Portugiesische Sprache

[399] Portugiesische Sprache. Die P. S. ist eine der Romanischen Sprachen u. hat sich aus einem römischen Provinzialdialekt (Lingua Romana rustica) entwickelt. Zum Portugiesischen gehört genau genommen auch der Galicische Dialekt im nordwestlichen Spanien. Obgleich die P. S. der Castilianischen (Spanischen) am nächsten steht u. mit derselben gleiche Quelle, daher auch fast gleichen Wortgehalt besitzt, so unterscheidet sie sich jedoch durch wichtige grammatische Züge. Auch die Mischungsverhältnisse beider Sprachen sind nicht ganz dieselben; während das Portugiesische weniger arabische Bestandtheile zeigt, als das Spanische, hat es viel mehr französische Wörter aufgenommen. Unter den Mundarten sind die von Beira u. Minho als die eigenthümlichsten zu erwähnen. Außer Portugal selbst ist das Portugiesische auch die Landessprache Brasiliens, sowie einiger Städte u. Gebiete Ostindiens (Goa u. Diu). Die P. S. ist die weichste, süßeste, aber zugleich auch die unmännlichste u. kraftloseste der Romanischen Sprachen. Die Portugiesen bedienen sich des lateinischen Alphabets. Die Vocale haben einen doppelten Laut, einen hellen u. einen dumpfen; mit letzterem wird das a fast wie ä, das o wie u ausgesprochen; das u lautet[399] wie im Deutschen. C als k vor a, o, u, als ß od. scharfes f vor e u. i, u. mit der Cedilha (ç), auch vor a, o u. u; ebenso ist ch dem französischen ch, u. j dem französischen, j in der Aussprache gleich; g hat die französische Aussprache vor einem Consonanten u. den Vocalen e, i; vor a, o, u ungefähr wie das deutsche ch; h ist am Anfang einer Sylbe immer stumm, nach l u. n dient es dazu, diese Buchstaben zu mouitliren, wie ill u. gn im Französischen; m am Ende hat einen dumpfen, den französischen Nasentönen verwandten Laut, eben so wie die Buchstabenverbindungen āa, āo, ōes, āes; in diesen wird der mit dem Strich bezeichnete Vocal mit einem dumpfen Nasenton ausgesprochen, welchem der andere Vocal kaum hörbar nachklingt; āa lautet ungefähr wie ang-ă od. á-ang, āo wie ang-ŭ od. á-ung etc.; das u nach q wird nur dann gehört, wenn ein s darauf folgt, sonst ist es stumm. S hat einen sanften u. einen zischenden Laut, erstern zwischen zwei Vocalen, letztern am Anfang einer Sylbe; z gleicht in der Aussprache dem deutschen weichen f; x lautet wie im Deutschen (kf) in einigen aus dem Lateinischen entlehnten Wörtern, z.B. fluxo, sexo; wie s mit kaum hörbar vortönenden i am Ende einer Sylbe, z.B. explico sprich é-isplicu; wie ein sanftes s am Ende der Wörter, wo deshalb Viele ein z schreiben, z.B. feliz statt felix; wie sch in der Regel am Anfange einer Sylbe, wie in peixe, xadrez. Die Diphthongen sind im Portugiesischen nicht so eng verschmolzen, wie im Deutschen, sondern der erste Vocal wird meist bes. betont u. zieht den letzten schnell nach sich; ou wird in einigen Wörtern wie oi ausgesprochen. Die Substantiva haben nur zwei Geschlechter, das männliche u. weibliche. Die Mehrzahl wird durch ein s, nach Consonanten mit vorhergehendem e bezeichnet; in den auf l endigenden Wörtern fällt dies in der Mehrzahl aus, z.B. sol, soes, annel, anneis, barril, barris, docil, doceis; die Wörter auf āa u. m verwandeln den letzten Buchstaben in ns, z.B. lāa, lans, fim, fins; die auf āo haben in der Mehrzahl theils āos, theils āes (aens) od. ōes (oens), z.B. irmāo, irmāos, cāo, caens (cāes), leāo, leoens (leōes). Die Declination geschieht durch Vorsetzwörter, de