Mechitar da Petro

[43] Mechitar (Mekhitar) da Petro, geb. 7. Febr 1676 in Sebastia, war erst Lehrer im armenischen Kloster Posseno in Erzerum, kam 1700 nach Constantinopel u. stiftete hier 1701 eine geistliche Verbindung, welche sich die Hebung des armenischen Volks u. dessen Nationalliteratur, sowie die Verbreitung der Kenntniß der Altarmenischen Sprache zum Ziele[43] setzte. Dem armenischen Patriarchen zu Constantinopel wegen Hinneigung zur Lateinischen Kirche verdächtig geworden, zog er es vor, mit seinen Schülern nach Morea zu gehen, wo er von der venetianischen Regierung 1703 die Erlaubniß erhielt, in Modon ein Kloster u. eine Kirche zu erbauen. Nachdem M. um diese Zeit zu den mit der Katholischen Kirche unirten Armeniern übergetreten war, erhielt die von ihm gestiftete Congregation der Mechitaristen 1712 von Papst Clemens XI. die Bestätigung; die Kämpfe zwischen Venetianern u. Türken nöthigten jedoch die Glieder derselben, 1715 nach Venedig zu flüchten, wo sie, nachdem ihr Kloster in Modon von den Türken zerstört worden war, vom Senate die im Süden der Stadt gelegene kleine Insel San Lazaro erhielten u. dort ihr noch bestehendes Hauptkloster gründeten. M. starb hier am 16. April 1789. Der Glaube der Mechitaristen ist der rein römisch-katholische; sie feiern bes. das Fest der Auferstehung, Mariä Geburt, Mariä Schutz, das Fest des St. Antonius (ihres Schutzheiligen); ihr Ritus der syrische, ihre gottesdienstliche Sprache die armenische; der Wandel streng u. ehrbar, aber nicht herb; Tracht: schwarzer langer Rock mit Ledergürtel, darüber ein kurzer, schwarzer, offener Rock, zum Ausgehen ein langer schwarzer Mantel mit spitzer Kapuze, Schuhe; sie haben eine Kranztonsur u. tragen Bärte; die Missionäre zur Unterscheidung ein rothes Kreuz auf der Brust; die Regel ist der der Benedictiner nachgebildet; außer den gewöhnlichen Gelübden haben sie noch die Verpflichtung, das Evangelium, wenn auch mit Lebensgefahr, zu predigen u. die Wissenschaft durch Herausgabe klassischer Werke der Armenischen Literatur zu befördern u. Vereine zur Verbreitung guter Bücher zu bilden. Der Hauptsitz dieser Vereine ist seit 1810 in Wien, wo sie ein großes Kloster u. eine eigene Buchhandlung (Mechitaristenbuchhandlung) haben. Ein Zweigverein ist in München. 1816 nahmen sie den Titel Akademie an u. ernannten als solche sogar Akatholiken. Seit 1842 haben sie die höheren Klassen ihrer Erziehungsanstalt nach Paris verlegt, weil man ihnen in Venedig nicht mehr volle Freiheit gewähren wollte. Vgl. Boué, Le convent de St. Lazare à Venise, Par. 1837; Neumann, Geschichte der armenischen Literatur, Lpz. 1836.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 43-44.
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