u. Berlin Jurisprudenz, ging darauf wieder nach Thurgau zurück, machte hier die Bekanntschaft des Prinzen Louis Napoleon (nachmaligen Kaisers Napoleon III., welcher 18311838 auf dem Schlosse Arenenberg lebte), wurde 1837 Mitglied des Großen Rathes von Thurgau, war als solcher namentlich bet der Revision der Thurgauischen Verfassung thätig u. widersetzte sich im Großen Rathe 1838 der von Frankreich verlangten Ausweisung Louis Napoleons (nach dem Strasburger Attentat), so daß dieselbe von der Schweiz zurückgewiesen wurde. Seit dem Sonderbundskriege für eine Bundesreform thätig, wurde er Mitglied der von der Tagsatzung ernannten Commission, welche die Bundesverfassung vom 12. Septbr. 1848 vorbereitete, wurde nach Einführung der neuen Verfassung zuerst Mitglied des Nationalrathes von Thurgau, dann des Ständerathes, war später für Organisation des Bundesgerichtes thätig, welchem er 1850 vorstand, u. wurde Präsident des Eidgenössischen Schulrathes. Als in Folge des Royalistenaufstandes in Neuenburg (3. Septbr. 1856) die Schweiz von einem Conflicte mit Preußen bedroht war, wurde K. am 12. Jan. 1857 vom Bundesrath zum außerordentlichen Bevollmächtigten gewählt, um bei dem Kaiser Napoleon u. dessen eventueller Vermittelung zu Gunsten der Schweiz zu wirken, u. nahm dann in dieser Stellung an den Pariser Conferenzen Theil. Von Paris nach der Schweiz zurückgekehrt, hatte er im verschiedensten Sinne Anfechtungen zu erleiden, wurde aber dessenungeachtet zum außerordentlichen Gesandten u. bevollmächtigten Minister der Schweizer Eidgenossenschaft in Paris ernannt, welchen Posten er im Novbr. 1857 antrat.