für den Genitiv, a für den Dativ; mit dem bestimmten Artikel o, a, schmelzen sie in do, da, ao, á, im Plural dos, das, aos, ás zusammen. Es gibt viele Vergrößerungs- u. Verkleinerungssylben. Die Vergleichungsgrade werden durch das Wort mais, mehr, gebildet; doch besteht hier daneben die Superlativendung issimo. Die Personalpronomina werden mit dem als Demonstrativ gebrauchten Artikel verbunden, z.B. mo statt me o, mir es, ferner to, selo, nolo, volo etc. Die Zeitwörter bilden ihre Tempora zum Theil durch die Hülfsverba ter u. haver haben, ser u. estar sein. Es gibt eine dreifache Conjugation, je nachdem der Infinitiv auf ar, er od. ir endigt. Die Participien haben in vielen Zeitwörtern eine doppelte (regelmäßige u. unregelmäßige) Form, letztere dem Lateinischen nachgebildet, z.B. occultado u. occulto von occultar, prendido u. preso von prender, expellido u. expulso von expellir; die regelmäßige Form dient gewöhnlich zu Bildung der zusammengesetzten Zeiten, die unregelmäßige als Adjeclivum. Die Präpositionen zerfallen in solche, welche die Partikel des Genitivs, de, nach sich haben, u. solche, welche unmittelbar vor ihrem Nennwort stehen. Einige werden mit dem darauf folgenden Artikel zusammen geschmolzen, z.B. em o in no, por o in pelo. Das Adjectiv steht bald vor, bald nach dem Substantiv nach denselben Regeln, wie im Französischen. Die persönlichen Pronomina werden dem Zeitwort, von dem sie regiert sind, oft angehängt, die Possessiva haben den Artikel vor sich, z.B. o meu pāo, mein Brod. Überhaupt hat die P. S. die meisten Eigenheiten der verwandten Romanischen Sprachen, dieselbe Leichtigkeit der Construction u. einen noch freieren Gebrauch der Zeitformen. Der Anfang des Vaterunsers lautet: pae nosso que estás nos ceos, sanctificado seja o teu nome, d.h. Vater unser welcher bist in den Himmeln, geheiligt sei der dein Name. Unter den Wörterbüchern sind hervorzuheben das von Antonio de Moraes Silva (Lissab. 1789, 2 Bde., 4. Aufl. 1831) u. das der Akademie (den Buchstaben A enthaltend, ebd. 1793, Bd. 1), sowie das etymologische von Constancio (Par. 1836). Die französischen Bestandtheile der Sprache verzeichnet Franc. de Santo-Luiz (Glosario das palavras * frases da lingua francesa, que se tem introduzida no locuçao portugueza moderna, Lissab. 1827), die arabischen Joao de Sousa (Vestigios da lingua arabica em portugueza, 2. Aufl. ebd. 1830); ein Hülfsmittel für das ältere Portugiesische lieferte Santa Rosa de Viterbo (Elucidario das palavras termos e frases, que em Portugal antiguamente se usarao e que hoje regularmente se ignorao, ebd. 1798–99, 2 Bde.). Zuerst über die immer noch schwankende Orthographie schrieb Duarte Nuñez de Liao (Origem da lingua portugueza, ebd. 1616 u. ö.); über die Geschichte der Sprache handeln mehre Abhandlungen in den Memorias de literatura portugueza, herausgeg. von der Akademie. Über Synonymen schrieb Franc. de Santo Luiz (ebd. 1824–28, 2 Bde.), über Metrik Ant. Felic. de Castilho (Tratado de metrificaçao portugueza, ebd. 1851). Die besten Grammatiken verfaßten Constancio (Par. 1831) u. Jeronimo Soares Barboza (Grammatica philosophica, 2. Aufl. Lissab. 1830). In Deutschland gaben Wagener (Hamb. 1802), Aldoni (Lpz. 1813) u. Pinheiro de Sousa (ebd. 1851) Grammatiken u. Wollheim (ebd. 1844, 2 Bde.) ein Wörterbuch heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 399-400.
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